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Julia Festival Band 86

Julia Festival Band 86

Titel: Julia Festival Band 86 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Marton
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einen eigenen Laden hätte aufmachen können.
    Chase Cooper stand auf der Treppe zu der kleinen neuenglischen Kirche und bemühte sich, so auszusehen, als ob er hier hingehörte. Das war nicht leicht. In seinem ganzen Leben war er sich nie mehr wie ein Außenseiter vorgekommen.
    Chase war ein Stadtmensch, und als Annie nach der Scheidung das Apartment verkauft und ihm mitgeteilt hatte, dass sie mit Dawn nach Connecticut ziehen würde, war er völlig außer sich gewesen.
    „Stratham?“, hatte er mit erstickter Stimme hervorgestoßen. „Wo zum Teufel soll das denn sein? Das finde ich ja noch nicht mal auf einer Landkarte!“
    „Probier’s doch mal mit einem dieser riesigen Atlanten, die du so liebst“, hatte Annie kalt erwidert. „Die, in denen du immer nachschaust, in welchen Teil des Landes du als Nächstes verschwinden wirst.“
    „Ich habe es dir schon tausendmal gesagt, dass mir keine andere Wahl bleibt. Wenn ich die Dinge nicht selbst in die Hand nehme, geht regelmäßig etwas schief. Ein Mann kann sich das nicht leisten, vor allem dann nicht, wenn er eine Frau und eine Familie ernähren muss.“
    „Nun, jetzt brauchst du mich ja nicht mehr zu ernähren.“ Stolz hatte Annie den Kopf in den Nacken geworfen. „Ich habe deine Unterhaltszahlung nämlich abgelehnt, falls du dich daran erinnerst.“
    „Weil du wie immer stur geblieben bist. Verdammt, Annie, du kannst diese Wohnung nicht verkaufen! Dawn ist hier aufgewachsen.“
    „Ich kann tun und lassen, was ich will. Die Wohnung gehört mir. Das war Teil der Scheidungsvereinbarung.“
    „Weil sie unser Zuhause gewesen ist!“
    „Sie ist nicht unser Zuhause, jedenfalls jetzt nicht mehr. Sie ist nichts weiter als ein Haufen Zimmer in einem Berg aus Backsteinen, und ich verabscheue sie.“
    „Du verabscheust dieses Haus, das ich mit meinen eigenen Händen gebaut habe?“
    „Du hast ein vierundzwanzigstöckiges Hochhaus gebaut, das zufälligerweise unsere sieben Zimmer enthielt, und du hast einen Riesenreibach damit gemacht. Und wenn du’s wirklich genau wissen willst: Ja, ich verabscheue es. Ich verachte es, und ich kann’s kaum abwarten, da rauszukommen.“
    O ja, dachte Chase nun, der unbehaglich von einem Fuß auf den anderen trat. Sie ist verschwunden, und zwar schnell. Und dann ist sie mit Dawn in diesen … Stecknadelkopf auf der Landkarte gezogen. Wahrscheinlich hat sie geglaubt, dass dies das Ende meiner wöchentlichen Besuche bei meiner Tochter bedeuten würde.
    Doch weit gefehlt. Chase war jedes Wochenende die knapp zweihundertfünfzig Kilometer hin und zurück gefahren. Denn er liebte seine Tochter, und sie liebte ihn, und nichts, was zwischen Annie und ihm geschehen war, konnte daran etwas ändern. Woche für Woche war er nach Stratham gekommen und hatte mit angesehen, wie seine Frau – seine frühere Frau – sich ein neues Leben schuf.
    Sie hatte Freunde, ein kleines gutgehendes Geschäft. Und Dawn zufolge gab es auch Männer in Annies Leben.
    Irgendwann allerdings hatte er aufgehört, nach Stratham zu fahren. Es war einfacher so. Dawn war mit der Zeit alt genug, um mit dem Zug oder dem Flugzeug dorthin zu kommen, wo Chase sich jeweils gerade aufhielt. Und von Mal zu Mal schien sie noch hübscher geworden zu sein.
    Sein Mund wurde schmal. Aber sie ist noch lange nicht erwachsen genug, um zu heiraten. Zum Teufel noch mal. Achtzehn. Und dann soll sie die Frau von irgend so einem Kerl werden?
    Das ist Annies Schuld. Wenn sie sich etwas weniger um ihr eigenes Leben und dafür mehr um das ihrer Tochter gekümmert hätte, wäre ich jetzt nicht hier und würde darauf warten, mein kleines Mädchen einem Jungen zuzuführen, der kaum alt genug ist, um einen Rasierapparat zu benutzen.
    Na ja, so ganz stimmte das nicht. Nick war einundzwanzig, und Chase mochte ihn. Nick – oder Nicholas, um genau zu sein – stammte aus einer guten Familie und hatte eine aussichtsreiche Zukunft vor sich. Chase hatte ihn kennengelernt, als er Dawn und ihren Verlobten nach Florida zu seiner letzten Baustelle eingeladen hatte, damit sie dort eine Woche mit ihm verbringen konnten.
    Chase hatte versucht, Dawn von ihrem Plan abzubringen, doch ohne Erfolg. Nach dem Gesetz war sie volljährig und benötigte seine Einwilligung nicht. Und außerdem, wie sie ihm eiligst erklärte, hätte Annie angeblich gesagt, dass sie die Hochzeit für eine gute Idee hielte.
    Also hatte Chase seine Einwände für sich behalten, Dawn einen Kuss gegeben, Nick die Hand geschüttelt und ihnen

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