Julia Festival Band 0105
Es dauerte lange, ehe er wieder die Gesellschaft seiner Freunde und Bekannten suchte – auch die der Frauen. Alle dachten, er würde nicht lange Witwer bleiben. Aber sie haben sich getäuscht. Die einzige Frau, die ihm wirklich etwas bedeutet hat, war meine Mutter, und daran wird sich wohl auch nichts mehr ändern.“
„Danke, dass du es mir erzählt hast.“ Louise tat die gewaschenen Kartoffeln in den Schnellkochtopf.
„Ist der neu?“, fragte er neugierig.
„Ja. Ich hoffe, du hast gegen die Vervollständigung deiner Kücheneinrichtung nichts einzuwenden.“
„Sehe ich so aus?“ Er zog die Brauen hoch.
„Nein, natürlich nicht.“ Sie schüttelte den Kopf. „Aber du hast mir immer noch nicht erzählt, wie Rosshampton eigentlich aussieht.“
„Es ist eigentlich nichts Besonderes, eben der Landsitz einer alten Adelsfamilie. Das Haus wurde Anfang des achtzehnten Jahrhunderts erbaut, aber ständig renoviert und erweitert. Es besitzt einen riesigen Ballsaal, über ein Dutzend Gästezimmer und die sogenannte Viktoriasuite, die zweimal von Königin Viktoria und Prinz Albert benutzt wurde. Dort werden wir auch untergebracht sein, und ich kann dich beruhigen. Es gibt zwei getrennte Schlafzimmer.“ Alex machte eine Pause, bevor er hinzufügte: „Soll ich den Tisch decken?“
„Du?“ Unschuldig sah Louise ihn an. „Willst du dir nicht lieber einen Ober aus dem Restaurant kommen lassen?“
„Hüte deine Zunge, Darling, oder es könnte ein böses Ende mit dir nehmen.“ Er drohte ihr scherzhaft mit dem Finger und verschwand.
Als Louise mit dem Tablett ins Esszimmer kam, blieb sie überrascht auf der Schwelle stehen. Der auf Hochglanz polierte Mahagonitisch war liebevoll mit weißen Leinensets, dem besten Porzellan, Silber und Kristallgläsern gedeckt. In der Mitte stand ein fünfarmiger Kerzenleuchter.
„Ist das nicht ein bisschen übertrieben?“, fragte sie.
„Vielleicht. Vielleicht ist es aber auch das erste und gleichzeitig letzte Candle-Light-Dinner unserer Ehe. Ich finde, das ist Grund genug, es möglichst eindrucksvoll zu gestalten.“
Ihr strahlendes Lächeln wirkte sicher etwas aufgesetzt. „Also gut, lass uns feiern.“
Und das taten sie. Das Essen und der Wein schmeckten hervorragend, und die Unterhaltung verlief angeregt. Selbst wenn einmal eine Pause entstand, drückte es nicht die Stimmung.
„Ich weiß noch nicht einmal, wann du Geburtstag hast“, bemerkte Louise beim Dessert.
„Das ist kein Staatsgeheimnis: am fünften August.“
„Löwe! Das hätte ich mir eigentlich denken können.“
Alex seufzte. „Jemand hat dir also meinen Spitznamen verraten. Möchtest du auch einen Cognac zum Kaffee?“
„Nein, danke. Ich werde jetzt noch die Küche aufräumen und früh ins Bett gehen.“
„Du darfst bis Mitternacht aufbleiben, Aschenputtel. Und in die Küche brauchst du auch nicht mehr zu gehen, denn ich werde mich um den Abwasch kümmern.“
„Wirklich?“ Sie sah ihn an. „Oder stellst du alles nur in die Ecke, damit sich das Mädchen vom Zimmerservice morgen darum kümmern kann?“
„Ich heiße nicht Marian Trentham, Louise!“ Alex hob seinen Cognacschwenker und prostete ihr zu. „Träum süß!“ Er runzelte die Stirn. „Oder ist das ein Luxus, den du dir nicht erlaubst?“
Die Hand an der Klinke, drehte sie sich noch einmal zu ihm um. „Jeder Mensch träumt. Das ist doch ganz natürlich.“
„Und wovon träumst du? Oder ist das ein Geheimnis?“
Ja, dachte sie, das ist mein Geheimnis, denn ich träume von dir. Ich träume davon, dass du mich umarmst und küsst, unsere Ehe nicht nur auf dem Papier besteht und wir glücklicher sind, als wir je zu hoffen gewagt haben.
Ich träume davon, dass du mich leidenschaftlich begehrst. Würdest du mir nur das kleinste Zeichen geben, meine Hand nehmen oder meinen Namen rufen, ich würde dir für immer gehören. Aber du willst mich nicht.
„Auch das ist kein Geheimnis, Alex. Ich träume von all den fernen Ländern, die ich sehen möchte, wenn unsere gemeinsame Zeit zu Ende ist.“
Sie drehte sich um und ging.
8. KAPITEL
„Hast du dir das wirklich gut überlegt, Louise?“ Andie klang skeptisch.
„Wenn du wissen willst, ob ich es mit Alex besprochen habe – nein.“ Louise steckte die Karte der Cateringfirma zurück in ihre Handtasche.
„Meinst du nicht, dass es auch ihn betrifft?“ Andie runzelte die Stirn. „Vielleicht ist er nicht begeistert, wenn du seinen Geschäftsfreunden mittags Essen servierst! Ich
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