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JULIA FESTIVAL Band 76

JULIA FESTIVAL Band 76

Titel: JULIA FESTIVAL Band 76 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Mallery
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gelogen?“
    Er hatte sie wie eine Prinzessin behandelt, und sie hatte mit einem anderen geschlafen. Er nahm das Foto und betrachtete es einen Moment, bevor er es durchs Zimmer warf. Das Glas zersplitterte.
    Chase wischte sich mit dem Ärmel über die Augen. Er war achtzehn, zu alt zum Weinen. Er ging an den Schrank und holte den Matchbeutel heraus. Es dauerte nur wenige Minuten, ein paar Kleidungsstücke hineinzustopfen und ihn zu verschnüren. Außer dem Notwendigsten nahm er nur einen Schnappschuss seiner Mutter mit.
    Es war bereits dunkel, als er den Beutel in den Kofferraum seines Wagens warf. Er hatte dreihundert Dollar aus dem Notvorrat in der Küche genommen. Sein Vater konnte die Stereoanlage und den Fernseher, die er mit dem Geld vom Ferienjob im Stahlwerk bezahlt hatte, verkaufen. Ohne sich noch einmal umzuschauen, fuhr er aus der Einfahrt.
    Als er den Interstate Highway erreichte, begann die Schmerztablette endlich zu wirken. Er fuhr nach Westen. Erst jetzt wurde ihm bewusst, dass sein Vater ihn kein einziges Mal gefragt hatte, wie es ihm ging oder ob er einen Arzt brauchte.
    Zur Hölle mit ihnen, dachte Chase und schaltete die Scheinwerfer ein. In Harrisville hielt ihn nichts mehr. Er würde niemals dorthin zurückkehren. Nicht bevor Jenny fort und sein Vater tot war.

1. KAPITEL
    „Das Flugzeug landet um siebzehn Uhr. Du brauchst mich nicht abzuholen. Ich nehme mir einen Mietwagen und fahre zum Stahlwerk. Stopp.“
    Jenny Davidson las das Telegramm zum hundertsten Mal, auch wenn die Nachricht dadurch nicht länger oder persönlicher wurde. Es war jetzt elf Jahre her, dass Chase Jackson Harrisville und ihr Leben verlassen hatte. Elf Jahre des Schweigens, in denen sie sich gefragt hatte, ob er jemals zurückkehren würde. Er war nicht gekommen. Sie hatte ihn anrufen müssen.
    Sie faltete den Zettel, schob ihn unter die Schreibunterlage, nahm einen Bleistift und starrte auf den Bericht, der vor ihr auf dem Schreibtisch lag. Die vierteljährlichen Steuern waren fällig. Sie musste die Bögen für das Finanzamt ausfüllen, die Zahlen überprüfen und die Schecks ausschreiben. Die Arbeit war ihr so vertraut wie das morgendliche Bettenmachen. Warum schienen die Ziffern vor ihren Augen zu tanzen? Verdammt. Chase ging ihr noch immer unter die Haut.
    Jenny warf den Stift hin und lehnte sich zurück. Es war ruhig im Büro. Das Verwaltungspersonal ging um halb fünf, und es war schon nach sechs. In der Ferne waren die dumpfen Geräusche des Stahlwerks zu hören.
    Sie brauchte sich nur umzudrehen, um durch das Fenster auf das wie ein Weihnachtsbaum erleuchte Hauptgebäude von Jackson Steel zu sehen. Der gewaltige, höhlenartige Bau, in dem das Eisenerz zu unzähligen Stahlplatten und Röhren verarbeitet wurde, sah aus wie ein zischender, dampfender Drache. Bald würde die Spätschicht eine Pause einlegen. Die Stimmen der Arbeiter würden in das Büro dringen. Aber sie würde nicht mehr hier sein. Die Fahrt vom Flughafen zum Stahlwerk dauerte etwa eine Stunde. Chase musste bald hier sein. Sie würde ihm erzählen, was er wissen musste, und gehen. Er war der Sohn ihres Chefs, mehr nicht.
    Richtig, dachte Jenny, während sie ihre Handtasche aus der untersten Schublade nahm. Und ich bin die Königin von England.
    Sie bürstete sich das schulterlange Haar und griff nach dem Lippenstift. Doch dann zögerte sie. Er sollte nicht glauben, dass sie sich für ihn hübsch machte.
    Unsinn, sagte sie sich. Der Mann kam zurück, weil sein Vater in Krankenhaus lag. Hätte sie Chase je etwas bedeutet, wäre er nicht wortlos aus Harrisville verschwunden.
    Ihre Hand zitterte, als sie die Lippen nachzog. Sie war so nervös wie eine Katze in einem Zimmer voller Schaukelstühle. Sie legte die Handtasche zurück, nahm den Stift und tat, als würde sie arbeiten. Das Ticken der Wanduhr klang unnatürlich laut.
    Wo war er jetzt? Hatte er Hamilton Crossing schon hinter sich? Bog er gerade auf den Parkplatz ein? Wie sah er aus? Anders als früher? Würde sie ihn erkennen? Dachte er noch an sie … und das, was sie damals verloren hatten? Gab er ihr auch heute noch die Schuld an etwas, das sie nicht zu verantworten hatte?
    „Hör auf damit.“
    Ihre eigene Stimme erschreckte sie, und sie sprang auf, um an den Metalltisch an der anderen Wand zu gehen. Die Kaffeemaschine zischte leise, als sie die Kanne nahm und ihren Becher füllte.
    Ihr Büro war nicht groß, aber es genügte ihr. Als sie zur Hauptbuchhalterin befördert worden war, hatte man

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