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JULIA FESTIVAL Band 76

JULIA FESTIVAL Band 76

Titel: JULIA FESTIVAL Band 76 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Mallery
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Baustellen war. Das war gelogen. Jenny hatte sie ihm zum Geburtstag geschenkt. Ihre Hände hatten gezittert, als sie sie ihm gegeben hatte. In Liebe. Das hatte sie auf die Karte geschrieben.
    Er hatte sie angesehen und seinen gesamten Mut zusammengenommen. „Liebst du mich, Jenny?“
    Sie hatte genickt.
    „Ich liebe dich auch.“
    Jetzt strich er über das Metallarmband. Es war zerkratzt. Nach einem Arbeitsunfall hatte er drei Glieder austauschen müssen.
    „Als ich vor elf Jahren die Stadt verließ, fuhr ich, bis die Sonne aufging, und ruhte mich in einem Motel aus. Ich konnte nur an dich denken. Daran, dass du schwanger warst. Irgendwann gab ich den Versuch zu schlafen auf und stieg wieder in den Wagen. Auf der anderen Straßenseite war ein Abfallkorb. Ich riss mir die Uhr vom Handgelenk und warf sie hinüber. Ich fuhr los, aber nach etwa einer Meile machte ich kehrt. Die Uhr lag vor dem Abfallkorb auf der Erde. Sie tickte noch. Ich konnte sie nicht zurücklassen und habe sie seitdem immer getragen.“
    Sie lächelte scheu. „Danke, dass du es mir erzählt hast.“
    „Komm, fangen wir mit der Arbeit an.“
    Er führte sie zum Dienstbotenflügel und in einen Raum, an dessen Wänden beschriftete Kisten gestapelt waren. Chase öffnete einige und sah hinein.
    „Wonach suchst du?“, fragte sie ihn.
    „Meine Mutter hat als junges Mädchen viele Sachen gestickt. Ein paar davon würde ich gern behalten.“
    „Was hast du mit dem Rest vor?“
    „Ich werde einen Antiquitätenhändler bitten, sich alles anzusehen und mir ein Angebot zu machen.“
    „Du willst die Möbel verkaufen?“
    „Ich will das Haus nicht behalten, Jenny. Ich gehöre nicht hierher.“
    Sie arbeiteten eine halbe Stunde und sprachen dabei über belanglose Dinge. Jenny erzählte ihm vom Klassentreffen im vergangenen Jahr.
    „Warum bist du in Harrisville geblieben?“, fragte er.
    „Heute ist wohl der Tag für Geständnisse, was?“
    Er hob eine Kiste vom Stapel und öffnete sie. „Ja.“
    „Okay. Ich habe dir erzählt, dass ich das Baby verlor. Ich verlor viel Blut, bekam eine Infektion und musste ins Krankenhaus. Ich brauchte fast ein Jahr, um wieder ganz gesund zu werden.“
    Sie sagte es nicht, aber er wusste auch so, dass sie damals fast gestorben wäre. Er hatte sie gehasst, während sie mit dem Tod gerungen hatte.
    „Du warst im letzten Schuljahr, als ich wegging. Hast du den Abschluss gemacht?“
    „Nein.“
    „Ich verlor das Baby nach Weihnachten und ging nicht wieder zur Schule.“
    „Und auch nichts aufs College?“
    „Das konnte ich nicht. Die Versicherung hat einen Teil der Arztkosten übernommen, aber nicht genug. Als ich wieder auf die Beine kam, waren die Ersparnisse meiner Eltern aufgebraucht. Mary und Randi kamen auf die High School. Das Geld für ihr Collegestudium war weg.“
    „Also hast du im Werk angefangen, um es zurückzuzahlen?“, fragte er, während er eine Decke mit einem aufgestickten Bibelzitat zu den Sachen legte, die er behalten wollte.
    Sie antwortete nicht.
    „Ich glaube, hier finden wir nichts mehr.“ Er half ihr auf und rieb den Staub von ihrer Nase. „Es wundert mich, dass mein Vater dich eingestellt hat.“
    „Er hat erst nach einem Jahr bemerkt, dass ich für ihn arbeite. Als ich zur Hauptbuchhalterin befördert wurde, war ich für ihn eine Angestellte wie jede andere“, erzählte sie.
    Er öffnete eine neue Kiste und holte einige Zinnsoldaten heraus. „Großartig. Die müssen meinem Großvater gehört haben. Ich behalte sie.“
    „Für deine Kinder?“
    Sie sahen sich in die Augen.
    „Es tut mir leid, dass du das Baby verloren hast“, sagte er leise.
    „Die meisten Leute meinten, ich solle froh sein, es nicht bekommen zu haben.“
    „Ein Junge?“
    Sie nickte.
    „Du hättest ihn geliebt.“
    Sie senkte den Kopf. „Warum hast du dich nie gemeldet, Chase?“
    „Ich glaube, ich wartete darauf, dass du zu mir kamst und mir erklärtest, es sei alles ein riesiges Missverständnis gewesen.“
    „Wirklich? Ich wollte glauben, dass du mir verziehen hattest, aber …“ Sie unterdrückte ein Schluchzen. „Sechs Monate nach meiner Beförderung rief dein Vater mich zu sich. Er reichte mir einen Umschlag mit deinem Absender. Wortlos.“
    „Du hast mir nie geschrieben.“
    Sie lächelte. Ihre Lippen zitterten, und eine Träne lief ihr über die Wange. „Inzwischen waren drei Jahre vergangen. Ich war meiner Familie verpflichtet. Randi hat erst vor achtzehn Monaten das College beendet. Selbst

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