Julia Festival Band 0105
spottete er.
„Du irrst dich. Ich bin nicht verständnisvoll, sondern lediglich desinteressiert.“ Louise legte den Kopf zur Seite. „Was erwartest du eigentlich von mir?“, fragte sie ihn direkt. „Soll ich die Scheidung einreichen, um dich wieder zu einem freien Mann zu machen? Das wäre allerdings das gefundene Fressen für deinen Freund, den Reporter, und du würdest Rosshampton verlieren.“ Sie zuckte die Schultern. „Die Entscheidung überlasse ich dir.“
„Wie könnte ich so verrückt sein und mich von einer derart aufopfernden Ehefrau trennen? Nein, meine Süße, wir bleiben verheiratet.“
„Wie du willst.“ Louise betrachtete ihn von oben bis unten. „Du siehst schrecklich aus.“
„Vielen Dank für das nette Kompliment“, erwiderte Alex trocken. „Ich brauche aber nur einen Rasierapparat und ein heißes Bad, um wieder normal auszusehen. Niemand wird sich wundern, wenn ich heute etwas mitgenommen wirke.“
Louise hätte am liebsten geweint, so gedemütigt fühlte sie sich. Doch sie bewahrte Haltung. „Trink eine Tasse Kaffee, das wird dir guttun.“ Sie nahm ihren Becher vom Tablett und wollte an Alex vorbei in ihr Zimmer gehen.
Doch er legte ihr die Hand auf den Arm. „Louise, hör mir bitte zu …“
Kaffee schwappte auf den Boden, als sie seine Hand abschüttelte. „Rühr mich nicht an, wenn wir allein sind!“, rief sie aufgebracht. „Das ist gegen unser Abkommen! Wenn du dich nicht an unsere Vereinbarungen hältst, dann gehe ich, das schwöre ich dir!“ Sie wollte sich rächen, wollte ihn verletzen. „Wenn du mich anfasst, fühle ich mich beschmutzt.“
Alex wurde blass. „Und das geht natürlich nicht, meine scheinheilige Miss Rührmichnichtan! Pass nur auf. Hochmut kommt vor dem Fall.“
Ihr war, als hätte er sie ins Gesicht geschlagen. Ohne zu überlegen, schüttete sie ihm mit Schwung ihren Kaffee ins Gesicht. Erschrocken über sich selbst, hielt sie den Atem an und beobachtete, wie Alex sie erst erstaunt, dann ungläubig und schließlich rachlustig ansah.
Sie ließ den leeren Becher fallen und lief in ihr Zimmer. Dort schloss sie die Tür hinter sich ab und lehnte sich atemlos dagegen. Kurz darauf hörte sie, wie er in sein Zimmer ging und wenig später die Wohnung verließ. Erleichtert glitt sie zu Boden und presste die Hände vor den Mund, um nicht laut zu schluchzen.
Das also bedeutete Eheleben!
Am Nachmittag kamen Blumen. Keine Moosrosen diesmal, sondern Baccararosen. Auf der Karte stand nur ein Wort: „Alex“.
Was ist das, ein Friedensangebot oder ein Abschiedsgruß?, fragte sich Louise, als sie den Strauß in die Vase stellte.
Später machte sie es sich auf dem Sofa bequem und richtete sich auf einen einsamen Fernsehabend ein. Doch plötzlich stand Alex vor ihr, obwohl es gerade erst sechs Uhr war. Er griff zur Fernbedienung, schaltete den Apparat aus und sah sich um.
„Meine Blumen hast du ja bekommen.“
„Ja. Ich war überrascht, dass keine Stinkbombe darin versteckt war.“
„Und ich war überrascht, dass ich nicht schon auf dem Fußweg die zertretenen Blüten gefunden habe.“ Er lehnte sich an den Türrahmen und betrachtete sie.
„Warum hast du sie mir geschickt?“
„Um die eine spektakuläre Aktion mit der anderen zu beantworten. Aber damit sollten wir es auch gut sein lassen. Ich möchte nicht noch einmal Kaffee ins Gesicht bekommen.“
Louise errötete. „Es tut mir leid. Normalerweise reagiere ich nicht so emotional.“
„Wem erzählst du das? Du brauchst dich allerdings nicht zu entschuldigen, denn ich habe mich wie ein Idiot benommen und dich obendrein provoziert. Ich habe dir noch nicht einmal gesagt, was für eine hinreißende Braut du warst. Jeder der männlichen Gäste im Savoy hat mich um dich beneidet.“
Ja, dachte sie, hinreißend war ich schon, aber nicht hinreißend genug …
„Schön, dass ich dir gefallen habe“, antwortete sie, so gleichgültig sie konnte.
Alex reichte ihr eine Tragetasche aus Papier. „Ich habe etwas mitgebracht. Ich dachte, wir könnten vielleicht gemeinsam zu Abend essen.“
„Ich soll für uns kochen?“ Sie war verblüfft.
„Ja, um einen Neuanfang zu machen.“ Er zuckte die Schultern. „Aber wenn du dich nicht an den Herd stellen möchtest, werde ich wahrscheinlich auch allein damit fertig. Ein Steak braten und Salat anrichten schaffe ich gerade so.“
Louise musste lachen. „Und einkaufen? Ich wette, du hast Andie geschickt, oder?“
„Dafür, dass wir uns praktisch fremd
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