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JULIA FESTIVAL Band 76

JULIA FESTIVAL Band 76

Titel: JULIA FESTIVAL Band 76 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Mallery
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ihr einen größeren Raum angeboten, doch sie hatte abgelehnt. Was sollte sie auch damit? Sie arbeitete in einem Stahlwerk. Niemand bekam Teppichboden oder Vorhänge. Die Möbel waren aus Metall und Pressspan, die Fenster grau vom Staub und Ruß. Die Betonböden wurden zweimal pro Woche geschrubbt, die Wände einmal im Jahr gestrichen.
    Jenny trug Jeans und ein bequemes Shirt. Nicht gerade elegant, aber in Seidenbluse und Rock konnte sie nicht ins Werk gehen.
    Auf dem Korridor ertönten schwere Schritte. Bevor sie Herzklopfen bekam, erkannte sie den Gang. Sie stellte den Becher auf den Schreibtisch, füllte einen zweiten, tat Milch und Süßstoff hinein und hielt ihn dem Mann hin, der ihr Büro betrat.
    „Hi, Daddy. Nein, Chase ist noch nicht hier.“
    Ihr Vater knurrte etwas und nahm einen Schluck Kaffee. Dann verzog er das Gesicht. „Du nimmst also immer noch frische Bohnen, was? Ich war mein Leben lang mit Pulverkaffee zufrieden.“
    „Sicher. Ich wette, dir schmeckt mein Kaffee, sonst würdest du nicht so oft vorbeikommen.“ Sie setzte sich auf die Schreibtischkante.
    „Ich will nur nach meinem kleinen Mädchen sehen, das ist alles.“ Frank Davidson zwinkerte ihr zu, ging ans Fenster und sah in die Dunkelheit hinaus. „Es gibt Gerüchte, dass die halbe Schicht entlassen werden soll.“
    „Es gibt immer Gerüchte. Nimm sie nicht so ernst.“
    „Wenn der alte Jackson stirbt, bleibt es kein Gerücht“, sagte ihr Vater, ohne sich umzudrehen. Sie hörte die Angst in seiner Stimme.
    Jenny hatte ihren Vater immer für unbesiegbar gehalten. Er war hart, aber gerecht und immer für seine Familie und die Gewerkschaft da. Aber jetzt … Sein Haar wurde immer grauer. Er war fast sechzig. Ihre Mutter sorgte dafür, dass er auf sich aufpasste. Der Bierbauch war fast verschwunden, doch im Gesicht waren viele neue Falten hinzugekommen. Der alte Jackson war nur wenige Jahre älter als ihr Dad.
    „Wann warst du zuletzt beim Arzt?“, fragte sie.
    „Im letzten Monat.“ Lächelnd drehte er sich um. „Ich bin gesund wie ein Pferd und noch immer kräftig genug, um meinen Mädchen den Hintern zu versohlen, wenn es sein muss.“
    „Du machst mir richtig Angst.“ Obwohl seine vier Töchter alles andere als zahm gewesen waren, hatte er nur selten zum letzten Mittel greifen müssen. Bei Jenny hatte er es nur einziges Mal getan. Als ein Ball im Wohnzimmerfenster gelandet war. Dabei hatte sie ihn gar nicht geworfen. Es war Chase gewesen …
    Chase. Sie seufzte.
    „Der Junge hat immer nur Ärger gemacht“, sagte ihr Vater. „Und du kannst es kaum abwarten, ihn wiederzusehen.“
    „Ich dachte nur …“
    Ihr Vater strich ihr über die Wange. „Er ist nicht der Richtige für dich, Jenny. Er war es nie. Seine und unsere Kreise verkehren nicht miteinander.“
    „O Daddy. Wir leben nicht mehr im Mittelalter. Sei nicht so altmodisch. Außerdem gehört ihm das Stahlwerk nicht.“
    „Aber seinem Vater. Hör auf mich, Jenny. Bleib von dem Jungen weg, sonst bricht er dir das Herz.“ Er stellte den Becher ab und gab ihr einen Kuss auf die Wange. „Ich möchte das nicht zum zweiten Mal erleben.“ An der Tür drehte er sich um. „Deine Mutter erwartet dich am Sonntag zum Essen.“
    „Ja, Daddy, ich habe es nicht vergessen.“
    Als seine Schritte auf dem Flur verklangen, sah sie auf die Uhr. Chase war nicht mehr weit entfernt. Sie spürte es.
    Chase ließ den Mietwagen ausrollen. Vor ihm lag Hamilton Crossing. Er war fast zu Hause.
    Nein, sagte er sich streng. Sein Zuhause war ein Haus im Ranchstil am Rand von Phoenix. Ein Wüstengrundstück, dessen Boden selbst um Mitternacht noch Wärme abgab. Ein Sonnenuntergang über den Hügeln. Kein Rauch, keine Asche, kein glühender Stahl. Harrisville war nicht sein Zuhause, es war der Ort, den er vor langer Zeit verlassen hatte.
    Er kurbelte die Scheibe herunter und atmete tief ein. Die Abendluft duftete herbstlich. Es war zu dunkel, um die leuchten Farben des Laubs zu erkennen, aber er spürte den nahenden Winter. Manchmal vermisste er den Schnee. Nur ihn. Nichts anderes zog ihn nach Harrisville zurück. Außer vielleicht Jenny.
    Verdammt! Er war erst dreißig Sekunden hier, und schon führte er sich auf wie Teenager mit Liebeskummer. Hatte er denn nichts gelernt? Jenny Davidson hatte ihn angelogen, betrogen, lächerlich gemacht und aus der Stadt getrieben. Er rieb sich das Kinn. Bestimmt war sie schon vor Jahren fortgezogen, zusammen mit ihrem Kind und dem glücklichen Vater. Chase

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