JULIA FESTIVAL Band 76
Jenny zuversichtlich. „Er wird dich nur ein Mal ansehen und sich auf der Stelle in dich verlieben.“
„Das will ich hoffen.“
Doch Cynthia glaubte nicht ernsthaft, dass sie viele gut aussehende Prinzen beim Wohltätigkeitsmaskenball in Grand Springs, Colorado, treffen würde. Erstens war Grand Springs nicht gerade ein Tummelplatz für Traummänner, und zweitens war sie keine wohlhabende Prinzessin. Heute Abend hatte sie ihre Haare hochgesteckt und mehr Make-up als üblich aufgetragen, was ihr hübsches Gesicht zur Geltung brachte, und sie sah in dem geliehenen Abendkleid ganz gut aus. Doch die oberen Zehntausend von Grand Springs würden zu dem Maskenball kommen, und da reichte ‚ganz gut‘ eben nicht aus, um einen außergewöhnlichen Mann zu beeindrucken. Erst recht nicht Jonathan Steele, den umschwärmtesten und reichsten Junggesellen der Stadt.
„Lass dich ansehen.“
Cynthia drehte sich zu ihrer Mutter um und lächelte, als sie bemerkte, wie stolz Betsy Morgan sie anblickte.
„Einfach bezaubernd“, verkündete Betsy.
„ Ich finde, sie sieht aus wie Cinderella.“
„Wisst ihr was?“, fragte Cynthia, als sie sich vorbeugte und einen Kuss auf die Wange ihrer Mutter hauchte. „Ich bin der glücklichste Mensch auf Erden, weil ich eine wundervolle Familie habe und heute Abend zu einem rauschenden Ball ins Grand Springs Empress Hotel gehen kann. Ich verspreche euch, dass ich euch morgen früh alles bis ins kleinste Detail erzählen werde.“
Betsy tauschte einen verschwörerischen Blick mit Jenny. „Nicht so schnell.“ Sie verschwand und kam gleich mit einer Schuhschachtel wieder zurück. „Hier ist eine Überraschung für dich.“
Cynthia starrte auf die Schachtel und sah ihre Mutter und ihre Schwester ungläubig an. „Sagt, dass das nicht wahr ist.“
Jenny strahlte. „Doch! Wir haben abgestimmt, und sogar Brad und Brett waren dafür. Sie haben genau die richtige Farbe, und du wirst toll darin aussehen, wenn du tanzt.“
Cynthia wandte sich an ihre Mutter. „Bist du sicher, dass du es wirklich willst? Sie sind doch nur für einen Abend.“
Betsy zuckte mit den Schultern. „Manchmal braucht man nicht mehr, um ein bisschen Farbe in sein Leben zu bringen. Und es sind doch nur Schuhe!“
Sie waren viel mehr als nur das, und Cynthia wusste es. Geld war knapp bei den Morgans. Cynthia hatte ihr letztes Geld geopfert, um sich ein Kleid für diesen Abend leihen zu können. Zwar gehörten ein Diadem und passender Modeschmuck zum Kleid, aber Schuhe waren nicht dabei gewesen. Sie hatte letzte Woche ein Paar Pumps im Sonderangebot entdeckt, und ihre Mutter hatte angeboten, das ‚Sparschwein‘ dafür zu schlachten – ein Marmeladenglas, worin sie das überzählige Kleingeld sammelten. Es wurde darüber abgestimmt, wofür das Geld geopfert werden sollte – wobei jeder in der Familie eine Stimme hatte. Normalerweise gingen sie davon essen oder ins Eiscafé.
„Ich kann es gar nicht fassen, dass ihr mir die Schuhe gekauft habt“, sagte Cynthia gerührt und öffnete die Schuhschachtel.
Sie zog die Schuhe an, die genau denselben Farbton wie ihr Kleid hatten, und sah sich im Spiegel an. Alle Morgan-Kinder waren blond und hatten – mit Ausnahme von Cynthia – die großen blauen Augen ihrer Mutter geerbt. Jenny war ein hoch aufgeschossener Teenager mit einer Zahnspange, doch in ein paar Jahren würde sie genauso hübsch wie Betsy sein. Die zehnjährigen Zwillinge Brad und Brett kamen mehr nach ihrem Vater und würden den Frauen bald über den Kopf wachsen.
Cynthias klare grüne Augen blickten ihr lächelnd aus dem Spiegel entgegen. Das geliehene Kleid roch leicht nach Mottenkugeln, und ihre armlangen Handschuhe waren unauffällig geflickt. Das Diadem bestand aus Zirkoniasteinen, und auch die Perlen um ihren Hals waren unecht, doch das spielte heute Abend keine Rolle.
„Ich fühle mich großartig“, verkündete Cynthia und griff nach ihrer kleinen Handtasche. „Wenn ich bis Mitternacht ausbleibe, wird sich mein Auto dann in einen Kürbis verwandeln?“
Betsy und Jenny begleiteten sie zur Tür. „Das ist ziemlich unwahrscheinlich, es ist sowieso schon ein Schrotthaufen“, bemerkte Betsy fröhlich. „Ein Kürbis wäre eine Verbesserung.“
Cynthia küsste beide zum Abschied. „Du hast recht. Mom, bitte bleib nicht wach, ich komme schon wohlbehalten wieder zurück.“
„Versprich mir, dass du wenigstens einmal mit dem schönsten Mann tanzt!“, rief Betsy ihrer Tochter nach.
„Ich werde
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