JULIA FESTIVAL Band 76
unterbrach ihn. Cynthia, die sich gerade in eine Ecke des Raums zurückziehen wollte, lehnte sich an die Wand und presste die Hände auf ihren Magen. Sie war auf einmal sehr blass geworden.
Jonathan eilte zu ihr. „Was ist passiert?“
„Ich weiß nicht“, keuchte sie. „Es tut so weh. Eben habe ich mich noch ganz wohl gefühlt, und plötzlich …“ Wieder stöhnte sie und fiel auf die Knie.
„Rufen Sie einen Rettungswagen“, befahl Jonathan.
„Bin schon dabei.“ Während Stryker in sein Handy sprach, krümmte sich Cynthia am Boden. Ein Gefühl der Hilflosigkeit erfüllte Jonathan. „Was kann ich bloß tun?“
Cynthia starrte ihn mit schmerzverzerrtem Gesicht an. Sie öffnete den Mund, um etwas zu sagen, doch dazu kam es nicht mehr. Sie verlor das Bewusstsein. Jonathan nahm sie in die Arme und strich über ihr Gesicht, auf dem kalter Schweiß stand.
Erst David und Lisa, jetzt Cynthia.
„Der Notarzt ist schon auf dem Weg“, sagte Detective Stryker und beugte sich zu ihnen nieder. „Wie geht es ihr?“
„Sie ist bewusstlos. Ich weiß nicht, was ihr fehlt, aber ich habe das ungute Gefühl, dass es etwas mit den seltsamen Dingen zu tun hat, die heute Nacht passiert sind.“
Er sah den Detective an und bemerkte, dass der andere Mann genauso schockiert war wie er selbst. Und sie konnten nichts anderes tun, als bei Cynthia zu bleiben und auf Hilfe zu warten.
3. KAPITEL
„Sie müssen doch etwas tun können“, sagte Jonathan gereizt, auch wenn er wusste, dass es die Situation auch nicht besser machte, wenn er den Arzt anfuhr.
„Alles, was wir im Moment machen können, ist, ihren Zustand stabil zu halten“, entgegnete Dr. Noah Howell ruhig. „Wenn wir festgestellt haben, was ihr fehlt, können wir eine geeignete Behandlung einleiten. Sonst gehen wir das Risiko ein, alles noch schlimmer zu machen.“
Jonathan hatte sich noch nie zuvor so einsam und hilflos gefühlt. In den letzten Stunden waren schlimme Dinge passiert, auf die er überhaupt keinen Einfluss nehmen konnte. Er konnte nur abwarten und hoffen. Das machte ihn ganz krank.
„Ist sie immer noch ohne Bewusstsein?“, fragte er den Arzt.
Dr. Howell nickte. „Das ist aber unter diesen Umständen normal.“
Was heißt hier schon normal, dachte Jonathan grimmig. Seit dem Zusammenbruch im Hotel war Cynthia nicht wieder zu sich gekommen. Er hatte sie im Notarztwagen bis ins Krankenhaus begleitet, wo Dr. Howell sie aufgenommen und untersucht hatte. Warum ihr Zustand zunehmend schlechter wurde, konnte sich bis jetzt niemand erklären.
Jonathan kam sich so unendlich hilflos vor. Was nützte es denn, zu den reichsten Männern Colorados zu gehören, wenn er Cynthias Leben nicht retten konnte?
Noah Howells sah ihn aufmerksam an. „Ich weiß, dass Sie sich große Sorgen um Miss Morgan machen. Wir werden alles tun, um sie zu retten, und ich versichere Ihnen, dass wir Sie auf dem Laufenden halten werden, wenn ihr Zustand sich verändert oder wenn die Testergebnisse da sind. Falls dem Detective oder Ihnen noch irgendetwas einfällt, das uns als Hinweis nützlich sein könnte, lassen Sie es uns wissen.“
Jonathan sank auf einen grünen Plastikstuhl im Warteraum und unterdrückte einen Fluch.
„Was für ein Tag für Sie“, sagte Detective Stryker mitfühlend. „Erst Ihr Bruder und Ihre Schwägerin, und jetzt das.“
Jonathan nickte und lehnte seinen Kopf an die weiß getünchten Wände. „Ich hasse Krankenhäuser.“ Sein Blick wanderte über den schmucklosen Linoleumboden zu dem Fernsehgerät am anderen Ende des Zimmers, das zum Glück leise gestellt war. Draußen hörte man Pfleger und Schwestern vorbeihasten, die eilig Geräte und Betten vor sich her schoben, und ein Hauch von Desinfektionsmitteln lag in der Luft. Es war zwei Uhr morgens, der Wartesaal war leer, doch in der Notaufnahme herrschte Chaos. Immer noch wurden Menschen behandelt, die sich bei der Panik nach dem Stromausfall im Hotel verletzt hatten.
Jonathan warf einen Blick auf Detective Stryker. „Sie sind doch nicht wegen Cynthia Morgan hier, oder?“
„Ich möchte schon gern wissen, ob es ihr gut geht“, gab Stryker zur Antwort. „Aber ich muss Ihnen noch ein paar Fragen stellen.“
Jonathan rieb sich müde seinen Nasenrücken. „Ich fühle mich, als wäre ich schon eine Woche hier. Dabei ist es erst früher Sonntagmorgen.“ Er seufzte. „Wahrscheinlich wollen Sie wissen, ob Hank versucht hat, mich über Cynthia zu treffen. Um mir Angst einzujagen oder mich unter
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