JULIA FESTIVAL Band 76
Krankenhaus kamst …“
„Ich habe es nicht vergessen“, flüsterte sie. „Aber ich werde nicht die Doppelagentin spielen.“
„Weißt du eigentlich, was passiert, wenn Jackson Steel schließt?“
Ja. Sie würde endlich Harrisburg verlassen können.
Jenny holte tief Luft. Woher war der Gedanke gekommen? Sie wollte nicht fort. Sie hatte immer hier gelebt. Ihre Familie und ihre Freunde waren hier.
Und die Träume?
„Ich weiß, was ich dir und der Familie schuldig bin, Dad. Ich werde tun, was ich kann, aber ich werde Chase nicht täuschen. Nicht noch einmal.“
„Chase wird dich verlassen, so oder so“, sagte ihr Vater und sie sah ihm, wie sehr er sie liebte. „Selbst wenn er bleibt, wird er nie dir gehören. Sieh dir dieses Haus an. Könntest du hier leben?“
„Nein.“
„Und wenn er geht, könntest du ihn begleiten?“
„Nein.“
„Du passt nicht zu ihm, Jenny. Ich möchte dich nicht leiden sehen.“ Er strich ihr über die Wange. „Was immer geschieht, Jenny, ich werde für dich da sein.“
„Danke.“
„Iss.“ Er gab ihr den Teller. „Ich suche jetzt deine Mutter und fahre mit ihr nach Hause.“
Er ging davon und sprach mit vielen Gästen. Er schüttelte immer wieder den Kopf, und sie wusste, dass man ihn fragte, ob es Neuigkeiten über das Werk gab.
„Entschuldigen Sie, Ms. Davidson. Sollen wir mit dem Abräumen beginnen?“
Jenny folgte dem Kellner in die Küche. Sie fragte sich, wann Chase nach Hause kommen würde.
Eineinhalb Stunden später ging der letzte Gast. Kurz darauf fuhr auch der Lieferwagen des Partyservice ab. Jenny stand im Wohnzimmer und versuchte, sich vorzustellen, wie das Haus früher ausgesehen hatte. Damals, als es noch voller Liebe und Lachen gewesen war.
Wäre doch nur Chases Mutter nicht gestorben. Er hatte sie so jung verloren, mit elf Jahren. Als er nach der Beisetzung an den Fluss kam, hatte sie ihm versprochen, immer für ihn da zu sein. Sie hatten sich die Fingerspitzen aufgeritzt und Blutsbrüderschaft geschworen.
Plötzlich kam ihr der Raum kalt und leer vor. Ihr Blick fiel auf den Marmorkamin und das säuberlich daneben gestapelte Holz. Am liebsten hätte sie Feuer gemacht, aber sie war hier nicht zu Hause.
Sie ging in die Küche und goss sich eine Tasse Kaffee ein. Sie nahm sie mit in die Halle und setzte sich auf eine Treppenstufe.
Zwanzig Minuten später kehrte Chase zurück.
„Ich befürchtete schon, du wärest gegangen“, sagte er, als er die Haustür hinter sich schloss.
„Ich wollte erst wissen, wie es dir geht.“ Sie machte ihm auf der Stufe Platz.
„Gut, dass alle weg sind. Hat der Partyservice aufgeräumt?“
„Ja. Wie fühlst du dich?“
Er zog seine schwarze Anzugjacke aus und lockerte die Krawatte. „Ich bin an den Fluss gegangen. Als ich klein war, nahm meine Mutter mich immer dorthin mit. Wir sahen den Booten nach und fütterten die Enten.“
Jenny bot ihm einen Kaffee an. Er lehnte ab.
„Ich weiß noch, wie sie mich im Arm gehalten hat. Wenn mein Dad dabei war, behandelte sie mich wie einen Mann, wenn er fort war, wurde ich wieder zum Kind. Sie sagte mir immer, wie sehr sie mich liebt und dass sie immer für mich da sein würde.“
„Ich musste vorhin auch an sie denken.“
Er hängte die Krawatte über das Geländer. „Als sie starb, konnte ich mir ein Leben ohne sie nicht vorstellen. Wenn ich dich nicht zur Freundin gehabt hätte, hätte ich es nicht geschafft. Mein Vater war so kalt und gefühllos. Während der letzten elf Jahre habe ich mir oft ausgemalt, wie ich mich an ihm rächen könnte.“
„Chase, er war dein Vater. Du musst ihn doch auch geliebt haben.“ Sie legte den Kopf auf seine Schulter.
Er verkrampfte sich, und sie hatte Angst, er würde aufstehen. Sie umarmte ihn und flüsterte tröstende Worte.
„Ja, du hast recht“, sagte er nach einer ganzen Weile. „Ich habe den alten Mann geliebt. Obwohl ich keinen Grund dazu besaß.“
Dem Eingeständnis folgte ein langes Schweigen.
„Könntest du mir einen Gefallen tun?“, bat er Jenny schließlich.
„Natürlich.“
„Ich weiß noch nicht, was ich aus dem Haus behalten will. Im Moment fällt mir nichts ein. Aber im zweiten Stock stehen einige Kartons mit Sachen, die meiner Mutter gehört haben. Könntest du mir helfen, sie durchzugehen?“
„Wann?“
„Morgen?“
„Es ist Freitag. Ich muss arbeiten.“
Er lächelte. „Ich bin jetzt dein Chef und gebe dir frei.“
„Wann soll ich hier sein?“
„Um zehn.“
„Meine Arbeit
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