Julia Festival Band 05
durchlief ihn von Kopf bis Fuß. Hart griff er nach Heavens Hand und führte sie an die Stelle seines Körpers, wo sich die dichten dunklen Brusthaare in einer feinen Linie zu seinem Nabel hinzogen.
„Tiefer“, murmelte er. „Tiefer, Heaven. Bitte.“
Völlig unerwartet geriet Heaven in Panik. Was tat sie hier mit diesem Mann, den sie kaum kannte? Sie benahm sich, als sei es die selbstverständlichste Sache der Welt, dass Jon und sie sich so intim begegneten. Als seien sie einander seit Langem so verbunden, dass diese Art von Zusammensein zu ihrem Leben gehörte wie die Luft zum Atmen.
Aber so war es nicht. Sicher, sie kannte ihn und fand ihn attraktiv. Vielleicht auch mehr als das. Wenn sie ehrlich war, hatte sie tatsächlich gehofft, dass er genauso fühlte wie sie. Seit jenem Abend, als sie in London gemeinsam ausgegangen waren, hatte sie ihn nie ganz vergessen können. Doch auf eine solch heftige Explosion von Gefühlen und gegenseitiger Leidenschaft war sie nicht gefasst gewesen. Es war, als komme sie endlich nach Hause zum anderen Teil ihres Ichs.
Heaven merkte, dass sie eine Gänsehaut bekam. Solche Empfindungen waren bei Weitem zu gefährlich, als dass man ihnen trauen durfte.
Seit dem Beginn des vergangenen Abends in Harolds Haus hatte sie pausenlos unter einer inneren Spannung gestanden, die sich von Stunde zu Stunde gesteigert hatte. Die Begegnung mit Jon hatte nun auch nicht gerade zu ihrer Entspannung beigetragen. Ganz im Gegenteil.
„Was ist mit dir?“, fragte Jon, der ihre plötzliche Anspannung spürte.
„Nichts“, erwiderte Heaven ein wenig zu schnell. „Ich … Das hätte besser nicht passieren sollen. Ich wollte nicht …“ Mit zitternder Stimme brach sie ab.
„Was wolltest du nicht? Mitten in der Nacht quer durch England kutschiert werden? Oder mit mir …“
„Weder noch“, unterbrach sie ihn hastig. Die Lüge trieb ihr die Röte ins Gesicht, sodass sie sich schnell abwandte und ihr Kleid über die Schultern streifte. Jon hatte sie losgelassen und betrachtete sie forschend von der Seite.
„Es tut mir leid“, sagte er schließlich. „Ich hatte nicht die Absicht, dich in irgendeiner Weise zu verletzen. Du bist eine ganz besondere Frau“, fügte er mit so viel Wärme in der Stimme hinzu, dass Heavens Herz wieder schneller schlug. „Eine so besondere Frau, dass …“ Er beendete den Satz nicht. Nachdem er sein Hemd zugeknöpft hatte, ließ er den Motor an und fuhr los.
Obwohl Heaven vor Neugier brannte, wagte sie nicht, ihn zu fragen, was er sagen wollte. Vielleicht wäre dann der Zauber der kurzen Minuten gebrochen, als sie sich voller Leidenschaft umarmt hatten. Und doch war sie sicher, auch bei ihm mehr als nur körperliche Lust gespürt zu haben, während sie in seinen Armen lag. Eine süße Zärtlichkeit hatte sie in seiner Stimme und seinen Liebkosungen gefühlt … Oder bildete sie sich das nur ein?
So vieles war in dieser kurzen Zeit geschehen … zu viel, um es ganz zu begreifen.
Und alles war zu schnell gegangen, dachte Heaven, während sie aus dem Fenster sah. Hinter einer Kurve erblickte sie in der Ferne einige Lichter. Anscheinend näherten sie sich einem kleinen Dorf.
„Jetzt sind wir bald da“, erklärte Jon wenig später. Sie fuhren eine enge, gewundene Dorfstraße entlang, deren Seiten hübsche alte Steinhäuser säumten. Gleich hinter den Häusern erstreckten sich die sanften Hügel dieser lieblichen nordenglischen Landschaft, die bis nach Schottland hineinreichte. Jon überquerte jetzt eine gewölbte Steinbrücke, die so schmal war, dass Heaven einen Augenblick lang vor Schreck die Luft anhielt.
Offensichtlich befanden sie sich auf der Hauptstraße des kleinen Ortes. Überall an den kahlen, schneebedeckten Bäumen hingen kleine Lichter, die das bevorstehende Weihnachtsfest ankündigten.
Es hatte nun aufgehört zu schneien, und am klaren Nachthimmel funkelten die Sterne. „O Jon, ist das schön!“, rief Heaven begeistert aus. „Es sieht alles so friedlich und weihnachtlich aus.“ Sie war aufgeregt wie ein Kind.
Jon betrachtete sie lächelnd. „Von wegen friedlich. Wenn du wüsstest, was früher hier los war. Wir befinden uns in unmittelbarer Nähe zur schottischen Grenze. Dieses Dorf stand immer in der Schusslinie von englischen und schottischen Interessen. Es gab jede Menge Kämpfe, und alle waren heilfroh, als endlich ein Waffenstillstand vereinbart wurde. Um dieses Ereignis zu feiern, wird jedes Jahr um die Weihnachtszeit ein Gedenkfest
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