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Julia Festival Band 0105

Julia Festival Band 0105

Titel: Julia Festival Band 0105 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: SARA CRAVEN
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jedoch nicht täuschen können. Er durchschaute die Taktik seines Sohnes und missbilligte nicht nur das Täuschungsmanöver, sondern auch sie als Schwiegertochter. Trotzdem hatte er darum gebeten, Trauzeuge sein zu dürfen.
    Ihre Eltern dagegen waren nicht zur Hochzeit erschienen. Ihr Vater hatte die Einladung wegen einer angeblich dringenden Geschäftsreise abgelehnt, und Marian wagte sich nicht vom Telefon im Virginia Cottage weg, weil sie immer noch verzweifelt auf eine Nachricht von Lily hoffte. Als zweiten Trauzeugen hatte Alex deshalb Andie Crane eingeladen.
    Louise hatte sich darüber gefreut, denn sie hatte sich inzwischen mit Andie angefreundet. Auf der Einkaufstour, gegen die sie sich zuerst so gewehrt hatte, hatte sie Alex’ Assistentin schätzen gelernt. Andie war eine elegante, natürliche Blondine, die einen sicheren Geschmack besaß und sie beriet, ohne ihr etwas aufschwatzen zu wollen.
    Sie war noch kein Jahr verheiratet und hatte volles Verständnis für die Situation. „Ich hatte Monate Zeit für die Vorbereitungen“, erklärte sie. „Sie dagegen haben nur Tage. Vielleicht ist es auch besser so“, fügte sie nach einer kleinen Pause hinzu. „Man hat keine Zeit, sich Gedanken zu machen und sich dann doch wieder anders zu entscheiden.“
    „Nein“, antwortete Louise. „Aber Alex würde es sowieso nicht akzeptieren.“
    „Da haben Sie wahrscheinlich recht.“ Andie lachte. Obwohl die Gründe für die Blitzheirat ihres Chefs sie bestimmt brennend interessierten, versuchte Andie mit keinem Wort, sich ihr Vertrauen zu erschleichen.
    Der Friseur, den Andie ihr empfahl, bewirkte wahre Wunder. Es gelang ihm, ihre widerspenstigen Locken durch einen raffinierten Schnitt zu bändigen. Zum ersten Mal in ihrem Leben hatte Louise eine schicke Frisur und keinen Wuschelkopf, was ihr Selbstbewusstsein enorm stärkte.
    Das Einkaufen mit Andie machte richtig Spaß, weil diese immer die richtigen Geschäfte kannte und Geld keine Rolle spielte, was Louise ebenfalls genoss. Sie verstanden sich so gut, dass sie sich bald duzten.
    Andie riet ihr auch, ihr Sammelsurium verschiedenster Schminkutensilien in den Abfall zu werfen und sich zu einer Typberatung anzumelden. Nach einer mehrstündigen Sitzung verließ Louise den Salon mit einem Lederköfferchen farblich genau aufeinander abgestimmter Kosmetika.
    Das schlichte Etuikleid in einem hellen Roséton, das sie auf dem Empfang im Bankhaus trug, hatte sie ebenfalls auf Andies Empfehlung hin gekauft.
    „Besonders ältere Männer stehen auf Rosa und Pink“, hatte Andie erklärt.
    Diese Einschätzung erwies sich als richtig. Das Kleid und Louises mädchenhaft schüchternes Verhalten verfehlten ihre Wirkung nicht. Alex’ Geschäftsfreunde gratulierten ihm überschwänglich zu seiner bezaubernden Frau.
    „Das hast du gut gemacht“, lobte Alex sie anschließend lakonisch, und Louise ärgerte sich über sich selbst, weil sie vor Freude über seine Anerkennung errötete.
    Auch ein Kleid fürs Standesamt war schnell ausgesucht gewesen, da Andie mit sicherem Instinkt die Kollektion eines bestimmten Designers in die engere Wahl gezogen hatte. Es sah nicht zu bräutlich aus, war aus elfenbeinfarbener Seide, ärmellos und schmal geschnitten. Dazu gehörte ein mit Goldborte abgesetzter Bolero aus dem gleichen Stoff mit Stehkragen. Flache Ballerinas und eine kleine Tasche an einer langen Goldkette vervollständigten das Ensemble.
    Louise lächelte wehmütig. Was für ein Unterschied zu dem Brautkleid mit Reifrock und langem Schleier, von dem sie schon immer geträumt hatte! Aber es handelte sich ja auch nicht um eine Traumhochzeit, sondern um eine Vernunftehe.
    Und jetzt war sie Mrs. Fabian. Sie saß neben Alex auf der Rückbank seines Autos, das wie gewohnt von seinem Chauffeur gesteuert wurde. Gedankenverloren blickte sie auf ihr zierliches Brautbukett aus cremefarbenen Moosrosen. Was hielt die Zukunft wohl für sie bereit?
    Über das, was sie wirklich dachte und fühlte, würde sie mit Alex nicht sprechen können, das war viel zu gefährlich. Wärme und körperliche Nähe waren ebenfalls tabu. Alex und sie würden also isoliert nebeneinanderher leben – was andererseits für sie die einzige Möglichkeit war, sich nicht noch weiter in ihren Gefühlen für ihn zu verstricken.
    Wie es sich für einen Bräutigam gehörte, hatte Alex sie nach der Trauung geküsst. Flüchtig hatte er ihre Lippen gestreift, eine konventionelle Geste, die sich nicht nachteilig auf ihr seelisches

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