Julia Festival Band 0105
solche Mühe, ihre Rolle gut zu spielen, und Alex war es schon zu viel, ihr diesen einen Tag zu schenken!
Wenn er in der Falle sitzt, dann sitze ich im goldenen Käfig, ging es ihr durch den Kopf, als sie die Wohnung betrat. Im Unterschied zu Alex wollte sie jedoch etwas ganz anderes als Freiheit.
Abrupt blieb sie stehen. Zum ersten Mal fragte sie sich ehrlich, was sie wirklich wollte.
Alex! Louise war entsetzt. Sie sehnte sich nach Alex! Ohne es zu merken, hatte sie sich in ihn verliebt! Deshalb musste sie Tag und Nacht an ihn denken, deshalb verfolgte sein Bild sie bis in ihre Träume. Und er hatte nichts für sie übrig, trauerte einige Stunden nach der Trauung schon seiner Freiheit nach und wollte sie möglichst schnell wieder loswerden.
Es ging ihm nicht um sie, sondern nur um Rosshampton. Daran hatte sich nichts geändert.
7. KAPITEL
Louise setzte sich aufs Sofa und ließ ihren Tränen freien Lauf. Ihre Situation war einfach aussichtslos!
Sie konnte sich noch nicht einmal damit trösten, dass es lediglich sexuelles Verlangen war, das sie zu Alex hinzog und das ebenso plötzlich wieder vergehen würde, wie es entstanden war. Das wäre reiner Selbstbetrug gewesen. Alex bedeutete ihr mehr als jeder andere Mensch auf der Welt, und ein Leben ohne ihn war für sie unvorstellbar geworden, und wenn sie auch noch so wenig von ihm hatte.
Alex hatte sie nur aus taktischen Erwägungen geheiratet, weil er den Trauschein brauchte, um seine Großmutter zu überlisten. Für ihn war diese Ehe nichts weiter als eine geschäftliche Transaktion, von der beide Vertragspartner profitierten und die mit Gefühlen nichts zu tun hatte.
Er hatte sich bei seinem Coup für sie entschieden, weil sie ihn als Frau nicht reizte und er sich leichten Herzens von ihr trennen konnte, wenn sie ihm nicht mehr nützlich war.
Seine Verführungsversuche hatten nichts mit ihr als Person zu tun gehabt. Alex hatte sich damit nur beweisen wollen, wie unwiderstehlich er war. Sie wäre für ihn nichts weiter gewesen als ein netter kleiner Zeitvertreib.
Anscheinend war ihm jedoch klar geworden, dass sie nicht der Typ für eine unverbindliche Affäre war, und hatte es mit der Angst zu tun bekommen. Er fürchtete, sie würde sich nicht so ohne Weiteres abschieben lassen, wenn er sie nicht mehr brauchte.
Rückblickend vermutete Louise, dass es ihre spontane Reaktion auf seinen leidenschaftlichen Kuss im Park gewesen war, die ihn misstrauisch gemacht hatte. Er hatte gespürt, dass sie ihm gegenüber doch nicht so gleichgültig war, wie sie ihm weismachen wollte. Deshalb war er seitdem bewusst auf Abstand zu ihr gegangen.
Louise seufzte. Wie hatte sie sich ausgerechnet in Alex Fabian verlieben können? Er entsprach so gar nicht dem Bild, das sie sich vom Mann ihres Lebens gemacht hatte. Ihr Ideal war stets ein ruhiger, zuverlässiger Mensch gewesen, jemand wie David – David, der mit ihrer Stiefschwester durchgebrannt war.
Wie konnte sie sich nur zum zweiten Mal in einen Mann verlieben, der andere Frauen ihr vorzog, noch dazu in einen, der ganz offen dazu stand? Bei David hatte sie sich wenigstens geborgen gefühlt, auch wenn es sich letztlich als Illusion erwiesen hatte. Ihre Beziehung zu Alex dagegen hatte von Anfang an einem Seiltanz ohne Netz und doppelten Boden geglichen.
Liebe war einfach eine verrückte Angelegenheit, die man mit dem gesundem Menschenverstand nicht erklären konnte.
Louise trocknete ihre Tränen und stand müde auf. Im Flur blieb sie stehen und sah in den Spiegel. War sie noch dieselbe wie an diesem Morgen? Nein, sie war nicht mehr die hoffnungsvolle junge Braut in geheimnisvoll raschelnder Seide, die sich mit geröteten Wangen fragte, ob sie ihrem Bräutigam wohl gefallen würde.
In ihrem Zimmer zog Louise sich aus und widerstand dem Wunsch, zur Schere zu greifen und das Kleid in tausend Stücke zu schneiden. Was konnte das arme Kleid dafür, wenn seine Trägerin nicht hatte überzeugen können? Sorgsam hängte sie es auf einen Bügel und dann in den Schrank. Irgendwann, wenn sie den Mut haben würde, es wieder anzusehen, würde sie es in die Kleidersammlung geben.
Sie holte ihren Brautstrauß aus dem Wohnzimmer, wo sie ihn achtlos auf den Boden geworfen hatte. Nachdem sie die Manschette entfernt hatte, arrangierte sie ihn liebevoll in einer Vase und stellte ihn auf ihren Nachttisch. Es war kindisch, aber die Blumen bedeuteten ihr etwas, weil Alex sie allein für sie gekauft hatte.
Dann ließ sie Wasser ein, gab ein
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