JULIA FESTIVAL Band 84
sollten.
Meredith genoss das Gespräch in vollen Zügen. Es war so herrlich, sich mit Anthony die Verantwortung für ihre Tochter zu teilen. Meredith war schockiert, als Anthony sagte, es sei fast Mitternacht und Kimberly werde zweifellos früh aufstehen und dann putzmunter sein.
Sie gingen zusammen ins Haus. Ich bin jetzt schon putzmunter, dachte Meredith kläglich. Ihr ganzer Körper schien vor Erregung zu prickeln. Bestimmt würde sie stundenlang nicht einschlafen können.
Meredith blieb vor ihrer Zimmertür stehen und lächelte den Mann an, den sie liebte. „Danke für Ihre Großzügigkeit, Anthony. Gute Nacht.“
„Träumen Sie schön“, erwiderte er.
Heute Nacht werde ich das, dachte Meredith. „Sie auch.“
Es tat weh, sich von ihm zu trennen. Aber sie waren unter einem Dach, sie verstanden sich gut, und sie würden auch am nächsten Tag zusammen sein.
Und sie würde träumen …
11. KAPITEL
Anthony lag in der Dunkelheit im Bett und fragte sich, warum er das Gefühl anzweifelte, dass sein Leben eine völlig neue, unglaubliche Wende genommen habe. Meredith Palmer schien ihm alles zu bieten, was er sich immer von einer Frau erhofft hatte. Das Problem war: er konnte nicht sicher sein, wie weit ihn seine Träume beeinflussten. Existierte diese unwiderstehliche Anziehungskraft wirklich, oder war sie nur Wunschdenken?
Er hatte sich noch nie so schnell in eine Frau verliebt, und es erschreckte ihn, was jetzt mit ihm passierte. Meredith weckte so starke Gefühle in ihm, dass er den ganzen Abend in Versuchung gewesen war, mit ihr zu schlafen. Dass Kimberly früh aufstehen würde, war eine Ausrede gewesen, mit der Anthony sein Verlangen in Schach gehalten hatte. Doch vor Merediths Schlafzimmertür war es dann wirklich knapp gewesen. Fast hätte er doch noch die Beherrschung verloren.
Wie er sich nach Meredith sehnte! Er wollte sie in den Armen halten, sie erforschen und besitzen, und es war eine Qual, sein Begehren zu unterdrücken. Wenn es nur um Meredith und ihn ginge, könnte ihn nichts zurückhalten, aber Kimberly war eng mit dieser Beziehung verflochten, und deshalb durfte er nicht übereilt handeln.
Am besten wartete er ab. Meredith würde nicht wieder aus seinem Leben verschwinden, weil sie durch Kimberly miteinander verbunden waren. Er musste sicher sein, dass er das Richtige tat. Das Richtige für sie alle. In dieser Situation war es kaum empfehlenswert, Vernunft und Vorsicht außer acht zu lassen.
Andererseits übte Meredith eine Macht auf ihn aus, die solche guten Vorsätze illusorisch machte. Jedes Mal, wenn Anthony mit Meredith zusammen war, wurde er von Leidenschaft überwältigt und fühlte sich wie berauscht. Sich zu beherrschen, damit er sich erst einmal darüber klarwerden konnte, woran sie waren, kostete ihn immer mehr Kraft.
Es war die reinste Ironie. Jahrelang hatte er davon geträumt, die Frau seines Lebens kennenzulernen. Er hatte sich immer nach den ganz großen Gefühlen gesehnt. Jetzt machte er die Erfahrung, und es war herrlich und qualvoll zugleich, leidenschaftlich verliebt zu sein. Als Meredith Harvard erwähnt hatte, war Anthony wieder der Gedanke gekommen, dass sie sich vielleicht schon einmal begegnet waren. Natürlich war es höchst unwahrscheinlich. Eine Frau wie sie hätte er nicht wieder vergessen. Aber es würde zumindest erklären, warum er seit Jahren von ihr geträumt hatte.
Und dann war da noch diese andere Sache, die ihm ebenso seltsam vorgekommen war. „Was weiß ich über den Mann, der Sie jetzt sind?“, hatte Meredith gesagt. Vielleicht hatte sie darauf angespielt, was Denise ihr über ihn erzählt hatte, doch dafür hatte es eigentlich zu persönlich geklungen. Er hatte in dem Moment wirklich den Eindruck gehabt, dass Meredith ihn von früher kannte. Und Anthony hatte ständig das Gefühl, dass er irgendetwas über Meredith Palmer wissen sollte und es ihm einfallen würde, wenn er sich nur genug anstrengte. Aber er kam nicht darauf, ganz gleich, wie sehr er grübelte.
Das Klicken eines Türschlosses riss Anthony aus seinen Gedanken. Hatte er es sich eingebildet? Nein. Da war das Geräusch wieder. Er wartete auf das Knarren der Fußbodendielen im Flur. Lautlos konnte man nicht durch dieses alte Haus gehen. Ja, er hörte das Knarren. Kimberly oder Meredith? Eine von beiden war aufgestanden und hatte ihr Zimmer verlassen.
Anthony horchte auf Geräusche aus dem Badezimmer. Alles blieb still. Die Küche. Vielleicht holte sich eine von ihnen ein Glas
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