JULIA FESTIVAL Band 76
Gefühle für ihn mehr einem oberflächlichen Verknalltsein ähnelten und nicht tief gingen. Jede Frau, die sich ernsthaft in ihn verliebte, musste zwangsläufig unglücklich werden.
„Morgen Nachmittag kommen die Möbel.“
„Danke.“ Sie lächelte. „Ich weiß, du willst das nicht hören, aber ich bin dir wirklich sehr dankbar für alles, was du für die Kinder tust. David hatte sich seit dem Unfall sehr in sich zurückgezogen und …“ Sie unterbrach sich, als Austin mit einem Ruck aufstand. „Hast du was?“
„Schau mich nicht dauernd so an“, knurrte er und fing an, auf- und abzugehen.
„Wie schaue ich dich denn an?“
„So, als wäre ich die personifizierte Güte.“
„Aber das bist du, Austin. Ich kenne jedenfalls keinen anderen Mann, der so bereitwillig sein Haus Waisenkindern zur Verfügung stellen und auch noch die Möbel dafür kaufen würde.“
Er stand vor ihr, die Beine leicht gegrätscht, und sah sie böse an. Seine Jeans und das rote Polohemd hatten frische Farbflecken. „Ich bin kein Engel und war es auch nie!“
Rebecca hob die Schultern und unterdrückte ein Lächeln. „Wenn du es sagst.“
„Genau!“, bekräftigte er.
Die letzten Sonnenstrahlen setzten seinem Haar Glanzlichter auf. Er war groß, breitschultrig und sah einfach umwerfend gut aus – ein Jäger mit einem weichen Herzen, das er sich nicht eingestehen mochte. Das störte sie nicht. Sie wusste, dass er ein guter Mensch war, das genügte ihr.
Allmählich wurde sie unter seinem intensiven Blick nervös und wandte den Blick ab.
„Warum hast du das Haus eigentlich gekauft, wenn du es nicht bewohnst?“, wollte sie wissen.
Er sah an ihr vorbei. „Weil ich es mir leisten konnte.“
Das verstand sie nicht. „Hast du denn nicht vor, hier einzuziehen?“
Er zuckte mit den Achseln. „Keine Ahnung. Das Loft entspricht eher meinem Geschmack. Ich fühle mich sehr wohl da.“
„Ich werde dafür sorgen, dass die Kinder dich nicht belästigen“, versprach Rebecca.
Er setzte sich wieder neben sie. „Mach dir darum nur keine Gedanken. Ich war selber kein besonders pflegeleichtes Kind.“
„Warum überrascht mich das jetzt nicht?“, fragte Rebecca milde.
Er lächelte ein wenig. „Na ja, ein besonderes Vorbild war ich nie.“
„So schlimm wird es schon nicht gewesen sein. Ich hätte nicht für möglich gehalten, dass David so schnell auftaut.“
„Er ist ein lieber Junge.“
Rebecca stützte die Ellbogen auf die Knie und legte das Kinn auf die Hände. „Es ist wirklich unglaublich, wie seine Familie sich verhält. Er ist so ein intelligenter, witziger kleiner Kerl. Ich verstehe nicht, warum niemand ihn haben will.“
„Wie kannst du nur so naiv sein?“, warf Austin ihr vor. „Wer will sich schon freiwillig mit einem Waisenkind belasten?“
„Vielleicht bin ich wirklich naiv. Ich werde jedenfalls immer alles in meiner Macht Stehende tun, um solchen Kindern zu helfen.“
Er lehnte sich ans Geländer. „Das alles ist doch nur ein Tropfen auf dem heißen Stein.“
„Vielleicht. Aber ich versuche wenigstens, etwas zu tun. Was machst du?“
„Heilige Rebecca“, spottete er.
Eigentlich konnte sie sich normalerweise ziemlich gut beherrschen. Aber jetzt hatte sie genug. „Was ist mit dir los? Warum musst du immer unbedingt an allem die schlechte Seite sehen? Ich weiß, dass du als Kind auch im Heim warst. Leidest du darunter, dass du nicht adoptiert wurdest?“
Er hob eine Augenbraue. „Das wäre gar nicht gegangen. Meine Eltern haben da beide noch gelebt.“
„Und warum warst du dann im Heim?“
Sie hatte ihm diese Frage gestellt, ohne darüber nachzudenken, und hätte sie jetzt am liebsten wieder zurückgenommen. Schatten hatten sich über das Haus gelegt, und langsam setzten die Geräusche der Nacht ein. Es roch nach Erde und Gras und der einsetzenden Abendkühle, und Rebecca wurde bewusst, dass sie mit Austin allein war. Sie kannte ihn im Grunde gar nicht, auch wenn sie mit ihm geschlafen hatte. Er spielte den herzlosen Egoisten, um seine weiche Seite zu verdecken. Davon war sie überzeugt. Sie konnte sich nur nicht vorstellen, warum er das tat.
„Willst du das wirklich wissen? Meine Mutter machte sich auch nichts aus Kindern und hat mich regelmäßig bei irgendwelchen Verwandten abgeladen, um sich zu amüsieren. Als die sich schließlich weigerten, mich aufzunehmen, setzte sie mich vor dem Waisenhaus von Sacramento ab. Dort wurden sie nicht mit mir fertig und schickten mich
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