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JULIA FESTIVAL Band 76

JULIA FESTIVAL Band 76

Titel: JULIA FESTIVAL Band 76 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Mallery
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unbedingt herausfinden.
    „Sie sind aber noch spät auf“, sagte er.
    Cynthia schreckte auf, aber sie lächelte, als sie ihn sah. „Ich habe Sie gar nicht hereinkommen hören.“ Sie klappte ihr Buch zu. „Wie war Ihr Tag?“
    „Gut. Arbeitsreich.“ Er ging zu dem Ledersofa und setzte sich ihr gegenüber.
    Das Arbeitszimmer war immer sein Lieblingszimmer gewesen. Es gehörte auch zu den wenigen Räumen, die er nach dem Tod seines Vaters nicht umgestaltet hatte. Die Bücherregale reichten an drei Wänden bis zur Decke hoch, ein schwerer Schreibtisch, der schon über zweihundert Jahre alt war und vor hundert Jahren mit der Eisenbahn nach Grand Springs transportiert worden war, stand gegenüber einem offenen Kamin. Als Kind hatte er hier viele Stunden mit Lesen in einem der Ledersessel verbracht. Die Bücher hatten ihm die Flucht in eine glücklichere Welt ermöglicht.
    „Ich hatte ein Arbeitsessen“, erzählte Jonathan und fragte sich, warum er ihr eine Erklärung für sein Wegbleiben gab.
    „Lucinda hat es erwähnt.“ Cynthia presste die Finger auf das Buch. Sie holte tief Luft und sah ihn an. „Ich weiß, dass Sie ein viel beschäftigter Mann sind. Es bleibt Ihnen kaum Freizeit bei der vielen Arbeit und jetzt noch mit den Vorbereitungen für die Beerdigung Ihres Bruders. Aber seit Freitag haben wir Sie nicht mehr gesehen. Sie kommen spät nach Haus und gehen schon früh am Morgen wieder. Das können Sie aber in Zukunft nicht machen. Colton braucht Sie.“
    „Colton ist ein Baby. Was er braucht, ist eine Kinderfrau.“
    „Er braucht einen Vater. Oder zumindest einen Onkel, der irgendwann die Vaterrolle übernimmt.“
    Das wollte Jonathan gar nicht hören. „Ich bin aber nicht sein Vater. Und ich weiß auch überhaupt nicht, wie ich diese Rolle spielen soll.“ Sein Vater war ihm in dieser Hinsicht kein gutes Vorbild gewesen. Er wollte nicht, dass sich die Vergangenheit wiederholte, und mit Kindern wollte er schon gar nicht belastet werden. Weder mit Colton noch mit sonst einem.
    „Das lernen Sie schon noch“, sagte Cynthia zuversichtlich. „Es ist nur eine Frage der Zeit und der Zuneigung. Doch wie wollen Sie Colton kennen, geschweige denn lieben lernen, wenn Sie keine Zeit mit ihm verbringen?“
    „Ich will ihn gar nicht lieben“, sagte er kurz angebunden.
    Er nahm an, dass sie jetzt wütend werden oder ihm widersprechen würde. Frauen schienen geradezu dafür zu leben, an die Liebe zu glauben. Er hielt sie nur für Zeitverschwendung. Doch Cynthia überraschte ihn dadurch, dass sie nur ihr Buch zusammenklappte und weglegte.
    „Jonathan, ich kann verstehen, dass der Gedanke an Davids Tod schmerzhaft für Sie sein muss, aber Sie müssen Ihren Kummer beiseiteschieben und an Ihren Neffen denken. Im Moment scheint es so sinnlos zu sein, jemanden zu lieben. Kaum liebt man jemanden, schon geht er weg, nicht wahr? Sie haben Ihre Mutter verloren, als Sie noch ganz klein waren. Vor ein paar Jahren starb Ihr Vater, und jetzt David. Doch Sie haben immer noch Colton, und wenn Sie eine Beziehung zu ihm aufbauen, kann das Ihre Wunden heilen.“
    Er sah das Mitgefühl in ihren Augen, doch er konnte nicht glauben, was sie sagte.
    „Ich habe keine Ahnung, woher Sie Ihre Informationen haben“, sagte er. „Aber ich trauere nicht um meinen Bruder. Ich bedauere nicht einmal, dass er sich und seine Frau durch seine Rücksichtslosigkeit zu Tode gebracht hat. Mein Kopf ist nur voller Fragen.“
    „Und was fragen Sie sich?“
    „Nun, im Moment würde ich gern wissen, wer mir das Gift in den Kaffee gekippt hat, und ob man den Täter geschnappt hat.“

6. KAPITEL
    Das Licht im Arbeitszimmer kam nur von Cynthias Leselampe. Jonathan saß im Halbdunkel, und sein Gesicht war nur schwer zu erkennen.
    „David und ich …“ Er zögerte. „Wenn ich sage, dass wir nicht gut miteinander ausgekommen sind, dann ist das noch schmeichelhaft ausgedrückt. David hat mich immer gehasst. Ich habe nie verstanden, warum. Er war der Lieblingssohn, er bekam alle Möglichkeiten, aber es war ihm nie genug. Unser Vater hinterließ uns verschiedene Bereiche der Firma, doch ich musste alles leiten. David hasste es, jeden Tag ins Geschäft zu gehen. Er kam nur, wenn er Geld wollte. Ich habe früh gelernt, dass man für alles, was man erreichen möchte, hart arbeiten muss. Ich glaube nicht, dass David je zu derselben Erkenntnis kam. Er nahm sich einfach, was er wollte, ob es nun ein Spielzeug, ein Geschäft oder eine Frau war. Am Ende hat ihn

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