Julia Festival Band 0105
deine Aufmerksamkeit zu erregen“, fügte er hinzu.
Chessie folgte seinem Blick und zuckte zusammen. „O nein, Mrs. Rankin. Sie hat nicht mehr mit mir geredet, seit … nun ja, seit einer Ewigkeit.“
„Sie kommt zu uns.“
Mrs. Rankin und ihr sanftmütiger Gatte waren nur die ersten einer ganzen Reihe. Alle erinnerten sich plötzlich an Chessie und brannten darauf, ihren künftigen Ehemann kennenzulernen. Zu ihrer größten Verlegenheit fand sie sich bald im Mittelpunkt des allgemeinen Interesses wieder.
Ihr war natürlich klar, dass es den Leuten ausschließlich um Miles ging. Sobald sich erst herumsprach, dass sie nicht mehr mit ihm verlobt war, würde sie wieder in Vergessenheit geraten. Insbesondere dann, wenn herauskam, dass sie im White Hart kellnerte.
Als der Tanz begann, bildete sich sofort eine Schlange von Männern, die Chessie auffordern wollten. Zögernd schaute sie zu Miles hinüber. Was mochte er empfinden, wenn sie sich in eine Vergnügung stürzte, von dem er ausgeschlossen war?
Er lächelte sie an. „Nur zu, Chessie.“
Sie tanzte leidenschaftlich gern und gab sich ganz dem Rhythmus der Musik hin. Miles beobachtete sie vom Rand der Tanzfläche aus. Sie spürte seinen eindringlichen Blick wie eine Berührung. Als sie ihn ansah, war sie außerstande, ihr Verlangen nach ihm zu verbergen.
Mit zitternden Lippen hauchte sie einen Kuss in seine Richtung.
Miles wandte sich ab und verschwand in der Menge.
Sie war enttäuscht über die Zurückweisung und konzentrierte sich auf ihre Partner. Sie flirtete, lächelte und bewegte sich so verführerisch, als würde sie keine Sorgen kennen.
Ihr derzeitiger Partner war allerdings ein eher ungeschickter Tänzer, der mit hochrotem Kopf vor ihr hüpfte.
„Entschuldige, Greg.“ Alastair tauchte auf wie aus dem Nichts. „Jetzt bin ich dran, alter Junge.“
Chessie ignorierte sein herablassendes Lächeln, als Greg sich entfernte. „Das war sehr unhöflich“, beschwerte sie sich.
„Wie hätte ich sonst in deine Nähe kommen sollen? Du scheinst die Ballkönigin zu sein, meine Süße.“ Sein anmaßender Blick bereitete ihr Unbehagen. „Ein tolles Kleid.“
„Danke. Miles hat es mir gekauft.“
„So?“ Sein Lächeln wurde breiter, als ein romantisches, langsames Stück gespielt wurde. Er legte die Arme um sie und zog sie fester an sich, als ihr lieb war. „Wie großzügig von ihm. Bist du als Gegenleistung ähnlich freigebig? Früher warst du das nämlich nicht.“
„Ich denke, das ist allein meine Sache.“ Sie versuchte vergeblich, sich aus seinem Griff zu lösen. „Wie geht es deinem Vater?“ Vielleicht konnte sie ihn ja durch einen Themenwechsel ablenken. „Ich habe ihn in dieser Woche ein wenig vernachlässigt, aber Miles hat das Buch fast beendet, und ich war sehr beschäftigt.“
„Er ist in seiner Ecke gut aufgehoben.“ Alastairs Miene verdüsterte sich. „Schwester Taylor sagt, dass er jeden Tag die Hand besser bewegen kann.“
„Miles hat mir erzählt, dass Sir Robert wieder lernt, seinen Namen zu schreiben.“
„Ja, und das ausgerechnet im unpassendsten Moment.“
Ungläubig sah sie ihn an. „Weil er dich daran hindern könnte, Court zu verkaufen. Ist das der Grund?“
Er nickte. „Unter anderem.“
„Manchmal kommt es mir so vor, als hätte ich dich nie richtig gekannt.“
„Ich dachte, gerade du würdest es verstehen. Schließlich weißt du, wie es ist, wenn man alles hat – und dann alles verliert.“
„Ja, das kenne ich.“ Chessie zögerte. „Aber eines Tages wird Court sowieso dir gehören. Du musst dich nur gedulden.“
„Ich bin nicht sehr geduldig. Außerdem bin ich ein schlechter Verlierer. Es macht mich verrückt, dich mit Hunter zu sehen. Ich frage mich dauernd, was geschehen wäre, wenn ich eine Woche früher zurückgekommen wäre. Oder wenn mein Vater mich gar nicht erst in die Staaten geschickt hätte.“
Was sollte sie darauf antworten? Sollte sie brutal ehrlich sein und sagen, dass es nicht das Geringste ändern würde? Dass sie schon lange wusste, dass sie nicht zueinander passten und der heutige Abend es bestätigt hatte?
„Ich hoffe, wir bleiben Freunde“, erwiderte sie ausweichend.
„Mehr hast du dazu nicht zu sagen?“ Er senkte die Stimme. „Du könntest meine Rettung sein, Chess.“
Der sonderbare Unterton und seine enge Umarmung beunruhigten sie. Überdies bemerkte sie, dass die Leute ihnen neugierige Blicke zuwarfen. „Das reicht. Lass mich jetzt los, Alastair.“ Sie
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