Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
JULIA FESTIVAL Band 76

JULIA FESTIVAL Band 76

Titel: JULIA FESTIVAL Band 76 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Mallery
Vom Netzwerk:
beobachtete er mit angehaltenem Atem, wie sie mit sich kämpfte. Als er sicher war, dass sie ihm endlich die Wahrheit sagen würde, wandte sie sich ab.
    „Ich will … Bitte, bring mich nach Hause“, bat sie leise.
    Es war vorbei. Jenny war seit ihrer frühesten Kindheit seine beste Freundin gewesen. Plötzlich war sie eine Fremde. Eine Fremde, der gleichgültig war, wie sehr er sie liebte. Er sagte kein Wort, sondern zog die Schlüssel aus der Tasche und ging den Pfad entlang. Jenny folgte ihm.
    Die Fahrt verlief schweigend. Er wollte sie fragen, was geschehen war. Er wollte sie anflehen, ihm den Grund zu nennen. Doch er sagte nichts. Der Stolz der Jacksons, den er so sehr hasste, ließ es nicht zu. Er straffte die Schultern und schaffte es, nicht zu weinen.
    Als sie Hamilton Crossing, die Stadtgrenze von Hamilton, Ohio, erreichten, fuhr er langsamer und sah, wie Jenny sich auf die Lippe biss. Sag etwas, dachte er. Sag mir, dass dies alles nur ein schlechter Scherz ist.
    Der Motor des Camaro klang ungeduldig. Über ihnen flog ein Flugzeug.
    Chase holte tief Luft und gab wieder Gas. Vor ihnen tauchten die ersten Häuser auf. An der vierten Straße nach der zweiten Ampel bog er erst links, dann rechts ab.
    Es war das Arbeiterviertel. Einige der Häuser waren frisch gestrichen, andere heruntergekommen. Sie waren klein, viel kleiner als das dreistöckige Mausoleum, in der er lebte.
    Chase und Jenny hatten nie begriffen, warum die Leute sich über ihre Beziehung aufregten. Aber jetzt sah er ihr Viertel mit klareren Augen. Männer unterbrachen die Arbeit im Vorgarten und starrten auf seinen Wagen. Kinder hörten auf zu spielen, und an den Küchenfenstern wurden Gardinen zur Seite gezogen.
    Die Stadt hasste ihn fast so sehr wie seinen Vater. Die Menschen litten darunter, von Jackson Steel abhängig zu sein. Bisher hatte ihre Feindseligkeit ihm nichts ausgemacht. Er und Jenny hatten fortziehen und ein neues Leben ohne den Stahl beginnen wollen.
    Jetzt war alles anders. Er würde aufs College gehen, und Jenny … Jenny würde nicht auf ihn warten.
    Der Herbst begann erst in zwei Wochen, aber der alte Davidson hängte bereits die schützenden Holzläden an die Fenster. Als Chase den Motor abstellte, drehte er sich um, stellte den Laden ab und kam langsam auf den Wagen zu.
    Großartig, dachte Chase bei Aussteigen. Nicht genug, dass Jenny sich von ihm getrennt hatte, jetzt wollte Davidson ihm offenbar den Rest geben. Nicht, dass sie sich jemals gut verstanden hatten. Der Sohn des Stahlwerksbesitzers und der Führer der örtlichen Gewerkschaft hatten nicht viel gemeinsam. Außer Jenny.
    „Tag. Mr. Davidson.“
    Davidson ignorierte ihn und riss die Beifahrertür auf. „Geh ins Haus, Jenny. Deine Mutter wartet auf dich.“
    „Daddy.“ Sie stieg aus und berührte seinen Arm. „Bist du in Ordnung?“
    Er lächelte matt. „Geh hinein“, wiederholte er.
    Sie zögerte und sah Chase an. „Ich liebe dich. Ich werde dich immer lieben. Ich weiß, im Moment sieht es nicht so aus, aber …“ Sie streckte die Hand nach ihm aus, doch zwischen ihnen stand der Wagen.
    Er machte einen Schritt auf sie zu. Sie schüttelte den Kopf.
    „Ich werde dich nie vergessen, Chase Jackson“, sagte sie, bevor sie sich umdrehte und ins Haus rannte.
    Er sah ihr nach und spürte, wie ihr Vater näherkam. Davidson war nicht groß, aber kräftig. Das rotkarierte Flanellhemd spannte sich über der breiten Brust, die abgetragene Jeans hing unter dem Bierbauch.
    Als Jennys Vater auf die Straße trat, musste Chase sich beherrschen, um nicht in den Wagen zu flüchten.
    „Gibt es ein Problem?“, fragte er so ruhig wie möglich.
    „Allerdings“, erwiderte Davidson zornig und blieb weniger als einen halben Meter vor Chase stehen. „Sie glauben wohl, nur weil Sie reich sind, können Sie sich alles nehmen, was Sie wollen. Ich habe eine Neuigkeit für Sie. Es gibt Gesetze gegen Leute wie Sie. Und wenn die mir nicht helfen, habe ich genug Freunde, die dafür sorgen werden, dass Sie bezahlen.“
    Chase schluckte. „Mr. Davidson, ich verstehe nicht, was …“
    „Mal sehen, ob Sie das hier verstehen.“ Ohne Vorwarnung verpasste Davidson ihm einen Faustschlag.
    Jennys Vater verschwamm vor seinen Augen, und er taumelte gegen den Wagen. Wie aus weiter Ferne drangen Davidson Flüche an sein Ohr. Blut rann aus Chases Nase.
    Er schüttelte den Kopf und stemmte sich an der Motorhaube hoch. Der Schmerz war unerträglich. Er taste über die bereits anschwellende

Weitere Kostenlose Bücher