Julia Festival Band 0105
unglücklich! Und seine plötzliche Fürsorge machte alles nur noch unerträglicher.
„Nein!“ Sie wich ihm aus. „Ich kann das nicht ertragen“, stieß sie verzweifelt hervor.
„Ich verstehe dich nicht, Cally“, sagte Nick nach kurzem Schweigen. „Erst schmiegst du dich an mich, bist kurz davor, dich mir hinzugeben, und dann leistest du plötzlich erbitterten Widerstand. Alles innerhalb weniger Minuten. Warum hast du mich denn so erregt, wenn du doch nicht bereit bist, die Konsequenzen zu tragen?“
Sie mied seinen Blick. „Ich … ich dachte, ich wäre so weit. Und ich musste es doch wenigstens versuchen – wegen Gunners Wharf. Ich hatte Angst, du würdest die Vereinbarung rückgängig machen“, fügte sie mit erstickter Stimme hinzu.
„Du liebe Zeit“, sagte Nick leise und erschüttert, stand auf und begann, seine Kleidungsstücke aufzuheben. „Bitte lass dir eins gesagt sein, Cally: Du bist meine Frau, und ich werde dich nicht gehen lassen, bevor du deinen Part der Vereinbarung erfüllt hast. Aber ich habe auch keine Lust auf Krieg in meinem Bett. Du kannst zu mir kommen, wenn du bereit bist, Frieden zu schließen.“
„Und wenn ich das nicht tue?“, fragte sie leise.
„Du wirst kommen, mein Täubchen. Allein schon aus weiblicher Neugier.“ Nick ging zur Tür, hinter der sein Schlafzimmer lag. Bevor er sie öffnete, wandte er sich noch einmal um. „Übrigens brauchst du dir keine Sorgen um Gunners Wharf zu machen. Das Projekt wirt fortgeführt. Ich stehe zu meinem Wort. Wir sehen uns dann beim Abendessen“, fügte er mit einem kühlen Lächeln hinzu.
Kaum war Cally allein, begann sie zu weinen und mit ihrem Schicksal zu hadern. Warum konnte sie nicht aufhören, Nick zu lieben? Warum musste sie ihn mit einer anderen Frau teilen? Warum konnte er sie, Cally, nicht einfach in Ruhe lassen? Aber nein, er wollte ein Kind von ihr. Und sie fühlte sich verpflichtet, es ihm zu schenken.
Langsam versiegten die Tränen. Cally überlegte, wie sie das Beste aus ihrer Situation machen könnte, ohne dass ihr das Herz noch schwerer wurde. Wahrscheinlich wäre es wirklich am einfachsten, die Verbindung mit Nick als Geschäftsbeziehung zu betrachten und Gefühle auszuschalten.
Ich werde es versuchen, dachte Cally. Er soll bekommen, was er verlangt. Noch heute Abend, und ich werde sogar mein Hochzeitskleid tragen.
Cally knöpfte den letzten der kleinen, mit Seide bezogenen Knöpfe zu und betrachtete sich im Spiegel. Zwar war sie noch etwas blass, doch es war ihr nicht mehr anzusehen, dass sie geweint hatte.
Im Nebenzimmer hörte sie Nick. Auch er schien sich zum Abendessen umzuziehen. Mit bebender Hand griff Cally nach der Bürste und zog sie so lange durchs Haar, bis es duftig und schimmernd ihr Gesicht umschmeichelte. Dann legte sie ein wenig rosafarbenen Lippenstift auf und griff nach einer Parfümflasche, die sie kurz zuvor auf ihrer Frisierkommode entdeckt hatte. Nachdenklich betätigte sie den Zerstäuber und atmete ihren Lieblingsduft ein. Nick schien wirklich an alles zu denken …
Sie ließ sich noch etwas Zeit, bevor sie hinunterging. Nick stand an der geöffneten Terrassentür des Salons und blickte hinaus. Es war bereits dunkel. Als Nick sich umwandte und Cally bemerkte, schien ein Ruck durch ihn zu gehen.
Die plötzliche Spannung erfasste auch Cally.
Schließlich hatte Nick sich von seinem Schock erholt, die Spannung legte sich wieder. „Du siehst bezaubernd aus.“
„Danke“, antwortete sie leise. Nick selbst sah fantastisch aus im Smoking.
Das letzte Mal hatte sie ihn beim Jägerball im Smoking bewundern können. Damals hatte sie vergeblich darauf gewartet, von Nick zum Tanz aufgefordert zu werden. Sie wusste noch genau, wie sie sich in der Nacht in den Schlaf geweint hatte.
„Die Thurstons haben zur Feier des Tages Champagner kalt gestellt.“ Nick griff nach der Flasche, schenkte zwei Sektflöten ein und reichte Cally ein Glas, bevor er das andere erhob. „Auf das Leben!“
„Auf das Leben!“ Auch Cally hatte ihr Glas erhoben und trank einen Schluck.
Das Abendessen war wirklich erlesen. Es gab Consommé, gefolgt von einem leichten Fischmousse, gebratener Ente in Kirschsoße und als Dessert Floating Island Pudding. Die Speisen wurden von Frank Thurston serviert, einem ruhigen Mann mit schmalem Gesicht. Da sie nicht ungestört waren, unterhielten Nick und Cally sich über allgemeine Themen.
„Bitte richten Sie Margaret aus, dass sie sich selbst übertroffen hat.“ Nick
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