Julia Festival Band 05
in ihrem Leben gelernt, und zwar durch bittere Erfahrungen.
Der Duft von frisch gebackenen Keksen erfüllte die Küche, so wie Tim es aus seiner Kindheit kannte. Obwohl er diesen Erinnerungen nachhing und mit dem Rücken zur Tür saß, bemerkte er sofort, als Laura den Raum betrat. Er atmete den Duft ihres Parfums ein. Kekse und Rosen. Eine interessante Kombination, dachte er.
Tim drehte sich zu Laura um. „Ihre Mutter ist bezaubernd.“
Als würde sie einem Zwang folgen, setzte Laura sich ihm gegenüber an den Tisch.
Nun beugte Tim sich vor und senkte die Stimme für eine vertrauliche Mitteilung. „Aber sie scheint mit der englischen Aussprache so ihre Schwierigkeiten zu haben. Die THs bereiten ihr wirklich Probleme.“
Laura konnte ein Lachen nicht unterdrücken. „Meine Mutter kam nach Amerika, als sie Anfang zwanzig war. Im Polnischen gibt es kein TH. Sie bringt es einfach nicht fertig, diesen Laut auszusprechen. Deswegen heißt Robbie auch Robbie und nicht Theodore.“ Laura lächelte bei der Erinnerung daran, wie heftig ihre Mutter protestiert hatte, als sie erfuhr, welchen Namen Laura sich für ihren Sohn zunächst ausgedacht hatte. „Ihre Zunge streikt einfach bei diesem Laut.“ Plötzlich wurde Laura bewusst, dass Tim sie liebevoll anschaute. Ein Gefühl von Wärme durchströmte sie, bevor sie den Blick abwenden musste.
Tim sah auf den Becher, den er in beiden Händen hielt. Das Getränk wärmte ihn immer noch von innen auf. „Ansonsten scheint ihre Zunge ganz in Ordnung zu sein.“
Laura nickte geistesabwesend. Ihre Mutter konnte stundenlang erzählen, wenn sie erst einmal begonnen hatte. „Sie kann reden, bis einem die Ohren abfallen.“
Er war sich nicht sicher, ob Laura sich für ihre Mutter entschuldigen wollte oder nicht. Jedenfalls sah er keinerlei Grund dafür. „Mir macht es nichts aus. Sie erinnert mich an meine Tante Elizabeth.“
Im Stillen sagte sich Laura, dass sie auf keinen Fall noch mehr über Tim erfahren wollte. Je weniger sie wusste, desto weniger Anlass gab es, ihn zu mögen. Und sie wollte keine Gefühle für ihn entwickeln. „Wohnt Ihre Tante Elizabeth in der Nähe Ihrer übrigen Familie?“ Die Neugier siegte also über ihr vorsätzliches Desinteresse.
„Ja.“ Mehr konnte Tim über seine Tante nicht erzählen, denn in diesem Moment stellte Janka einen Teller mit ofenfrischen Keksen auf den Küchentisch.
„Hat Laura Ihnen schon erzählt, dass sie ein eigenes Geschäft führt?“ Während sie den Teller etwas schüttelte, damit die Kekse nicht zusammenklebten, warf sie Tim einen verstohlenen Blick zu.
Als Nächstes zeigt sie ihm wohl noch den Bericht über meinen letzten Zahnarztbesuch, dachte Laura. „Mutter“, sagte sie streng. „Es interessiert ihn nicht, ob ich ein eigenes Geschäft habe.“
Tim konnte den Keksen nicht länger widerstehen. Er nahm sich einen vom Teller und brach ein Stück davon ab. „Aber ja, es interessiert mich durchaus.“ Die Kekse waren so heiß, dass er mit dem Verzehr noch einen Moment warten musste. „Was ist das für ein Geschäft?“
Nun ja, warum sollte er es nicht erfahren? Laura zuckte mit den Achseln. „Ich führe ein Sekretariatsbüro. Mit anderen Worten Schreibarbeiten.“ Sie hob die Hände und schrieb in der Luft Schreibmaschine. Plötzlich ließ sie die Hände verunsichert in ihren Schoß sinken. Was zum Teufel ist nur in dich gefahren, fragte sie sich fassungslos. „Wir erledigen alle möglichen Aufträge.“
Tim missverstand ihre Verlegenheit. „Man braucht sich eines kleinen Geschäfts nicht zu schämen“, bemerkte er. Auch er hatte einmal klein angefangen.
Stolz warf Laura den Kopf in den Nacken. In ihren Augen flackerte Wut auf. „Ich habe nicht behauptet, dass ich mich schäme.“ Sie war sehr stolz auf ihre Arbeit. Anfangs hatte sie allein gearbeitet. Inzwischen lief das Unternehmen so gut, dass sie bereits drei Angestellte beschäftigte.
„Ich bitte um Verzeihung.“ Tim blickte Janka an, die immer noch bei ihnen am Tisch stand. „Ist sie immer so empfindlich?“
„Nein. Ich glaube, Sie machen sie nervös“, erwiderte Janka, während sie die restlichen Kekse auf einem Weihnachtsteller ausbreitete. Sie tätschelte anerkennend Tims Hand. „Das ist gut so.“
Laura wedelte mit der Hand vor dem Gesicht ihrer Mutter. Sie hasste es, wenn man über sie sprach, als sei sie gar nicht anwesend. „Ich bin hier, Mutter.“
Mit einem breiten, gutmütigen Lächeln wandte Janka sich ihrer Tochter zu.
Weitere Kostenlose Bücher