JULIA FESTIVAL Band 76
versuche nur, auf deiner Ebene mit dir zu sprechen. Das sollte dir doch entgegenkommen.“
„Nein.“
„Pass nur auf, Austin“, warnte Rebecca und legte den Kopf zurück. „Sonst macht vielleicht jemand den Fehler und glaubt, dir läge womöglich etwas an ihm. Und das willst du doch nicht. Das wäre eine große Katastrophe. Die Erde könnte sich auftun und uns alle verschlingen.“
Er stand auf. „Hör auf!“
„Warum? Bin ich nicht mehr die vollkommene, liebevolle kleine Frau? Fehlt sie dir? Dann habe ich eine Neuigkeit für dich: So fühlt man sich, wenn man mit dir zusammenlebt. Nichts ist wirklich, Gefühle nicht und Menschen nicht. Alles ist nur ein Spiel. Du versteckst dich, und dann versuchst du, die Menschen zu zerstören, die dumm genug sind, nach dir zu suchen.“ Sie seufzte und ließ die Stirn auf die Knie sinken. „Du hast gewonnen. Ich habe keine Lust mehr, nach deinen Regeln zu spielen.“
Er zuckte zusammen, als hätte sie ihn geschlagen. „Du gehst weg.“ Das war eine Feststellung.
„Ich weiß es noch nicht.“ Sie hob den Kopf und erwiderte seinen Blick. Er sah den Schmerz in ihren Augen, die Enttäuschung und Desillusionierung. „Ich würde ja gern weiter glauben, dass ich noch etwas ausrichten kann, aber ich glaube es nicht mehr.“ Sie schüttelte den Kopf. „Ich hatte mir eingebildet, es würde reichen, wenn ich dich liebe. Aber offenbar reicht es nicht.“
„Nein“, sagte er heiser.
„Du müsstest diese Liebe erwidern, aber das tust du nicht.“
Er antwortete nicht, denn er brachte kein Wort heraus. Ihre Liebe erwidern. Und dann? Ihr vertrauen? Daran glauben, dass es dauern würde? Dass sie bei ihm bleiben würde trotz seiner Fehler? Nein.
Er trat ans Fenster und sah in die Nacht hinaus.
„Was siehst du?“, fragte Rebecca. „Die Vergangenheit? Die Einsamkeit, in der du gelebt hast? Siehst du jemals mich? Hörst du meine Stimme? Erlaubst du dir jemals, an etwas zu glauben?“
„Ich versuche es“, flüsterte er und kämpfte gegen die Leere an, die sich in ihm breitmachte.
„Aber du kannst es nicht.“
„Nein.“
Er hörte ihren Seufzer, dann ihre Schritte, als sie zu ihm kam.
„Ich habe früher einmal von einer Märchenhochzeit geträumt“, sagte sie. „Ich wollte ein wunderschönes weißes Kleid tragen und mit meiner ganzen Familie und allen meinen Freunden feiern. Es sollte der glücklichste Tag meines Lebens werden, der Tag, an dem ich meinen Traumprinzen heirate.“
Die Brust wurde ihm eng. „Dann starb Wayne und dein Traum mit ihm.“
„Wayne? Nein, Austin. Du warst dieser Traumprinz.“ Sie lehnte sich an ihn und schlang die Arme um seine Taille. Er verspannte sich, aber sie zog sich nicht zurück. „Von Anfang an warst es immer nur du. Trotz allem. Ich liebe dich, und ich werde dich immer lieben, obwohl ich dieses dunkle Geheimnis kenne, das du so verzweifelt zu verbergen suchst.“
„Nein.“ Er drehte sich schnell um, packte sie an den Handgelenken und schob sie fort. „Du weißt gar nichts.“
Sie sah ihn offen an. Liebe stand in ihren Augen. Sie tat ihm weh, aber er konnte den Blick nicht abwenden.
„O doch“, sagte sie. „Zuerst dachte ich, dass du einfach nur Liebe und Zärtlichkeit brauchst. Aber das ist es nicht. Dein Problem ist nicht, dass andere dich nicht lieben könnten, sondern dass du selbst dich nicht für liebenswert hältst. Du irrst dich. Du bist gut und sanft und großzügig. Du behandelst mich, als wäre ich etwas Kostbares. Du stützt mich, du glaubst an mich und das, was ich tue und will. Der einzige Teil, den du nicht an mir akzeptieren willst, ist meine Liebe zu dir. Und an dieser Liebe kannst du nichts ändern.“
Sie entzog ihm ihre Hände und berührte sein Gesicht. Er zuckte zurück, als hätte sie ihn verbrannt. Sie lächelte traurig. „Vorsicht. Du kannst mich nicht zwingen, dich nicht mehr zu lieben, aber du kannst mich vertreiben.“
Damit wandte sie sich ab und ging zur Treppe. Er sah ihr nach und wollte ihr nachrufen, aber er brachte kein Wort heraus. Ihm war, als wäre seine ganze Welt aus den Angeln gehoben. Nichts mehr war so, wie es sein sollte.
Rebecca hatte die Wahrheit herausgefunden. Sie wusste, dass er so wertlos war, dass selbst seine eigene Mutter ihn nicht hatte lieben können. Und trotzdem behauptete sie, dass sie ihn liebte. Aber das würde er nicht zulassen. Das konnte er nicht zulassen.
Wenn er an diese Liebe glaubte, würde er zugeben müssen, wie sehr er sie brauchte. Und damit
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