JULIA FESTIVAL Band 76
Wange. Er konnte Blut schmecken. Drei Zähne waren locker, und die Nase fühlte sich gebrochen an.
„Wenn ich könnte, würde ich Sie umbringen“, sagte Davidson. „Aber da der Richter ein guter Freund Ihres Vaters ist …“ Sein Blick war hasserfüllt. „Denken Sie daran, was ich über meine Freunde gesagt habe. Wenn Sie noch einmal hier auftauchen, werden Sie es bereuen. Haben Sie mich verstanden, Junge? Mein Gewehr freut sich schon auf Sie.“
Chase wischte sich mit dem Ärmel das Blut vom Gesicht. „Ich habe verstanden.“ Er öffnete die Wagentür. „Würden Sie mir sagen, was ich getan habe?“
Davidson sah aus, als wollte er seine Drohung wahr machen und ihn töten. „Sie verdammter Hundesohn“, knurrte er. „Sie hat Ihnen vertraut. Ich habe Sie nie gemocht, Jackson, aber sie behauptete, sie beide wären nur gute Freunde. Aber mit Freunden wie Ihnen muss ein Mann aufpassen, dass er kein Messer in den Rücken bekommt.“
„Ich weiß nicht, was …“
„Sie Bastard! Jenny ist schwanger!“
Chase zuckte zusammen, und der Schmerz schoss ihm durch den Kopf. Aber er nahm ihn gar nicht wahr. Schwanger? Jenny?
„Augenblick mal“, stieß er hervor. „Ich habe nie … Ich meine, wir beide haben nicht … Wer …“
„Das fragen Sie noch!“ Davidson baute sich vor ihm auf. „Verschwinden Sie, bevor ich die Beherrschung verliere.“
Chase sah zum Haus hinüber, aber Jennys Fenster war leer. Langsam stieg er ein und fuhr davon.
Das Wasser im Waschbecken war rot. Chase wusch sich das Blut ab und presste ein Handtuch gegen die Nase. Er konnte zu ihrem Hausarzt gehen, aber dann würde sein Vater davon erfahren, und dessen Fragen wollte er nicht beantworten.
Warum, Jenny?
Die Tür seines Zimmers wurde aufgerissen.
„Diesmal bist du zu weit gegangen.“
Großartig, dachte Chase. In einer Kleinstadt verbreiteten sich Neuigkeiten schnell.
„Davidson hat angerufen“, sagte er, bevor er das Handtuch neben das Waschbecken warf und das Hemd auszog.
„Kannst du dir vorstellen, wie man sich fühlt, wenn man so etwas über seinen Sohn erfährt?“
„Nein, Sir.“ Chase starrte auf die Wand, während sein Vater im Raum auf und ab ging.
„Konntest du nicht aufpassen? Hast du nicht daran gedacht, dass ich vor Verhandlungen mit der Gewerkschaft stehe? Wenn du schon einem Mädchen ein Kind machen musst, warum ausgerechnet der Tochter des Gewerkschaftspräsidenten?“
Chase ließ das blutige Hemd in den Abfalleimer fallen und holte ein frisches aus der Schublade. Jeder behauptete, er sei das Ebenbild seines Vaters. Aber das galt nur äußerlich. Innerlich waren sie vollkommen verschieden. Seit er sich erinnern konnte, stritt er sich mit seinem Vater. Sein einziges Lebensziel war es gewesen, seinen Vater stolz auf ihn machen. Sein Vater dagegen hatte nur einen Nachfolger gewollt, dem er eines Tages das Unternehmen übergeben konnte.
Blut rann ihm aus dem Mundwinkel, aber Chase wischte es nicht ab. Jenny hatte ihn betrogen. „Auf die Idee, dass ich es nicht war, kommst du nicht, was?“
Sein Vater seufzte. „Habe ich dir denn gar nichts beigebracht? Ein Mann steht zu seinen Taten.“ Er schob die Hände in die Hosentaschen. „Davidson und ich werden nicht zulassen, dass ihr heiratet. Sie wird fortgehen, bis das Kind zur Welt kommt und irgendwo untergebracht werden kann. Aber du …“ William Jackson musterte seinen Sohn kühl. „Du wirst in diesem Jahr nicht aufs College gehen. Du wirst hierbleiben und im Stahlwerk arbeiten. Dein Lohn wird zu Jennys Unterhalt beitragen. Wenn du im nächsten September mit dem Studium beginnst, wirst du hoffentlich etwas gelernt haben.“
Noch lange nachdem sein Vater gegangen war, starrte Chase auf die geschlossene Tür. Es war still im Haus. Wäre seine Mutter noch am Leben … Aber sie war es nicht. Er war mit seinem alten Herrn allein. Nicht einmal Jenny hatte er noch. Hatte er sie überhaupt jemals gehabt? Die Jenny, die er geliebt hatte, hätte ihn niemals so hintergangen.
Niemand hört mir zu, dachte er. Selbst wenn er die nächsten fünfzig Jahre versuchte, alles zu erklären, würde ihm kein Mensch zuhören und glauben. Nur Jenny kannte die Wahrheit und würde sie für sich behalten.
Er blieb vor dem Foto auf dem Nachttisch stehen. Jennys grüne Augen lachten ihn an. Kein Wunder, dass sie seit Wochen so seltsam gewesen war. Wie hatte er nur so dumm sein können?
„Warum hast du ihnen gesagt, dass es von mir ist?“, flüsterte er. „Warum hast du
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