JULIA FESTIVAL Band 76
lagen ein Baseballhandschuh und ein Football.
Auf dem Nachttisch stand ein Foto. Sie beugte sich hinunter. Es war das, das auch auf dem Kaminsims ihrer Eltern stand, und war im vorletzten Schuljahr von ihr gemacht worden. Der Rahmen war verbogen, das Glas zerbrochen, das Foto eingerissen. Hatte er es kaputtgemacht, als er erfuhr, dass sie schwanger war? Oder erst jetzt?
Sie ging wieder nach unten. Das Büfett war vollständig aufgebaut. Sie wusste, dass Chase es selbst bezahlt hatte, und schätzte, dass es mehr kostete, als sie in drei Monaten verdiente. Wie hatte sie nur glauben können, dass sie füreinander geschaffen waren? Er war Chase Jackson, Stahlwerksbesitzer und erfolgreicher Bauunternehmer. Sie stammte aus einer Arbeiterfamilie und war nur das Mädchen, das er in Harrisville zurückgelassen hatte.
Sie legte ihre Tasche in den Garderobenschrank und ging in die Küche, um nachzusehen, ob der Kaffee fertig war. Sie plauderte ein wenig mit der Frau vom Partyservice, dann kehrte sie in die Halle zurück und wartete.
Als erster kam ihr Vater. Langsam stieg er die Stufen hinauf.
„Wie geht es dir, Daddy?“ Sie umarmte ihn. Er sah alt und müde aus. Um die Augen lagen tiefe Falten. Der dunkle Anzug, sein bester, hing ihm um die Schultern. „Du hast noch mehr abgenommen. Fühlst du dich gut?“, fragte sie besorgt.
„Ich bin kerngesund“, beteuerte er lächelnd und küsste sie auf die Wange. „Aber die Sorge um das Werk lässt mich nicht schlafen. Was weißt du über Jacksons Pläne?“
„Nichts. Ich habe ihn seit vier Tagen nicht gesehen. Wir haben nur kurz telefoniert.“
„Ich muss wissen, was er vorhat. Wenn das Werk schließt, geht die Stadt zugrunde.“
„Ich weiß. Aber ich glaube nicht, dass Chase das tun würde.“
Er tätschelte ihre Schulter. „Ich hoffe, er verdient dein Vertrauen.“
„Er ist verwirrt, aber er wird das Richtige tun. Warte es nur ab.“
„Viele Familien beten, dass du recht hast, Kleine.“
Drei weitere Wagen hielten vor dem Haus, gefolgt von einer schwarzen Limousine. „Da kommt er“, sagte Jenny. „Geh ins Wohnzimmer. Ich möchte noch einen Moment mit ihm sprechen.“
Chase wartete nicht, bis der Chauffeur ihm die Wagentür öffnete, sondern stieg sofort aus, als die Limousine hielt. Seine Familie hatte ihm nie viel bedeutet, aber am Grab seines Vaters war ihm bewusst geworden, wie schrecklich es sein musste, allein und ungeliebt zu sterben. Er bedauerte es, Jenny nicht mit auf den Friedhof genommen zu haben. Sie hatte ihm gefehlt. Ihre Gegenwart hätte ihm geholfen, mit der Feindseligkeit umzugehen, die ihm entgegengeschlagen war.
„Chase?“
Sie stand auf der obersten Stufe. Das schwarze Kleid ließ ihr Gesicht noch blasser wirken.
Er eilte die Treppe hinauf und breitete die Arme aus. Sie schmiegte sich an ihn.
„Es tut mir so leid“, flüsterte sie. „Ich wäre gern bei dir gewesen.“
„Ich weiß. Danke.“
„Ich habe mir Sorgen um dich gemacht. Isst du? Schläfst du? Brauchst du etwas?“
„Ich kann nicht glauben, dass es ihn nicht mehr gibt“, sagte er leise.
„Aber du wusstest doch, dass er sterben würde.“
Einige Gäste gingen an ihnen vorbei. Sie lächelten mitfühlend, störten sie jedoch nicht.
„Ich dachte, ich wäre darauf vorbereitet. Aber zum Schluss …“ Er führte sie an die Seite des Hauses. Mitten im Garten stand eine Steinbank. Die letzten Rosen blühten. „Als ich im Krankenhaus eintraf, war er schon bewusstlos. Ich konnte nicht mehr mit ihm sprechen.“
Er setzte sich und zog Jenny auf den Schoß. Ihre Wärme linderte die Kälte in seiner Seele.
„Er hat dich geliebt“, flüsterte sie und strich ihm über das Haar.
„Das sagst du dauernd.“
„Es ist wahr. Er konnte es dir nur nicht zeigen.“
„Er wollte ein Abbild von sich selbst. Ich war nichts als eine Enttäuschung.“ Chase presste sie an sich. „Ich brauche dich. Ich habe dich immer gebraucht.“
„Ich gehe nicht weg.“
Er schwieg.
„Du musst dich um deine Gäste kümmern“, sagte sie nach einer Weile.
Er half ihr aufzustehen und folgte ihr nach vorn. „Kannst du sie nicht wegschicken?“
„Nein.“
„Dann tu mir einen Gefallen, Jenny. Bleib an meiner Seite“, bat er.
„Ich verspreche es.“
„Ich verdiene dich nicht.“
„Darin würde mein Dad dir zustimmen.“
Zum ersten Mal seit vier Tagen lächelte er. „Auf in den Kampf.“
Sie hielt ihr Versprechen. Jenny sprach leise mit den Kellnern, aber sie ging kein einziges
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