JULIA FESTIVAL Band 76
Mann hat mich besucht, und ich bringe ihn nach Hause.“
Kyle packte ihn ohne Umstände am Arm und zog ihn in Richtung Haus. „Nachdem du schon einmal da bist, kannst du genauso gut beim Malen helfen.“
Austin bemerkte zum ersten Mal, dass Kyles Hose und Hemd voller weißer Farbflecken waren. „Ich habe wirklich überhaupt keine Zeit.“
„Es wird dir gar nichts anderes übrig bleiben, als mit anzupacken.“
Austin ließ sich gegen seinen Willen mit zur Vordertreppe ziehen. Als er sich umdrehte, sah er David unschlüssig auf der Wiese stehen und befreite sich aus Kyles Griff. „Es sieht so aus, als würde ich zum Malen verdonnert. Hast du nicht Lust, mir zu helfen?“
David sah ihn aus seinen großen blauen Augen nur stumm an. Er wollte mitkommen und helfen und dazugehören, aber er fürchtete sich gleichzeitig davor. Austin spürte, wie seine Brust eng wurde. Er wusste genau, was jetzt in David vor sich ging, denn er hatte dasselbe erlebt. Der Junge kam einen kleinen Schritt näher.
„Es sieht so aus, als hättest du einen Freund gefunden“, bemerkte Kyle. „Seit wann machst du dir etwas aus Kindern?“
David erstarrte, und der kleine Hoffnungsschimmer, der sich in seinem Gesicht gezeigt hatte, schwand. „Meine Tanten und meine Onkel mögen auch keine Kinder“, sagte er in diesem eigenartigen sachlichen Tonfall, der so ans Herz ging.
Austin sagte sich, dass es am einfachsten war, wenn er einfach ging. David war schließlich nicht sein Problem. Und doch …
Er hob die Schultern. „Kinder gehen in Ordnung“, sagte er zu David. „Wenn ich schon malen muss, wäre mir ein bisschen Hilfe ganz lieb.“
David gab sich einen sichtlichen Ruck. „Okay“, sagte er betont beiläufig, aber es gelang ihm nicht, seinen Eifer zu verbergen. Er rannte die Stufen hinauf und wartete dann oben an der Tür.
Kyle lachte. „Hochinteressant finde ich das.“
Austin warf ihm einen eisigen Blick zu. „Wehe, wenn du auch nur ein Wort sagst“, knurrte er.
Kyles Grinsen wurde breiter. „Ich? Wie käme ich dazu!“
Zwei Stunden später hatten sie das kleine Schlafzimmer fast fertig gestrichen. Austin betrachtete den kleinen Jungen neben ihm. Auf dem mit Zeitungen abgedeckten Fußboden und an David haftete mehr Farbe als an den Wänden, aber sie hatten gute Arbeit geleistet. Austin hatte die großen Flächen übernommen, David mit dem Pinsel die Ecken ausgefüllt.
„Mein Zimmer war auch blau“, berichtete David, als er sich daran machte, die Tür zu streichen. Austin hatte sie aus den Angeln gehoben und auf zwei Böcke gelegt.
„Denkst du oft daran?“, fragte er.
„Ja. Wenn ich manchmal am Morgen aufwache, denke ich, dass ich noch in meinem Zimmer bin. Und dann mache ich die Augen auf, und es stimmt gar nicht.“ David nagte an seiner Unterlippe. Er sah aus, als würde er jeden Augenblick in Tränen ausbrechen.
Austin geriet in Panik. Mit Kindertränen konnte er nicht umgehen. „Hast du noch genügend Farbe, Sportsfreund?“, erkundigte er sich schnell.
Zum Glück ließ David sich ablenken. Er betrachtete die Dose in seiner Hand. „Viel ist nicht mehr drin.“
„Gleich kommt Nachschub.“ Austin legte seine Rolle ab, um sich darum zu kümmern.
„Na, was haben wir denn hier? Zwei starke Männer, die ein Zimmer streichen!“
Austin musste sich nicht umdrehen. Er kannte die Stimme und ihre Besitzerin. Und er sah wieder vor sich, wie sie auf seinem Bett gelegen hatte, die Haare um ihren Kopf gebreitet, nackt, weiß wie Marmor ihr Körper. Und er fühlte sie, schmeckte sie … Und zu allem Überdruss spürte er, wie allein der Gedanke an diese Frau ihn erregte.
Er hob den Farbeimer auf, hielt ihn vor sich und versuchte, an ganz alltägliche Dinge zu denken. „Hallo, Rebecca.“
„Austin, das ist ja eine Überraschung.“
Ihr Lächeln war so süß, wie er es in Erinnerung hatte. Sie trug trotz der Arbeit wie immer ein Kleid. Es war ärmellos und aus einem dünnen geblümten Stoff, der ihre Figur mehr umschmeichelte als betonte. Aber er erinnerte sich nur zu gut an ihre weiblichen Rundungen.
Seinem Zustand waren diese Gedanken alles andere als förderlich, und so konzentrierte er sich lieber auf ihr Gesicht.
Sie hatte die langen Haare im Nacken zu einem Zopf geflochten, damit sie bei der Arbeit nicht störten, und trug keinerlei Make-up. Ihre Wangen waren gerötet.
„Kyle hat mir erzählt, dass du hier bist. Zuerst dachte ich, er nimmt mich auf den Arm.“ Sie stand direkt vor ihm und musste den
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