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Julia Festival Band 86

Julia Festival Band 86

Titel: Julia Festival Band 86 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Marton
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vergessen. Meine Großmutter ist schon vor Jahren gestorben, und meine Mutter lebt inzwischen in einer hübschen kleinen Wohnung, hat einen Job, den sie mag, und Freunde …“
    Susannah verstummte plötzlich und stocherte in ihren köstlichen Shrimps herum. Als sie wieder aufsah, sagte sie betont locker: „Könnte sein, dass wir dem ‚Gilded Carousel‘ ein gebrochenes Herz für Ambiente zuteilen müssen. Ein Ort, der mich verleitet, meine Familiengeheimnisse auszuplaudern, kann unmöglich Ambiente besitzen. Meine Großmutter würde das jedenfalls behaupten.“
    Matthew nickte, bereit, das Thema zu wechseln. Denn dieses Gespräch hatte ihn tief verunsichert. Es lag nicht an den Dingen, die Susannah ihm von sich erzählt hatte. Im Gegenteil, er hätte gern noch viel mehr über sie erfahren und liebte es, das Wechselspiel der Gefühle in ihrem schönen Gesicht zu beobachten.
    Seine Verunsicherung hatte einen ganz anderen Grund. Soeben war ihm gänzlich unerwartet und ungebeten der Gedanke gekommen, dass seine Nonna und Susannah sich sehr gut verstehen würden. Das hatte ihn völlig verwirrt. So sehr, dass sich ihm noch ein weiterer, völlig verrückter Gedanken aufdrängte. Er war schon mit vielen schönen Frauen in seinem Leben ausgegangen, doch er konnte sich nicht erinnern, jemals den Wunsch verspürt zu haben, eine davon in seine Arme zu nehmen und ihr zu sagen, dass er sie …
    Ganz langsam legte er Messer und Gabel auf den Teller. „Seien Sie mir nicht böse“, sagte er höflich, „aber ich fürchte, wir werden auf Dessert und Kaffee verzichten müssen.“
    Susannah blickte betroffen auf. Sie hatte ihn in Verlegenheit gebracht, das war ihm anzusehen. Sein Lächeln war höflich, aber sein Blick kühl. Matthew konnte es nicht erwarten, diesen Abend zu beenden. Was war nur in sie gefahren, ihn mit ihrer dummen Familiengeschichte zu belästigen? Matthew Romano war ihr Boss und überdies der Mann, der versucht hatte, sie zu verführen. Sein Interesse an ihr begann im Büro und endete im Bett. Und da sie ihm deutlich gemacht hatte, dass sie für so etwas nicht zur Verfügung stand, war die Sache für ihn damit beendet.
    Sie rang sich ein strahlendes Lächeln ab, faltete ihre Serviette zusammen und legte sie neben den Teller. „Böse? Aber nein, Matthew. Ich wollte gerade dasselbe vorschlagen. Ich habe morgen sehr früh einen Termin. Sie wissen ja, wie das ist.“
    Er wusste in diesem Moment gar nichts mehr, aber das hätte er weder ihr noch sich selber eingestanden. „Ja, genau.“
    Matthew winkte dem Ober und bezahlte die Rechnung. Dann hatte er es sichtlich eilig, aufzustehen und Susannah aus dem Restaurant zu führen. „Tatsächlich habe ich morgen auch einen wichtigen Termin in San Francisco“, sagte er dabei. „Ich wollte es Ihnen schon früher sagen, Susannah, aber ich werde wohl eine Weile nicht nach New York zurückkehren.“
    „Oh.“ Sie versuchte, ihre Enttäuschung zu verbergen. „Kein Problem. Ich kann die anderen vier Restaurants auch …“ Allein besuchen, hatte sie sagen wollen, besann sich aber anders. „Ich kann sie auch mit jemand besuchen, der nichts mit ‚CHIC‘ zu tun hat.“
    Matthew drehte sich draußen auf dem Bürgersteig zu ihr um und sah sie scharf an. „Mit Tom?“
    Tom? Welcher Tom? dachte sie entgeistert, bis es ihr einfiel. „Ja, natürlich, mit Tom“, antwortete sie lächelnd. „Er hat wirklich einen ausgesuchten Geschmack in Bezug auf gutes Essen.“ Doch insgeheim wünschte sie sich plötzlich, dass Matthew sie bitten würde, nicht mit Tom auszugehen.
    „Oder mit Sam?“, fragte Matthew spöttisch.
    „Nein, Sam ist augenblicklich …“
    „Am Cape Code mit Ihrer Frau Mama.“ Matthew geleitete sie zum Wagen, öffnete ihr die Tür und half ihr beim Einsteigen. „Gehen Sie, mit wem Sie wollen. Es ist mir egal.“
    Zwanzig Minuten später stand Susannah allein in ihrer Wohnung. „Es ist mir auch egal“, sagte sie laut. Sie würde die übrigen Restaurants allein besuchen. Keine weiteren Abende mehr mit Matthew. Sie brauchte ihn nicht!
    Etwas Weiches strich ihr um die Fesseln. „Miau?“ Susannah hob Tom hoch, barg das Gesicht in seinem seidigen Fell und begann ohne erfindlichen Grund zu weinen.

8. KAPITEL
    Es war spätnachmittags, und die gesamte „CHIC“-Redaktion war im Besprechungsraum versammelt. Der große Konferenztisch war übersät mit Fotos, Computerausdrucken, Notizblöcken und halbleeren Kaffeebechern. Auf einem Sideboard standen zwei große

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