Julia Festival Band 05
guter Anfang.“
Laura lachte. „Wahrscheinlich hast du recht.“ Plötzlich wurde sie ernst.
„Was ist?“
„Tim ist doch bei seiner Familie“, sagte Laura. „Ich habe die Telefonnummer gar nicht.“
In diesem Moment hallte ein tiefes, donnerndes Geräusch durch die Stille der Nacht. „Was war das?“
Janka zuckte die Schultern. Im Augenblick interessierten sie wichtigere Dinge. „Vielleicht der Auspuff von einem Auto.“
Das Geräusch klang, als wäre es ganz in der Nähe. Laura warf die Decke beiseite und schlüpfte in ihren Morgenmantel. Dann lief sie in den Flur, um nachzuschauen, was draußen vor sich ging.
„Zieh dir Schuhe an“, sagte Janka, die ihr gefolgt war.
„Wir sind in Kalifornien, Mutter.“ Laura zog den Gürtel ihres Morgenmantels zusammen.
„Mom, Mom, komm schnell!“, hörte sie Robbie rufen.
Das Herz schlug ihr bis zum Hals. Er klingt eher aufgeregt als verängstigt, versuchte sie sich zu beruhigen, als sie in sein Zimmer lief. Robbie war nicht dort. „Robbie? Robbie, wo bist du?“
„Im Wintergarten!“
Anstatt auf Laura zu warten, lief Robbie ihr entgegen. Aufgeregt ergriff er ihren Arm und zog sie hinter sich her. „Mom, das musst du sehen. Du auch, Grandma. Es ist der Weihnachtsmann!“
Die beiden Frauen tauschten erstaunte Blicke.
„Der Weihnachtsmann baut einen Schneemann auf unserer Wiese!“, beharrte Robbie. „Mit richtigem Schnee!“
„Was sagst du da?“ Laura schaute über die Schulter zu ihrer Mutter, die jedoch ebenso ratlos schien wie sie selbst.
„Vielleicht hat er geträumt, oder er hat Fieber.“ Automatisch legte Janka die Hand auf Robbies Stirn, um seine Temperatur zu prüfen.
„Nein! Kommt doch endlich!“ Robbie zog Laura ans Fenster. Der Vorgarten lag im hellen Mondlicht. Laura erblickte einen Mann in einem roten Mantel. Er hatte einen flatternden weißen Bart und baute etwas, das einem Schneemann ähnelte. Aus echtem Schnee.
Laura hatte das Gefühl zu träumen.
„Er ist echt, Mom“, rief Robbie. „Tim hatte recht, den Weihnachtsmann gibt es wirklich.“
Robbie war so begeistert, dass niemand ihn aufhalten konnte. Er rannte die Treppen hinunter. Besser gesagt, er segelte hinunter. Unten angekommen stand er wieder auf und lief in den Garten hinaus.
„Robbie, warte doch!“ Laura wusste, dass er sie nicht hörte. Sie eilte hinter ihm her, gefolgt von ihrer Mutter.
Es war Schnee.
Echter Schnee.
Das wusste Laura sofort, als sie ihn an ihren nackten Füßen spürte. Wenn sie nicht so verblüfft gewesen wäre, hätte sie vor Kälte gezittert. Die ganze Wiese war von Schnee bedeckt. Er reichte fast bis an die Eingangsstufen des Hauses. Aber woher war er so plötzlich gekommen?
Dramatisch wandte Tim sich um, als Laura neben ihm stand. „Was sagst du nun?“
Laura zupfte zögernd an seinem Bart. Der Bart ließ sich leicht entfernen. Aber selbst dann noch wollte sie ihren Augen nicht trauen. „Tim?“
Er nickte. Der Ausdruck in ihren Augen war all die Mühen und Kosten wert, die er auf sich genommen hatte. Dieser Blick wäre ihm alles wert gewesen. „Der echte Weihnachtsmann konnte nicht kommen. Er muss das Spielzeug verteilen.“ Tim wandte sich zu Robbie. „In dieser Nacht hat er immer am meisten zu tun.“
„Das ist Schnee!“ Robbie warf eine Handvoll davon in die Luft und lachte, als ihm der Schnee ins Gesicht rieselte. Er konnte es kaum glauben. Es war zu schön, um wahr zu sein. „Aber woher …“
„Würdest du mir glauben, wenn ich sage, er kommt vom Nordpol?“
In diesem Moment glaubt er jedes Wort, dachte Laura. Sie schüttelte den Kopf. „Nein“, antwortete sie für ihn.
Tim zog sie beiseite, weil er Robbie den Traum nicht zerstören wollte. Wenn er älter war, würde er es ihm erklären. Das war schließlich die Aufgabe eines Vaters.
„Ich habe jemanden gefunden, der mir eine Firma nennen konnte, die Schnee für die Knott’s Berry Farm liefert. Dieser Firma habe ich einen Auftrag erteilt.“
Laura berührte sein Gesicht. Sie konnte es immer noch nicht fassen, dass er vor ihr stand. „Und deine Familie?“
„Das ist das Gute an einer Familie. Sie haben für alles Verständnis.“ Mehr noch, dachte er, sie hatten ihm viel Glück gewünscht. Das konnte er für sein Vorhaben gut gebrauchen. Fast den ganzen Tag lang hatte er herumtelefoniert, um mit den richtigen Leuten in Kontakt zu kommen. Außerdem musste er auch noch ein Weihnachtsmannkostüm borgen. Sein gewohnter Mantel war inzwischen fein säuberlich
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