JULIA FESTIVAL Band 76
war die Leere in seinem Leben wieder programmiert. Besser war es, wenn er dieses Risiko gar nicht erst einging.
Er sah aus dem Fenster und schloss die Augen. Es hatte einmal eine Zeit gegeben, in der er die Stille, die ihm jetzt so unerträglich erschien, genossen hatte. Das war die Zeit gewesen, bevor Rebecca in sein Leben gekommen war und die Stille vertrieben hatte. Aber er würde sich wieder daran gewöhnen. Es blieb ihm gar nichts anderes übrig, wenn er ohne sie überleben wollte.
Er würde das Leben wieder von außen betrachten. Wie David. So hatte er sich wohl gefühlt. Aber David fühlte sich nicht wohl. Er hatte noch nicht gelernt, so zu tun, als ob es ihm nichts ausmachte, draußen zu stehen.
„Rebecca“, flüsterte er.
Was war, wenn es schon zu spät war?
Er rannte quer durch den Raum und die Treppe hinunter in die Nacht hinaus.
„Rebecca!“, schrie er.
„Austin?“
Sie saß auf den Stufen vor dem Haus und sah zu ihm auf. „Was ist los?“
„Ich dachte, du bist fort“, stammelte er.
„Eigentlich wollte ich einen Spaziergang machen, aber ich bin zu müde.“
Er zog sie auf die Füße und hielt ihre Hände ganz fest. „Verlass mich nicht“, flehte er.
Sie seufzte. „Ich war wohl ein bisschen melodramatisch. Das tut mir leid. Ich werde dich nicht verlassen, auch wenn du nichts davon wissen willst. Ich liebe dich, Austin, und das werde ich so lange sagen, bis du mir endlich glaubst.“
Er ließ ihre Hände los und umfasste ihr Gesicht. Er hatte noch eine Chance bekommen, eine allerletzte Chance. Es war noch nicht zu spät.
„Du bist wunderschön“, flüsterte er. „Ich liebe dich, Rebecca Lucas. Ich liebe dich mit meinem ganzen Herzen und mit meiner Seele, so wie ich bin. Bitte verlass mich nicht. Ich würde es nicht überleben.“
Er neigte sich zu ihr und küsste sie. Es war ein sanfter, zärtlicher Kuss, und sie zitterte in seinen Armen.
„Austin, das ist kein neues Spiel, oder?“
Er lächelte. „Nein. Ich fürchte mich zwar in bisschen, aber noch mehr fürchte ich mich davor, dich für immer zu verlieren oder unser Kind nie zu sehen. Ich weiß nicht, ob ich ein guter Ehemann und Vater werde, aber ich werde es versuchen.“
„Du bist ein verdammt guter Ehemann“, sagte Rebecca und hielt ihn ganz fest. „Der beste, den ich mir vorstellen kann.“
„Rebecca?“
„Hm?“
Er küsste sie auf das Haar und dann auf die Nase. „Du bist viel zu unschuldig für solche Wörter.“
„Ich habe nur versucht, mich auf deiner Ebene mit dir zu verständigen.“
Im Mondlicht sah er, dass sie lächelte. „Ich liebe dich“, sagte er noch einmal.
Ihr Lächeln wurde breiter. „Das werde ich gar nicht oft genug hören können. So schlimm ist es doch gar nicht, oder?“
„Nein“, gestand er und begann, sie zu küssen. Jetzt, da er endlich daran glaubte, dass sie ihn liebte, und vor allem, dass er sie liebte, fiel es ihm unendlich leicht, ihr diese Liebe zu gestehen.
EPILOG
Sonnenlicht fiel in die mit weißen Rosen verschwenderisch geschmückte Kirche. Rebecca stand mit ihrem Mann am Altar, ihre beiden Schwestern, ihre Eltern und Elizabeth zu ihrer Linken. Neben Austin standen Travis und seine Brüder. Der Priester vor ihnen hielt ihren neugeborenen Sohn auf den Armen und taufte ihn auf den Namen Austin Jason Lucas.
Rebecca kämpfte mit den Tränen, und Austin drückte ihre Hand. Sie lächelte ihn an. Was hatte sie nur getan, um dieses Glück zu verdienen?
Alles hatte sich zum Guten gewendet. Die Kinder hatten ein neues Heim bekommen, und sie und Austin hatten das große Haus umgebaut und würden dieses Wochenende einziehen. Ihr Sohn war gesund, er hatte die grauen Augen seines Vaters und das Lächeln seiner Mutter geerbt.
„Es war eine wunderschöne Taufe, Liebes“, sagte Rebeccas Mutter und umarmte ihre Tochter. „Der kleine Jason hat sich mustergültig benommen, nicht wahr, mein Süßer?“ Sie strich ihm über die Wange.
Elizabeth kam mit ihrer kleinen Julia auf den Armen. „Ist es nicht schön, dass sie fast gleich alt sind? Dann können sie später einmal zusammen spielen.“
Rebecca lächelte. „Wer weiß, vielleicht heiraten sie ja auch einmal.“
Travis trat zu ihnen. „Meint ihr nicht, dass die beiden noch ein bisschen klein sind, um sie schon zu verkuppeln?“
„Nein“, erwiderten die beiden Mütter im Chor und lachten.
Rebecca sah sich nach Austin um, aber er war unter den Gästen verschwunden. In den letzten Monaten hatte er gelernt, zu lieben
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