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JULIA FESTIVAL Band 76

JULIA FESTIVAL Band 76

Titel: JULIA FESTIVAL Band 76 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Mallery
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würde sich die Angst nicht anmerken lassen.
    Die Tür war angelehnt. Er klopfte und ging hinein.
    William Jackson saß aufrecht im Bett. Auf seinem Schoß lag ein Tablett. Jemand hatte ihn rasiert und ihm einen Bademantel angezogen.
    „Hallo, Vater“, sagte Chase. „Ich bin froh, dass es dir besser geht.“
    Der alte Mann legte den Löffel ab. „Du bist also zurückgekommen. Ich wusste, dass du es tun würdest.“ Er zeigte auf den Stuhl. „Setz dich.“
    Offenbar wusste sein Vater nicht, dass Jenny ihm ein Telegramm geschickt hatte. Er dachte, sein Sohn hätte von sich aus nachgegeben.
    „Du siehst gut aus, Vater. Wir hatten alle große Angst um dich.“
    „Mit mir ist es noch lange nicht zu Ende, auch wenn die Geier schon am Himmel kreisen. Wie viel brauchst du? Eine Million?“
    „Dollar?“
    Sein Vater nickte. „Die Bauindustrie muss kämpfen, das weiß ich. Ich leihe dir das Geld. Mit Zinsen natürlich. Aber am besten wäre es, wenn du zurückkommst und im Werk arbeitest. Es ist noch nicht zu spät.“
    „Augenblick.“ Chase beugte sich vor. „Erstens, ich werde nicht im Werk arbeiten. Zweitens, ich brauche dein Geld nicht. Meine Firma floriert. Im letzten Monat mussten wir eine Hotelerweiterung ablehnen, weil wir ausgebucht sind.“
    „Du brauchst nicht zu übertreiben. Ich weiß …“
    „Ich übertreibe nicht.“ Chase stand auf. „Warum nimmst du an, ich hätte versagt?“
    „Weil du nicht das Zeug zum Erfolg hast, Junge. Du warst immer …“
    „Hör auf.“ Er ging ans Fußende des Betts und legte die Hände auf das Geländer. „Es ist elf Jahre her, und du weißt noch immer nichts über mich.“
    „Ich weiß, dass du mein Sohn bist.“
    „Du hast einen Achtzehnjährigen davonlaufen lassen. Du hast nie versucht, mich zu finden, oder mir geschrieben. Ich habe es auch ohne dich geschafft.“
    „Du musstest Verantwortung lernen“, erwiderte sein Vater. „Wir konnten nicht wissen, dass Davidsons Tochter das Kind verlieren würde. Wenn du nicht davongelaufen wärst …“
    „Das Kind war nicht von mir“, unterbrach Chase ihn scharf. „Du wolltest mir nicht zuhören und willst es noch immer nicht.“
    „Ich gebe zu, ich war hart, aber ich meinte es nur gut mit dir.“
    Chase drehte sich um und fuhr sich mit den Händen durch das Haar. Hart? Er dachte an die Prügel, die kalten Worte, die Enttäuschung in der Stimme seine Vaters. „Du warst mehr als hart“, sagte er leise.
    „Du bist jetzt erwachsen, Chase. Was willst du von mir?“
    „Rate mal, Dad. Ich will absolut nichts von dir.“
    Sein Vater war alt. Seine Hände zitterten, als er nach dem Saftglas griff. Chase senkte den Blick. So wollte er ihn nicht sehen. Es war einfacher, wenn sie sich anschrien.
    „Sie haben dir ein Telegramm geschickt, nicht wahr?“
    „Ja.“
    „Du bist gekommen, weil du dich dazu verpflichtet fühltest.“
    Was sollte er darauf antworten? „Es ist lange her, Dad. Lass es ruhen. Denk lieber daran, wie du möglichst schnell gesund wirst.“
    „Ich werde dir das Werk übergeben.“
    „Ich will es nicht.“
    „Du bist mein Sohn und wirst die Verantwortung dafür übernehmen. Dein lächerliches Bauunternehmen interessiert mich nicht.“
    Chase blickte zur Tür. „Ich beschäftige vierzig Leute.“
    „Wir beschäftigen tausend.“
    „Ich komme nicht zurück.“
    „Dir bleibt keine andere Wahl.“
    „Du kannst mich nicht zwingen“, sagte Chase ruhig. „Ich bin nicht hier, um mich mit dir zu streiten.“
    „Du musst bleiben. Das Werk ist dein Erbe.“
    „Es ist ein Todesurteil.“
    „Nicht für die Menschen, die dort arbeiten.“
    „Hör auf, Dad. Wann hast du dich je für die Menschen in dieser Stadt interessiert? Tu nicht so edel. Mich kannst du nicht täuschen.“
    Sein Vater ließ den Kopf aufs Kissen sinken. „Die Ärztin sagt, ich muss noch zwei Wochen im Krankenhaus bleiben. Du hast genug Zeit, deine Zelte in Arizona abzubrechen. Wenn du zurückkommst …“
    „Hast du mir nicht zugehört?“
    William Jackson lächelte. „Doch. Aber das Werk …“
    „Es ist nur eine Fabrik, Dad. Ich bin dein Sohn. Ist dir egal, was ich will?“
    Sein Vater hob den Kopf. „Ja. Das Werk muss weiterleben. Du wirst alles erben. Du musst lernen, das Unternehmen zu leiten. Ich habe schon vor elf Jahren versucht, dir das zu erklären, aber du warst zu sehr in deinem Selbstmitleid gefangen. Ich werde nicht ewig leben.“
    Er sprach weiter, aber Chase hörte nichts mehr. Er hatte gehofft, dass sein Vater

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