Julia Festival Band 05
verbannen, wohin sie gehörten. In den Mülleimer. „Du hast doch gehört, was er gesagt hat. Er feiert mit seiner Familie.“
„Ja, das habe ich gehört.“ Mit finsterer Miene verschränkte Janka die Arme vor der Brust. Sie wirkte mächtig, obwohl sie einen ganzen Kopf kleiner war als ihre Tochter. „Ich habe aber nicht gehört, dass du ihn davon abgehalten hättest. Du hättest seine Familie ja auch zu uns einladen können.“
„Wir können uns ruhig eine Atempause gönnen.“ Laura ging in die Küche. Jetzt konnte sie ein Glas von dem Eierflip vertragen. „Mutter, er ist doch andauernd hier, aus verschiedenen Gründen.“ Sie öffnete den Kühlschrank und nahm den Glaskrug heraus.
„Er kommt nur aus einem einzigen Grund.“
Laura wirbelte herum. Fast flehentlich sah sie ihre Mutter an. „Mutter, es ist besser so.“
„Für wen?“, fragte Janka ruhig, obwohl sie mit ihrer Tochter litt.
Es hätte nicht viel gefehlt, und Laura hätte den Krug auf dem Fliesenboden zertrümmert. „Für uns alle.“ Sie atmete tief durch. „Für mich. Ich kann das alles nicht noch einmal durchmachen.“
Ist sie wirklich so blind, dass sie ihr Glück nicht erkennt, fragte sich Janka. „Wer sagt denn, dass du das müsstest?“
Doch Laura ließ sich nicht überzeugen. Auch letztes Mal war sie sich so sicher gewesen, so verliebt. Genau wie jetzt. O Gott, fluchte sie innerlich, ich bin in Tim verliebt. Aber auch das konnte nichts an ihrer Entscheidung ändern. „Das Risiko werde ich nicht eingehen.“ Ihre Hände zitterten, als sie versuchte, das Glas vollzuschenken.
Janka nahm ihr den Krug ab und füllte das Glas für sie. „Du musst aber dein Herz aufs Spiel setzen, wenn du dein Glück finden willst.“
Nachdem Laura einen kräftigen Schluck getrunken hatte, fühlte sie sich etwas wohler. „Vielen Dank, einmal genügt.“ Krampfhaft hielt sie das Glas mit beiden Händen fest.
„Einmal ist nie genug, außer zum Sterben“, bemerkte Janka mit philosophischer Weisheit.
Laura schloss die Augen. War sie schon jemals als Siegerin aus einem Streit mit ihrer Mutter hervorgegangen? Sie konnte sich nicht erinnern. „Mutter, bitte. Es ist Weihnachten.“
„Das weiß ich.“
Nun stellte Laura das Glas ab und nahm Janka in die Arme. „Ich möchte nicht mehr streiten.“
„Dann lass es doch bleiben. Ruf ihn an.“
Wie kann ein Mensch nur so dickköpfig sein, fluchte Laura innerlich. Es gab Momente, da hätte sie ihre Mutter am liebsten kräftig geschüttelt. „Nein. Wenn er uns besuchen wollte, hätte er seine Pläne ja wohl von sich aus ändern können. Ich werde nicht betteln.“
Janka seufzte. „Du bist ein dickköpfiges Mädchen“, sagte sie.
Lachend drückte Laura sie an sich. „Ich frage mich, von wem ich das habe.“
„Das weiß ich wirklich nicht. Aber ich weiß, dass du es bedauern wirst, wenn du ihn abweist.“
Trotzig ließ Laura die Hände in ihre Taschen gleiten. „Dann wird es mein Verlust sein.“
„Ja“, stimmte Janka zu. „Da hast du recht.“
Offenbar gab es in diesem Punkt keine Einigung. Laura deutete auf den Herd, auf dem irgendetwas kräftig brodelte. „Brauchst du meine Hilfe?“
In der Küche war Janka in ihrem Element, und zwar am liebsten allein, so sehr sie auch sonst Gesellschaft liebte. Sie mochte es nicht, wenn man ihr bei ihren Experimenten über die Schulter spähte. „Nein. Wenn du etwas tun möchtest, kannst du mein Geschenk für Robbie einwickeln.“
„Das hast du immer noch nicht geschafft?“ Eigentlich durfte Laura dies gar nicht erstaunen. Ihre Mutter schob alles bis auf die letzte Minute auf.
Als Antwort schüttelte Janka achselzuckend den Kopf.
Laura erledigte immer alles sofort. Dies war bislang der größte Streitpunkt zwischen Mutter und Tochter gewesen. „Warum schiebst du immer alles bis zur letzten Sekunde vor dir her?“
Janka lächelte verschmitzt. „Weil ich dich dann darum bitten kann. Du weißt, wie ungern ich Geschenke einwickle. Mir genügt es, wenn ich sie kaufe und mich daran erfreue, wenn Robbie sie auspackt.“
„Ist mein Geschenk denn schon eingepackt?“
„Ja.“
„Na ja, dann kannst du …“
Schmunzelnd strich Janka ihre Schürze glatt. Sie wusste, was ihre Tochter sagen wollte. „Robbie kann das schon sehr gut.“
Laura versuchte sich ihren sechsjährigen Sohn vorzustellen, wie er Geschenke einwickelte. „Mutter …“
„Ich muss jetzt wieder an die Arbeit.“ Janka ging zum Herd hinüber. Über die Schulter sah sie,
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