Julia Festival Band 0105
studieren.“
„Vielleicht verliebst du dich ja auch und möchtest lieber heiraten.“
„Nein!“, behauptete sie und sah auf ihre Hände, die sie im Schoß gefaltet hatte. „Ich habe über David und mich nachgedacht. An deiner Kritik war viel Wahres. David und ich waren zusammen, weil wir uns schon ewig kannten und gut verstanden. Aber das reicht nicht. Es hätte mir spätestens auffallen müssen, als er sich gegen eine offizielle Verlobung gesträubt hat und sich mit dem Hochzeitstermin nicht festlegen wollte.“
Sie lächelte bitter. „Und den Zustand seiner Mutter hat er auch nur als Vorwand benutzt. Mit Lily ist er auf und davon, ohne auch nur einen Gedanken an sie zu verschwenden.“
„Louise, quäl dich doch nicht mit Selbstvorwürfen!“
„Tu ich das? Ich dachte, ich wäre bloß realistisch.“ Louise biss sich auf die Lippe. „Müssen wir denn wirklich heiraten? Wir könnten es doch nur vortäuschen. Die Trennung wäre dann viel unkomplizierter.“
Wieder schüttelte Alex den Kopf. „Du kennst Selina nicht! Sie lässt sich garantiert den Trauschein vorlegen.“
„Hast du schon mit ihr gesprochen?“, fragte sie.
„Nein, sie ist gerade bei Freunden. Du wirst sie erst auf ihrer Geburtstagsfeier kennenlernen – in Rosshampton.“ Versonnen blickte er vor sich hin.
Sie war bedrückt, weil ihm das Haus anscheinend unendlich viel bedeutete. Wie würde er wohl reagieren, wenn er mit seinem Plan scheiterte?
„Hast du dich in der Wohnung genauer umgesehen? Hast du irgendwelche Wünsche?“, erkundigte er sich dann.
Louise schüttelte den Kopf, obwohl sie einen Gegenstand zu gern besessen hätte: den Schlüssel zu ihrer Schlafzimmertür. „Ich werde morgen nur einkaufen gehen müssen“, antwortete sie ausweichend, weil sie es nicht wagte, diesen Wunsch zu äußern. „Denn du hast nicht gelogen. Nicht einmal Brot und Butter sind in deiner Küche zu finden.“
„Du Ärmste! Und ich habe dir noch nicht gezeigt, wie du dir über das Haustelefon etwas im Restaurant bestellen kannst! Soll ich dir ein Abendessen kommen lassen?“
Wieder schüttelte sie den Kopf.
„Noch nicht einmal eine Tasse Kamillentee?“ Er lächelte.
„Du wirst es nicht glauben, aber manchmal erlaube ich mir den unverzeihlichen Luxus, einen Kakao vor dem Schlafengehen zu trinken.“ Sie stand auf. „Und jetzt möchte ich ins Bett. Gute Nacht.“
„Schlaf gut, und träum süß“, rief er ihr nach, als sie fluchtartig das Zimmer verließ.
Nach all den Aufregungen gönnte Louise sich ein ausgedehntes Bad und stieg anschließend spürbar entspannt aus der Wanne. Sie trocknete sich ab, schlüpfte in ihr Nachthemd und schnitt ein Gesicht, als sie sich im Spiegel betrachtete. In dem Hängekleidchen aus weißem Batist mit dem tiefen Ausschnitt und den schmalen Trägern wirkte sie wie eine Braut. In einem ihrer dicken alten Flanellpyjamas hätte sie sich jetzt weitaus wohler gefühlt.
Da sie noch nicht besonders müde war, machte sie es sich im Bett bequem, um zu lesen. Gerade hatte sie die erste Seite umgeblättert, als es an der Tür klopfte.
Alex kam herein und stellte ein Tablett mit einem Becher dampfender Schokolade und einem Teller Gebäck auf ihren Nachttisch.
Louise schluckte und versuchte, unauffällig weiter unter die Decke zu kriechen. „Wie nett von dir!“, bedankte sie sich mit bebender Stimme.
„So bin ich nun mal. Außerdem hast du seit heute Mittag nichts mehr gegessen, und mit leerem Magen lässt es sich schlecht einschlafen. Ist die Matratze auch weich genug?“ Er setzte sich zu ihr aufs Bett und wippte leicht. „Ich habe hier nämlich noch nie geschlafen.“
Das beruhigt mich ungemein, dachte sie und rutschte dennoch unwillkürlich ein Stückchen zur Seite.
„Und ich habe auch nicht die Absicht, es jetzt nachzuholen – es sei denn, du bestehst darauf.“ Erwartungsvoll sah er sie an.
Louise gab sich selbstsicher. „Ich kann dich nur warnen. Gefährde unseren Vertrag nicht!“
„Ich möchte ihn nicht gefährden, sondern besiegeln.“ Alex beugte sich vor und küsste sie unverhofft.
Am liebsten hätte sie sich gewehrt, zwang sich jedoch, stillzuhalten und so zu tun, als würden seine Zärtlichkeiten sie kalt lassen.
„Ich hoffe, ich bin deinen Erwartungen gerecht geworden“, meinte sie spöttisch, als er ihre Lippen wieder freigab.
„Durchaus“, erwiderte er. „Du bist so spröde, wie ich erwartet hatte.“
„Das freut mich zu hören, denn dann werden mir ja weitere
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