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JULIA FESTIVAL Band 76

JULIA FESTIVAL Band 76

Titel: JULIA FESTIVAL Band 76 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Mallery
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geben, was du brauchst. Was du verdienst. Zwischen uns steht einfach zu viel.“
    „Du hast Angst“, sagte sie leise.
    „Ja, ich gebe es zu. Wir sehen uns morgen früh.“
    Sie fühlte sich ruhig und gelassen. Oder bildete sie es sich nur ein, und der Schmerz kam erst später? „Es ist Samstag. Ich werde nicht im Werk sein.“
    „Ich weiß. Ich dachte mir, ich repariere dein Dach. Du sagtest, es regnet durch.“
    „Du schuldest mir nichts.“
    „Ich möchte es tun. Du hast mich bei dir aufgenommen. Ich bin Bauunternehmer und müsste mit einem undichten Dach fertigwerden.“
    Wollte er mehr als das Dach reparieren? Sie, die Vergangenheit, ihr Leben?
    „Danke“, sagte sie schließlich. „Ich bin es leid, Eimer aufzustellen. Aber ich möchte das Material bezahlen.“
    „Abgemacht. Gute Nacht.“
    Am nächsten Morgen um halb zehn machte Chase sich an die Arbeit. Er hatte eine Leiter mitgebracht und stellte sie an die Wand. Dann schnallte er sich den Werkzeuggürtel um, den er im Baumarkt gekauft hatte.
    „Bist du es?“, fragte Jenny, als sie mit einer Tasse Kaffee auf die Veranda trat. Sie trug einen Bademantel und war barfuß. Sie hatte sich die Fußnägel rot lackiert.
    „Ich habe das Material besorgt, war im Krankenhaus, und gefrühstückt habe ich auch schon“, berichtete er.
    Sie nahm einen Schluck Kaffee und hob die Tasse. „Möchtest du einen?“
    „Nein, danke.“
    „Wie geht es deinem Dad?“
    „Er schlief noch. Ich werde ihn heute Nachmittag noch einmal besuchen.“ Er stellte einen Fuß auf die erste Sprosse. „Lass dich von mir nicht stören.“
    Sie gähnte anmutig. „Okay. Ich werde die Zeitung lesen.“
    Lächelnd sah er ihr nach. Morgens war sie am schönsten. Das zerzauste Haar und die schläfrigen Augen ließen ihn von einer Nacht mit ihr träumen. Er unterdrückte das Verlangen und stieg nach oben.
    Kurz vor Mittag erschien Jenny am Fuß der Leiter.
    „Chase?“
    „Ja?“
    „Das Krankenhaus hat angerufen.“
    Er beugte sich über die Dachkante. Jenny war blass.
    „Was haben sie gesagt?“, fragte er.
    „Der Zustand deines Vaters hat sich verschlechtert. Du solltest sofort hinfahren.“

8. KAPITEL
    Jenny starrte auf das große Haus und fröstelte. Seit Tagen war ihr nicht mehr warm gewesen. Seit Chase angerufen und ihr erzählt hatte, dass sein Vater gestorben war. Jetzt war sie hier, um auf die Getränke und das Essen zu warten. Dass sie die Beisetzung verpasste, machte ihr nichts aus. Sie hatte sich schon gestern Abend von William Jackson verabschiedet.
    Sie sah sich um. Der perfekt gepflegte Rasen und die sorgfältig zurückgeschnittenen Rosenbüsche ließen den Garten künstlich wirken. Wie etwas, das für einen Fototermin arrangiert worden war, und danach wieder abgebaut wurde.
    Jenny zwang sich, die Stufen zum breiten Portal hinaufzusteigen. Chase hatte den Schlüssel zur Jackson-Villa in ihren Briefkasten geworfen. Seit vier Tagen hatte sie ihn jetzt schon nicht mehr gesehen. Seit er am Samstag ins Krankenhaus gefahren war. Er hatte es gerade noch geschafft. Eine halbe Stunde nach seinem Eintreffen war sein Vater gestorben.
    Sie war noch nie in diesem Haus gewesen. Chase hatte sie nie eingeladen, sondern war immer zu ihr gekommen. Sie schloss auf und betrat die Eingangshalle, in der ein riesiger Kronleuchter hing. Als sie ins Wohnzimmer ging, hallten ihre Schritte durchs Haus. Die Möbel waren schwer und alt, die Bilder an den Wänden düster. Sie verstand, warum Chase selten hiergewesen war. Selbst die Atmosphäre war steif und unfreundlich. Er hatte das Haus ein Mausoleum genannt. Zu recht.
    Ein Lieferwagen hielt vor dem Portal. Jenny eilte hinaus. Essen und Getränke wurden hereingetragen. In einer Ecke des Ballsaals wurde eine Bar aufgebaut. Jemand schaltete die Stereoanlage ein, und klassische Musik erklang.
    Sie sah auf die Uhr. Die Trauergesellschaft würde erst in einer halben Stunde eintreffen. Sie nahm ihre Tasche und ging die Treppe in den ersten Stock hinauf.
    Chase hatte ihr beschrieben, wo sein Zimmer lag. Der alte Jackson war tot. Das Werk gehörte jetzt seinem Sohn. Sie brauchte einen Ort, an dem sie an die Vergangenheit denken konnte. Sie würde um das trauern, was hätte sein können, es endgültig hinter sich lassen und sich dann der Zukunft stellen.
    Die Tür stand auf. Nur der Matchbeutel vor dem Bett bewies, dass Chase hier geschlafen hatte. Sonst sah das Zimmer aus wie ein Museum. Sporttrophäen standen auf einem langen Regal. Auf dem Schreibtisch

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