JULIA FESTIVAL Band 84
auf und ab. Er wollte endlich allein sein, damit er seine alten Freunde anrufen konnte. Nur Jerry und Dave kannten die entscheidenden Einzelheiten. Sie mussten wissen, was in der Weihnachtszeit vor dreizehn Jahren passiert war, denn sie waren die gesamten Ferien bis zu seinem Unfall mit ihm zusammengewesen. Nicht dass sich Anthony daran erinnerte. So hatten sie es ihm erzählt, als sie ihn im Krankenhaus besucht hatten.
Sein Blick fiel auf den Weihnachtsbaum in der Ecke. Die Ironie des Ganzen ließ Anthony bitter lächeln. Dieselbe Zeit wie damals. An diesem Abend würden sie den Baum schmücken und die Geschenke darunter legen.
Merry …
Anthony schüttelte den Kopf. Die Belastung war zu groß. In diesem Zustand konnte er nicht fröhlich feiern. Meredith und Kimberly zogen sich gerade um, weil sie an den Strand wollten. Anthony würde sie vorausschicken und dann telefonieren. Und wenn seine Freunde wieder nicht zu erreichen waren, sollten sie zur Hölle fahren!
„Wir haben einen großartigen Baum gekauft, stimmt’s, Merry?“
Anthony drehte sich um. Sie standen an der Tür. Meredith trug einen einteiligen, trägerlosen weißen Badeanzug mit hoch ausgeschnittenem Bein. Ihr Anblick raubte Anthony den Atem. Das dunkelblonde Haar glänzte wie Gold, und ihre zart gebräunte Haut schimmerte wie Seide. Er wollte sie berühren. Und die langen, schönen Beine … Sofort dachte er daran, wie Meredith und er sich geliebt hatten. Sein Herz klopfte plötzlich heftig, und Verlangen durchflutete ihn.
„Du hast dich noch nicht umgezogen“, sagte Kimberly vorwurfsvoll.
Anthony sah sie an. „Ich trage die Badehose unter den Shorts. Ich habe sie vorhin schon angezogen“, erwiderte er zerstreut.
„Na, dann lass uns gehen“, drängte Kimberly.
„Ich komme nach. Mir ist gerade eingefallen, dass ich noch einen wichtigen Anruf erledigen muss.“
Sie stöhnte übertrieben laut. „Keine Geschäfte am Heiligabend!“
„Es dauert nicht lange.“
„Aber wir brauchen dich. Du musst das Surfbrett nach unten bringen.“
Anthony schüttelte den Kopf. „Mit Surfen ist sowieso nichts. Wir haben nicht genug Wind. Am besten, wir warten bis nach dem Mittagessen und versuchen es dann.“
Die Zwölfjährige seufzte enttäuscht.
Meredith legte ihr den Arm um die Schultern. „Lassen wir Anthony in Ruhe, Kimberly. Er hat doch versprochen, bald nachzukommen. Ich möchte schrecklich gern schwimmen.“
Das Mädchen lächelte plötzlich schalkhaft. „Wetten, dass ich vor dir im Wasser bin?“
Kimberly flitzte los, und Meredith rannte lachend hinterher.
Unwillkürlich folgte Anthony ihnen bis auf die Veranda und beobachtete, wie die beiden zum Strand liefen. Meredith … die Frau aus seinen Träumen, jetzt herrlich real und Teil seines Lebens. Kimberly … das schwarze Haar zum Pferdeschwanz gebunden, groß für ihr Alter … Denise und ihm so ähnlich. War sie seine Tochter?
Meredith und Kimberly rannten zusammen in die Brandung. Lachend und herzzerreißend glücklich miteinander. Wenn Meredith all die Jahre auf dieses Glück hatte verzichten müssen, weil er … Anthony umklammerte das Verandageländer, als ihn heftige Verzweiflung packte.
Er musste es wissen.
Schnell ging er ins Haus zurück und zum Telefon in der Küche. Er hatte am frühen Morgen schon versucht, seine Freunde zu erreichen. Beide hatten sich nicht gemeldet. Jerry und Dave konnten überall sein. Schließlich war es das Weihnachtswochenende.
Sie hatten keinen regelmäßigen Kontakt. Sein Beruf hatte Jerry nach Melbourne geführt, und Dave hatte eine Engländerin geheiratet und lebte in London. Sie schrieben sich Weihnachtskarten und trafen sich zu einem Drink oder zum Abendessen, wenn einer in der Stadt des anderen war. Wenn überhaupt, sahen sie sich einmal im Jahr. Trotzdem stellte sich das alte Kameradschaftsgefühl immer schnell wieder ein, und Anthony wusste, dass ihm beide helfen würden, so gut sie konnten. Einer von ihnen musste zu Hause sein!
Er probierte es zuerst bei Jerry.
Niemand nahm ab.
Frustriert rechnete Anthony in Gedanken aus, wie spät es in London war. Ungefähr zwei Uhr morgens. Er zuckte die Schultern. Darauf konnte er jetzt keine Rücksicht nehmen. Er musste einfach Bescheid wissen!
Anthony wählte die Nummer für eine Leitung nach Übersee, die Landesvorwahl und die Londoner Nummer. Ungeduldig wartete er. Wieder nahm niemand ab. Aber diesmal gab er nicht auf und ließ es endlos lange klingeln. Und schließlich hörte er
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