Julia Festival Band 05
resigniert und tätschelte die Hand seiner Frau.
Joan und die Kinder betraten die Küche. Tricias Gesicht war gerötet. Auf ihren Wangen waren Tränenspuren zu erkennen, und ihre Lippen zitterten. Tyler sah nicht viel glücklicher aus, er ließ Kopf und Schultern hängen. Joan bemühte sich um ein Lächeln, aber es erreichte ihre Augen nicht recht.
Ein armseliges Trio, dachte Lucy. Kein Kind sollte an Weihnachten so unglücklich sein.
Wortlos setzten sich die Kids auf die Barhocker. Banner stellte ihnen Milch und Pfannkuchen hin, und sie begannen zu essen, allerdings ohne Appetit.
Miss Annie musterte die Kinder mitfühlend. „Habt ihr gut geschlafen?“
Beide nickten, ohne von ihren Tellern aufzuschauen.
„Ja, danke“, nuschelte Tyler, nachdem Joan ihn angestoßen hatte.
„Ihr seht beide aus, als hätte jemand das Rote von euren Lollis abgeleckt“, bemerkte Banner.
Tyler seufzte schwer. „Weil Weihnachten ist.“
„Das müsste euch eigentlich fröhlich stimmen“, warf Bobby Ray ein.
Tricias Lippen zitterten erneut. „Wir wollten zu Grandma fahren. Der Weihnachtsmann kommt heute Abend dort hin. Aber Mom sagt, wir fahren nicht wegen des Eiswetters.“
„Ich finde, wir können es trotzdem schaffen“, beharrte Tyler. „Wenn Mom echt langsam fährt …“
„Du redest genau wie ich“, bemerkte Pop. „Die anderen haben mich überzeugt, dass es dumm wäre, es zu versuchen. Glaub mir, mein Junge, es ist besser, Weihnachten einen Tag später zu feiern, als gar keine Gelegenheit mehr dazu zu haben.“
„Aber hier kann man nichts tun“, beschwerte sich Tyler. „Wir können nicht mal fernsehen oder so.“
„Ich will nicht hierbleiben“, maulte Tricia. „Ich will zu Grandma.“
Mit zusammengebissenen Zähnen setzte Banner sich mit seinem Frühstücksteller neben Lucy. Bobby Ray rutschte unbehaglich auf seinem Stuhl herum, die Carters blickten besorgt drein, und Joan war das Gejammer ihrer Kinder sichtbar peinlich.
Wenn nicht bald jemand etwas unternahm, stand ihnen allen ein sehr langer, nervenaufreibender Tag bevor.
Lucy erwählte sich selbst zu diesem Jemand, setzte ein strahlendes Lächeln auf und wandte sich an die Kinder. „Wisst ihr, was wir heute tun?“
Beide blickten sie lustlos an. „Was denn?“, fragte Tyler.
„Banner hatte noch keine Zeit, das Haus für Weihnachten herzurichten. Er freut sich bestimmt, wenn wir ihm heute alle beim Schmücken helfen.“
Tricia zeigte einen Anflug von Interesse. „Freut er sich wirklich?“
„Freue ich mich wirklich?“, flüsterte Banner, sodass nur Lucy es hören konnte.
Sie hielt den Blick auf die Kinder gerichtet. „Natürlich freut er sich.“
„Ich habe aber keinen Weihnachtsschmuck“, wandte er ein.
Die aufkeimende Freude der Kinder fiel sichtbar wieder in sich zusammen.
„Okay, dann müssen wir eben Schmuck basteln“, schlug Lucy voller Energie vor. „Das macht noch viel mehr Spaß.“
„Aber ich kann das nicht“, meinte Tricia geknickt.
„Ich zeige es euch.“ Lucy blickte Banner an. „Sie möchten doch, dass wir das Haus für Sie schmücken, stimmt’s?“
„Ja“, murmelte er notgedrungen. „Sicher.“
Sein gequälter Ton brachte ihm einen vorwurfsvollen Blick von Lucy ein. Aber sie wandte sich schnell wieder an die Kinder. „Wir fangen an, sobald ihr mit dem Frühstück fertig seid, okay?“
Die beiden aßen mit etwas mehr Appetit weiter, und Joan lächelte Lucy dankbar an.
Banner dagegen wirkte einfach nur resigniert.
4. KAPITEL
Miss Annie saß im Schaukelstuhl vor dem Kamin, eine Decke auf den Knien und ihr Strickzeug im Schoß. Pop hatte es sich auf der Couch gemütlich gemacht und blätterte in einer Zeitschrift. Das spärliche Tageslicht und der Feuerschein reichten nicht aus zum Lesen und Stricken, deshalb brachte Banner eine Petroleumlampe ins Zimmer.
Zufrieden, dass es dem alten Paar gut ging, kehrte er in die Küche zurück. Er lehnte sich gegen die Bar und beobachtete, wie Joan und Lucy aufräumten. Nun, um genau zu sein, beobachtete er nur Lucy.
„Was wollen Sie eigentlich als Schmuck benutzen?“, fragte er neugierig.
Sie legte das Geschirrhandtuch beiseite und tippte sich mit dem Zeigefinger ans Kinn. „Wir brauchen natürlich einen Baum.“
„Einen Baum?“, wiederholte er verblüfft.
„Einen Weihnachtsbaum“, erklärte sie. „Haben Sie zufällig einen künstlichen?“
„Nein.“
Enttäuschung spiegelte sich auf ihrem Gesicht. „Na ja, dann werden wir wohl ohne Baum auskommen
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