JULIA FESTIVAL Band 84
Bescheid wissen, in der mein Baby aufwachsen würde“, antwortete Meredith betont sachlich.
„Ich hatte ohnehin vor, Sie nach den Verbindungen zu fragen, die zwischen Ihnen und Denise bestanden. Diese Adoption kann nicht auf dem regulären Weg abgewickelt worden sein. Normalerweise dürfen die Parteien keinen Kontakt haben.“
Anthony würde es nicht auf sich beruhen lassen. Konzentriert und langsam, damit sie keinen Fehler beging, erzählte Meredith nur das Allernötigste darüber, wie es zur Adoption gekommen war. Sie musste Anthonys Neugier befriedigen, ohne dabei zu enthüllen, dass er der Vater war.
„Meine Stiefmutter hat mich zu ihrer Schwester nach Sydney geschickt, damit ihre Freunde nichts von meiner Schwangerschaft erfuhren. Ich sollte ihr keine Schande machen. Bei dem Arzt, der die Vorsorgeuntersuchungen durchführte, war auch Ihre Schwester Patientin. Er hat mir für die Geburt ein Zimmer in einem Krankenhaus reservieren lassen, das mit der staatlichen Adoptionsvermittlung zusammenarbeitete. Ihre Schwester kannte dort jemanden, der arrangieren konnte, dass mein Baby von ihr adoptiert wurde.“
„Sprechen wir hier von Bestechung?“
„Ich weiß es nicht. Sie haben nach den Verbindungen gefragt. Ich nenne Ihnen diejenigen, die ich kenne“, erwiderte Meredith vorsichtig.
„Weiter“, forderte Anthony sie kurz angebunden auf. Ihm gefiel nicht, was er zu hören bekam.
„Zuerst wollte ich mein Baby nicht hergeben.“
„Wollen Sie damit sagen, dass meine Schwester und diese Person, die ihr geholfen hat, Sie unter Druck gesetzt haben?“, fragte Anthony scharf.
Meredith schüttelte den Kopf und trank einen Schluck Irishcoffee. Sie sah Anthony an, wie schockiert und wütend er war, und sie konnte sich vorstellen, wie er reagieren würde, wenn er die ganze Wahrheit erfahren würde. Meredith hielt es für sinnlos, böses Blut zu machen. Es war zu spät, um irgendetwas zu ändern, und Denise und Colin Graham waren Kimberly gute Eltern gewesen. „Sie haben ihre Argumente vorgebracht. Ich habe zugehört und gründlich darüber nachgedacht. Ihrer Schwester habe ich zugetraut, das Beste für meine Tochter zu tun. Ich hätte mein Baby niemals völlig fremden Menschen überlassen können. Ihre Schwester hat mir versprochen, einmal im Jahr Fotos und einen Bericht zu schicken. Und das war’s. Ich habe die Adoptionspapiere unterschrieben, weil ich wusste, dass mein Kind ein schöneres Zuhause haben würde, als ich es ihm bieten konnte.“
„Sie sind überredet worden“, sagte Anthony.
„Es war meine Entscheidung“, erwiderte Meredith ruhig.
„Denise war sehr dominant.“
„Sie hat für Kimberly alles getan, was ich mir für mein Kind gewünscht habe.“
Anthony grübelte mehrere Minuten darüber. „Ja, das hat sie wohl“, räumte er schließlich ein. „Denise war eine gute Mutter. Unsere Eltern sind gestorben, als ich noch ein Kind war, und sie war mir mehr eine Mutter als eine Schwester.“
Ich weiß, dachte Meredith. Diesmal machte sie jedoch nicht den Fehler, die verräterischen Worte auszusprechen.
„Denise und Colin … waren anständige Menschen“, sagte Anthony traurig. Dann blickte er Meredith stirnrunzelnd an. „Trotzdem war es nicht richtig, mit Ihnen über die Adoption zu verhandeln, während Sie so verletzlich waren. Auch wenn sich Denise noch so sehr nach einem Kind sehnte, hätte sie das nicht tun dürfen.“
Meredith trank schweigend ihren Kaffee.
Als sie nichts dazu sagte, wandte sich Anthony ab und blickte aufs Meer hinaus.
Es ist viel zu spät, dachte Meredith. Welchen Sinn hatte es, jetzt noch über Ereignisse zu grübeln, die so lange zurücklagen? Das würde nichts mehr ändern. „Sie sagten vorhin, wir könnten uns darüber unterhalten, wie es mit Kimberly und mir weitergehen soll“, erinnerte sie ihn sanft.
„Ja.“ Er sah wieder Meredith an, und seine Miene hellte sich auf. Offensichtlich war er froh über das neue Thema. „Was möchten Sie denn gern? Haben Sie schon konkrete Vorstellungen?“, fragte er freundlich.
Meredith war jetzt völlig überzeugt, dass er niemals versuchen würde, ihre Tochter und sie wieder zu trennen. Er war ein wundervoller Mann, rücksichtsvoll und grundanständig, und sie liebte ihn so sehr. Wenn sie doch nur noch einmal zusammenfinden könnten … Aber er erinnerte sich nicht an sie und hatte höchstwahrscheinlich vor, Rachel Pearce zu heiraten.
„Das kommt darauf an, was Sie schon geplant haben“, erwiderte Meredith
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