Julia Festival Band 0105
ihr.
Langsam stand sie auf. Draußen war alles ruhig, die Tür zu Linnets Zimmer geschlossen. Chessie lief die Treppe hinunter und hinaus in die Nacht.
Silvertrees lag in völliger Dunkelheit, als Chessie nach Hause kam. Miles war offenbar noch immer mit der geheimnisvollen Anruferin beschäftigt.
Sie ging hinauf in die Wohnung und machte sich eine Tasse Kaffee, da an Schlaf ohnehin nicht zu denken war. Seufzend streckte sie sich auf dem Sofa aus und schaltete den Fernseher ein. Sonderlich anregend war das Programm nicht, denn irgendwann schlief sie ein.
Eine Stunde später wurde sie von Stimmen geweckt. Jenny und Miles kamen herein.
„Jen, du bist wieder da.“ Angesichts der Tränenspuren auf den Wangen ihrer Schwester fügte sie hinzu: „Was ist passiert?“
Jenny lief zu ihr und warf sich schluchzend in ihre Arme. „O Chessie, ich wurde verhaftet.“
„Verhaftet?“ Chessie blickte zu Miles hinüber, der mit ernster Miene an der Tür stand. „Stimmt das?“
„Nein“, versicherte er. „Obwohl sie auf dem Polizeirevier von Hurstleigh einige Fragen beantworten musste. Ich schwöre, sie ist entlastet. Es wird keine Anklage erhoben.“ Er zögerte. „Jedenfalls nicht gegen sie.“
Chessie drängte Jenny, sich zu setzen. Dann nahm sie ihre Hände. „Hat es etwas mit dem Mann zu tun, mit dem du dich triffst, Liebling?“
Jenny nickte zaghaft. „Ich schwöre dir, bis heute Abend wusste ich nicht, was er tut. Linda und ich waren mit ihm im Millennium Club verabredet. Er hatte diese Tabletten dabei und wollte, dass wir sie nehmen. Linda wollte es tun, aber ich habe sie daran gehindert. Zak und ich hatten daraufhin einen furchtbaren Streit, und ich habe mit ihm Schluss gemacht. Eigentlich wollte ich mit Linda nach Hause gehen, aber dann bin ich stattdessen in den Club zurückgegangen. Ich wollte noch einmal mit Zak reden. Inzwischen war jedoch die Polizei da und hat ihn in Handschellen abgeführt. Er hatte seine Tabletten einem Mädchen verkauft, das danach zusammengebrochen war und ins Krankenhaus gebracht werden musste.
Irgendjemand hat den Beamten erzählt, dass ich seine Freundin sei. Also wollten sie auch mit mir sprechen. Sie fuhren mich aufs Revier, und weil ich nicht wusste, was ich tun sollte, habe ich auf Court angerufen und nach Miles gefragt. Er ist gekommen und bei mir geblieben, während ich die Fragen beantwortet habe. Dann haben sie mich gehen lassen.“
„Du liebe Zeit.“ Chessie war schockiert. „Und das Mädchen liegt im Krankenhaus?“
„Es ist auf der Intensivstation“, warf Miles ein, „und wird wieder völlig gesund.“
Chessie strich der schluchzenden Jenny tröstend übers Haar.
„Sie braucht etwas Warmes zu trinken, und dann sollte sie sich ins Bett legen“, riet Miles.
Chessie überließ ihre Schwester Miles’ Obhut und ging in die Küche. Als sie mit einem Becher Kakao zurückkam, hatte Jenny sich etwas beruhigt.
„Es tut mir alles so schrecklich leid, Chessie …“
„Ist schon gut, Kleines. Liebe macht aus uns allen Narren.“
Jenny schwieg einen Moment. „Ich habe bei den Prüfungen möglicherweise nicht so toll abgeschnitten. Was soll ich nur machen?“
„Das überlegen wir, wenn es so weit ist.“ Chessie bemühte sich um einen unbekümmerten Tonfall, was nicht so einfach war. Sie war davon ausgegangen, dass Jennys Zukunft gesichert sei und sie sich nur noch um ihre eigene kümmern müsse.
Als Jenny den Becher geleert hatte, sagte sie gute Nacht und verschwand in ihrem Zimmer.
Miles hatte sich inzwischen auf dem Sofa niedergelassen und die langen Beine von sich gestreckt. Er hatte das Jackett abgelegt und den obersten Hemdknopf geöffnet. „Mach dir keine Sorgen. Jenny steht unter Schock und zweifelt an ihrer Urteilskraft. Sie wird sich wieder fangen.“
„Aber wenn sie ihn wirklich gern gehabt hat …?“
Er schüttelte den Kopf. „Ich glaube, sie hatte bereits angefangen, sich von ihm zu lösen. Auch wenn sie nicht genau wusste, was er im Schilde führte, hat sie gespürt, dass etwas nicht stimmte, und das hat ihr Angst gemacht.“
„Wird sie gegen ihn aussagen müssen?“
„Vielleicht. Allerdings scheinen sie genug Beweise gegen ihn zu haben, um ihn wegen mehrerer Fälle zu verurteilen. Er hatte offenbar die Gewohnheit, sich mit Mädchen wie Jenny anzufreunden, um Zugang zu ihren Cliquen zu finden und sich neue Märkte zu erschließen.“
„Warum hat sie heute Abend nach dir verlangt und nicht nach mir?“, fragte Chessie.
„Weil
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