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Julia Festival Band 86

Julia Festival Band 86

Titel: Julia Festival Band 86 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Marton
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hatten sie zum ersten Mal miteinander geschlafen, auf einer Patchwork-Decke, die Chase vom Rücksitz seines uralten Wagens genommen und auf dem weichen, süß duftenden Gras am Captree Point ausgebreitet hatte.
    Mit einem weichen kehligen Laut schloss er den Arm enger um seine Frau und drückte ihre andere Hand an seine Brust.
    „Chase?“, sagte sie.
    „Schsch …“, flüsterte er, die Lippen an ihrem Haar.
    Annie hielt sich noch eine Sekunde länger steif aufrecht, dann seufzte sie, legte den Kopf an seine Schulter und gab sich der Musik und den Erinnerungen hin, die nun auch sie überwältigten.
    Es fühlte sich so gut an, hier in Chases Armen zu sein. Annie schloss die Augen. Sie hatten schon immer gut zusammen getanzt, sogar zu Highschool-Zeiten.
    Und dann, in jener Nacht, das erste Mal … Sein Körper, sein Geruch, der Geschmack seiner Haut … Und schließlich der Moment, als Chase sie in Besitz genommen hatte, ein Teil von ihr geworden war, für immer …
    Nur dass es nicht für immer gewesen war.
    Annie versteifte sich in den Armen ihres Mannes.
    Es war Sex gewesen, sonst nichts, und irgendwann nicht einmal mehr das. Chase ist mein Ex, sagte sie sich. Er ist nicht mehr mein Mann. Er ist weder der Junge, in den ich mich damals so Hals über Kopf verliebt habe, noch der Mann, der Dawn gezeugt hat. Er war ein Fremder, der sich mehr für sein Geschäft interessiert hatte als für Frau und Kind. Und mehr dafür interessiert, mit einer zweiundzwanzigjährigen Sekre tärin ins Bett zu gehen, als mit ihr, der Ehefrau, deren Körper allmählich begonnen hatte, an Attraktivität zu verlieren.
    Kälte stieg in Annie auf, und sie hörte auf, ihre Füße zu bewegen. Sie legte ihre Handflächen auf Chases Brust.
    „Das reicht“, sagte sie.
    Blinzelnd öffnete Chase die Augen. Er sah aus wie jemand, der grob aus einem schönen Traum gerissen worden war.
    „Annie“, seine Stimme klang sanft. „Annie, hör zu …“
    „Der Eröffnungstanz ist vorbei, Chase. Die Tanzfläche ist voll.“
    Er schaute sich um. Es stimmte. Sie befanden sich am Rand des Tanzbodens, auf dem sich mittlerweile zahlreiche weitere Paare tummelten.
    „Wir haben unsere Scharade gespielt. Und ab jetzt, wenn du nichts dagegen hast, sind meine Tänze für Milton Hoffman reserviert.“
    Chases Miene wurde hart. „Selbstverständlich“, erwiderte er höflich. „Ich möchte mich auch mit ein paar Leuten unterhalten. Wie ich sehe, hast du einige meiner alten Freunde ebenfalls eingeladen, nicht nur deine.“
    „Natürlich.“ Annies Lächeln hätte Wasser zu Eis erstarren lassen können. „Manche von ihnen sind auch meine Freunde. Außerdem wusste ich ja, dass du etwas brauchen würdest, um dich zu beschäftigen … in Anbetracht der Tatsache, dass du das große Opfer gebracht hast, nicht deine neueste kleine Gespielin mitzubringen. Oder bist du ausnahmsweise gerade mal solo?“
    Chase hatte noch niemals in seinem Leben die Hand gegen eine Frau erhoben. Männer, die Frauen schlugen, waren verachtungswürdig. Dennoch, für den Bruchteil einer Sekunde wünschte er, Annie wäre ein Mann, um ihr dieses selbstgerechte Lächeln vom Gesicht zu wischen.
    Stattdessen entgegnete er: „Falls du wissen willst, ob es eine besondere Frau in meinem Leben gibt, lautet die Antwort ja.“ Er legte eine effektvolle Pause ein. „Und ich wäre dir verbunden, wenn du dir etwas Einschränkungen in der Art und Weise auferlegtest, wie du über meine Verlobte redest.“
    Annies selbstgefälliger Gesichtsausdruck war schlagartig verschwunden, und ihr stand der Mund offen.
    „Deine … deine …?“
    „Verlobte“, sagte Chase. Das war noch nicht einmal ganz gelogen. Seit zwei Monaten ging er nun schon mit Janet aus, und diese machte auch keinerlei Hehl daraus, was sie sich von dieser Beziehung versprach. „Janet Pendleton. Ross Pendletons Tochter. Kennst du sie?“
    Sie kennen? Janet Pendleton, die Erbin des Pendleton-Vermögens? Jenes blonde, blauäugige Wesen, das beinahe jede Woche auf den Gesellschaftsseiten der New York Times erschien? Die junge Frau, die ebenso für ihre Brillanz als Pendletons Vizepräsidentin berühmt war wie für die Tatsache, dass sie ein Millionen-Dollar-Angebot ausgeschlagen hatte, mit dem sie einem französischen Parfüm ihre klassische Schönheit für Werbefotos hätte leihen sollen?
    Einen flüchtigen Augenblick lang hatte Annie das Gefühl, dass ihr der Fußboden unter den Füßen wegkippte. Dann richtete sie sich auf und lächelte

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