JULIA FESTIVAL Band 84
Frau wie sie gegeben.
„Es ist ein Wunder“, flüsterte sie lächelnd. „Ein Weihnachtswunder.“
Anthony sah ihr an, wie glücklich sie war. Weihnachten …
Fröhliche Weihnachten. Merry Christmas. Der besondere Name löste Unbehagen aus. Anthony versuchte, sich dagegen zu wehren, und war plötzlich beunruhigt. Irgendetwas stimmte einfach nicht. Und er erinnerte sich: an den Schmerz in ihrem Gesichtsausdruck, an die Traurigkeit und den Kummer in ihrer Stimme, als sie erzählt hatte, wie Kimberlys richtiger Vater dazu gekommen war, sie „Merry“ zu nennen.
Warum hatte sie dann heute Nacht zu ihm gesagt: „Du bist der Mann, nach dem ich mich gesehnt habe?“
Sie hatten sich erst vor zehn Tagen kennengelernt.
Aber sie hatte noch etwas anderes gesagt, und auch das deutete an, dass sie schon lange auf ihn gewartet hatte: „Ich dachte, du würdest niemals kommen.“
Nach so kurzer Bekanntschaft ergab das doch keinen Sinn. Und warum hatte er all die Jahre von Meredith geträumt, ohne ihr jemals begegnet zu sein? Anthony strich über das lange, seidige Haar, das er in seinen Träumen immer hatte berühren wollen. Doch jedes Mal, wenn er die Hand nach ihr ausgestreckt hatte, war sie unsichtbar geworden. Jetzt ließ er das Haar durch die Finger gleiten. Sie kuschelte sich noch enger an ihn und seufzte zufrieden.
Anthony strich ihr mit den Fingerspitzen über den Rücken. Wie er die weiche, glatte Haut und die sanften Rundungen ihres Körpers liebte! Meredith war schön, und sie hatte auch all die wundervollen Charaktereigenschaften wie in seinen Träumen. Sie war so, wie Anthony es sich immer vorgestellt hatte. Eine Wirklichkeit gewordene Phantasie. Aber noch immer wusste er nicht, wie der Traum begonnen hatte.
Angestrengt durchforschte Anthony sein Gedächtnis. Wann hatte er zum ersten Mal von der Frau geträumt, die genau wie Meredith war? Nicht während seiner Schulzeit. Auch nicht während der Jahre auf dem „Killara Business College“. Und dann kam der Sommer, bevor er nach Harvard ging. Alles, was in den Ferien passiert war, hatte er vergessen. Der Unfall hatte einige Wochen aus seinem Leben einfach ausgelöscht. Sein Surfbrett war ihm an den Kopf geknallt, und er hatte einen Schädelbasisbruch erlitten.
Es hatte ziemlich lange gedauert, bis er sich so weit von dem Unfall erholt hatte, dass er sein Studium hatte fortsetzen können. Vieles war ihm nach einiger Zeit wieder eingefallen, manches hatte er völlig neu lernen müssen. Es war ein mühsamer Prozess gewesen, sich Dinge ins Gedächtnis zurückzurufen, von denen er nur gewusst hatte, dass er sie wissen sollte. Und … ja, jetzt erinnerte er sich. Der Traum hatte in jener Zeit angefangen. Anthony hatte angenommen, dass er ein unbewusster Ausdruck seiner Frustration sei. Im Lauf der Jahre hatte er den Traum auch anders gedeutet, aber damals hatte er begonnen.
Als sich herausgestellt hatte, dass die Wochen vor dem Unfall für immer verloren waren. An diese Zeit würde er sich niemals wieder erinnern.
Anthony schauderte. Unwillkürlich schreckte er vor dem Gedanken zurück, doch er ließ sich nicht verdrängen.
Die völlige Leere in seinem Kopf betraf die Weihnachtszeit.
Vor dreizehn Jahren.
13. KAPITEL
Ein Klopfen an der Tür weckte Meredith. Erschrocken blickte sie zur Seite. Anthony lag nicht neben ihr. Und erst jetzt wurde ihr bewusst, dass sie nicht im Gästezimmer auf der Veranda war, sondern in ihrem Schlafzimmer.
„Bist du wach, Merry?“
Kimberly!
Wach und splitternackt! Wenn Kimberly hereinkommen würde … Merediths Blick fiel auf das Nachthemd und den Slip am Fußende des Betts. Hastig griff sie nach dem Nachthemd und zog es sich über den Kopf. Den Slip schob sie unter die Decke. „Ja. Was ist?“, rief Meredith.
„Onkel Anthony meint, wir sollten jetzt besser losziehen, wenn wir einen anständigen Weihnachtsbaum kaufen wollen. Die wirklich schönen sind sonst alle schon weg.“
Anthony war schon auf! Wie spät war es? Meredith sah auf ihre Armbanduhr. Fünf vor neun. Schockiert schlug sie die Bettdecke zurück, stand auf und lief zum Kleiderschrank. „Entschuldige, Kimberly, ich habe verschlafen. Ich komme sofort. Ist das Badezimmer frei?“
„Ja. Onkel Anthony und ich sind schon fertig angezogen und haben gefrühstückt.“
Fast neun Uhr. Wahrscheinlich war Kimberly seit sechs auf. Wenn Anthony und sie noch im Gästezimmer auf der Veranda gewesen wären … Meredith war froh, dass er daran gedacht hatte, was am Morgen
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