Julia Festival Band 86
lauten Beckenschlag ging Annies Stimme unter.
„Und nun“, dröhnte dann eine geschmeidige tiefe Stimme durch den Saal, „werden Mr. und Mrs. Nicholas Babbitt ihren ersten Tanz als Ehemann und Ehefrau miteinander ausführen.“
Die Gäste begannen zu applaudieren, während Nick Dawn in die Arme nahm und sie auf die Tanzfläche geleitete, wo sie einander seelenvoll in die Augen schauten.
Annie warf Milton einen flehentlichen Blick zu. „Milton, hör mal …“
„Ist schon gut“, sagte er rasch. „Heute ist ein Familientag, Annie. Das verstehe ich.“ Er wollte nach ihrer Hand greifen, hielt jedoch mitten in der Bewegung inne und wich zurück. „Ich rufe dich morgen an. Es war … interessant, Sie kennengelernt zu haben, Mr. Cooper.“
Chase lächelte höflich. „Nennen Sie mich doch bitte Chase. Kein Grund, so formell zu sein, wenn man bedenkt, was wir alles gemeinsam haben.“
Wutentbrannt sah Annie ihn an, als Hoffman zu seinem Tisch zurückeilte.
„Du bist wirklich das Allerletzte“, erklärte sie erbost.
Chase seufzte. „Annie, hör zu …“
„Nein, du hörst jetzt zu.“ Sie zeigte mit dem Zeigefinger auf ihn. „Ich weiß genau, was du vorhast.“
So?, dachte er. Dann weiß sie mehr als ich. Es gibt überhaupt keinen Grund dafür, dass ich mich soeben wie ein Vollidiot benommen habe. Was geht es mich an, ob sie etwas mit dem Kerl hat oder nicht? Sie kann schließlich tun und lassen, was sie will.
„Ich weiß es, Chase. Du versuchst, Dawns Hochzeit zu verderben, weil ich sie nicht so ausgerichtet habe, wie du es gerne gehabt hättest.“
Chases Augenbrauen schossen in die Höhe. „Bist du jetzt vollkommen übergeschnappt?“
„Ach, komm schon!“ Annies Stimme bebte vor Zorn. „Du wolltest eine Riesenhochzeit in einer großen Kirche, sodass du all deine exklusiven Freunde dazu hättest einladen können.“
„Du bist tatsächlich übergeschnappt! Ich habe nie …“
„Schrei nicht so!“
„Ich schreie überhaupt nicht. Du bist diejenige, die …“
„Ich will dir mal eins sagen, Chase Cooper. Diese Hochzeit ist ganz genau so, wie Dawn sie sich gewünscht hat.“
„Und das ist auch gut so. Wenn es nach dir gegangen wäre, hätte unsere Tochter womöglich irgendwo barfuß auf einem Hügel geheiratet …“
„Oh, und wie sehr hätte das doch deinem kostbaren Image geschadet!“
„… während irgendein Trottel im Hintergrund die Satyr gespielt hätte.“
„Sitar“, zischte Annie. „Das heißt Sitar, Cooper, obwohl du über Satyre vermutlich eine Menge mehr weißt als über Musikinstrumente.“
„Ach, sind wir wieder dabei gelandet?“, knurrte Chase, und Annies Wangen färbten sich noch intensiver, sodass die feinen Sommersprossen, mit denen ihre Nase golden gesprenkelt war, dunkel hervortraten.
„Nein. Wir sind bei gar nichts gelandet. Soweit es mich betrifft …“
„… die Eltern der Braut, Mr. und Mrs. Chase Cooper.“
Annie und Chase blickten zur Bühne. Der Sänger der Tanzkapelle lächelte wohlwollend in ihre Richtung, und die Gäste, selbst diejenigen, die ein wenig von der Ankündigung überrascht zu sein schienen, klatschten in die Hände.
„Kommen Sie, Annie und Chase.“ Das theatralische Lächeln des Sängers wurde noch breiter. „Auf zur Tanzfläche, zum Brautpaar.“
„O nein, ganz bestimmt nicht“, brummte Chase halblaut.
„Der Mann ist ja völlig verrückt“, schnappte Annie.
Doch der Applaus wurde immer stärker, und selbst der hilfesuchende Blick, den Annie ihrer Tochter zuwarf, die noch in den Armen ihres Bräutigams schwebte, zeitigte lediglich ein entschuldigendes Schulterzucken Dawns.
Energisch stieß Chase seinen Stuhl zurück und streckte seine Hand aus. „Also gut“, meinte er voller Ingrimm. „Je schneller wir’s hinter uns bringen, desto besser.“
Annie reckte das Kinn, erhob sich steif und legte ihre Hand in seine. „Ich hasse dich wirklich, Chase.“
„Dieses Gefühl, Madam, beruht absolut auf Gegenseitigkeit.“
Beide holten ein paarmal tief Atem, setzten ein zivilisiertes Lächeln auf und betraten die Tanzfläche.
Förmlich hielt Chase Annie im Arm, genug Raum zwischen ihnen, dass selbst Miss Elgar, die Anstandsdame auf Annies Schulabschluss-Ball, zufrieden gewesen wäre. Wider Willen musste Chase lächeln. Erinnerungen an damals stiegen in ihm auf: Es war ein warmer Frühlingsabend gewesen, und sogar draußen auf dem Parkplatz hatten sie noch vollkommen ineinander versunken weitergetanzt. In dieser Nacht
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