JULIA FESTIVAL Band 76
Mal in die Küche und wich nicht von seiner Seite.
„Ihr Vater war ein guter Mann“, sagte eine Frau zu Chase.
Als sie davonging, sah er Jenny an. „Wer ist der Mann, von dem sie alle reden? Mein Vater kann es nicht sein, denn den haben alle gehasst.“
„Sie haben nicht ihn gehasst“, widersprach sie.
„Sondern?“
„Die Macht, die er über ihr Leben ausübte. Ich mochte deinen Vater, Chase. Ich konnte nie verstehen, warum er dich so schlecht behandelte.“
„Dich hat er wie eine Sklavin behandelt, als du ihn im Krankenhaus besuchtest.“
„Ich glaube, er hat alle auf Distanz gehalten, weil er Angst vor Gefühlen hatte“, erwiderte sie.
„Er war ein eiskalter Bastard, dem einzig und allein das Werk etwas bedeutete.“
Sie legte die Hand an seine Brust. „Ich will mich nicht mit dir streiten.“
„Tut mir leid.“ Er schloss die Augen. „Wie lange bleibst du?“
„Nicht sehr lange. Da kommt jemand, den du magst.“
Es war Terry, die mit ihrem Mann auf sie zusteuerte.
„Es tut mir so leid, Chase“, sagte sie.
„Danke.“ Er umarmte sie. Dann schob er ihre Brille hoch und sah Tom an. „Danke, dass ihr gekommen seid.“ Die beiden Männer gaben sich die Hand.
„Falls wir etwas tun können, lass es mich wissen“, bot Tom ihre Hilfe an.
„Ich weiß es zu schätzen.“
„Wir müssen aufbrechen. Unser Babysitter muss sich auf einen Test vorbereiten.“ Terry wandte sich an Jenny. „Soll ich nachher wiederkommen und dir beim Aufräumen helfen?“
„Das erledigt der Partyservice.“
Terry lächelte Chase noch einmal zu und ging mit Tom davon.
„Siehst du“, sagte Jenny, „nicht alle hassen dich.“
„Ich weiß, es ist nur …“
„Chase, es tut mir wirklich leid.“
Er drehte sich um. Es war Mark. „Danke, Mark.“
Sein einstiger Teamkamerad trat von einem Fuß auf den anderen. „Ich nehme an, du hast jetzt viele Entscheidungen zu treffen? Was aus dem Werk wird und so.“
Warum konnten sie nicht wenigstens für zehn Minuten das verdammte Werk vergessen? Er wollte seinem Freund sagen, was er davon hielt, da spürte er Jennys warnenden Händedruck.
„Ja“, erwiderte er nur.
„Hast du dich entschieden, was …“
„Nein!“ Er atmete tief durch und senkte die Stimme. „Hör mal, dies kommt alles sehr plötzlich, und ich will nichts übereilen. Aber mach dir keine Sorgen. Du bist jung und gesund.“
Marks hoffnungsvolle Miene wurde zu der eines geschlagenen Mannes. „Das soll heißen, dass ich bestimmt einen anderen Job finde?“
Chase nickte.
Mark sah sich suchend um. „Das Werk ist alles, was ich kenne. Und Patti ist wieder schwanger. Wir haben hier ein Haus. Ein Kind geht hier in die Schule.“ Er lachte bitter. „Du bist es wahrscheinlich leid, solche Geschichten zu hören. Ich muss los. Wir sehen uns.“
Er verschwand in der Menge.
Chase spürte, wie der Knoten in seinem Magen doppelt so groß wurde. „Was wollen sie von mir?“
„Antworten“, sagte Frank Davidson und reichte ihm einen Teller. „Haben Sie schon gegessen, Junge?“
„Nein, ich bekomme nichts herunter.“
„Krank zu werden hilft niemandem. Sie und ich, wir müssen reden.“
„Nicht jetzt“, wehrte Chase ab. „Nicht heute.“
„Wann?“
„Bald.“
„Warten Sie nicht zu lange. Tausend Menschen wollen wissen, was Sie tun werden.“
„Glauben Sie, das weiß ich nicht?“ Er sah einen anderen Mann auf sich zukommen. Er kannte seinen Namen nicht, wusste aber, dass er im Werk arbeitete. „Ich muss weg von hier.“ Er berührte Jennys Wange. „Kommst du allein klar?“
„Natürlich. Ich warte, bis du zurückkommst.“
„Danke.“ Er wandte sich Davidson zu. „Ich kenne meine Verantwortung gegenüber dem Werk und der Gewerkschaft. Ich melde mich Anfang nächster Woche bei Ihnen.“
Jenny sah ihm nach. Einige Gäste sprachen ihn an. Er schüttelte nur den Kopf und ging weiter.
„Der Junge ist ein Pulverfass“, sagte ihr Vater.
„Wundert dich das? Er hat eine schwere Woche hinter sich.“
„Hat er mit dir über seine Pläne gesprochen?“
„Nein, Daddy.“
„Falls er es tut …“
„Ich werde nicht für dich spionieren.“
„Ich mache mir Sorgen um meine Leute.“
„Ich auch. Du, ich, Annes Mann und unsere Freunde arbeiten im Werk. Aber zwing mich nicht, mich zu entscheiden.“
„Dich zu entscheiden?“ Frank führte sie in eine ruhige Ecke des Raums. „Hast du vergessen, wie deine Familie zu dir gehalten hat, als du sie brauchtest? Als du aus dem
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