Julia Festival Band 86
erwiderte ihren Kuss, ließ die Hände unter ihren Pullover gleiten und umfasste ihre Brüste. Gerade als Susannah glaubte, dass ihr die Beine versagen würden, ließ er sie wieder los.
„Bis morgen Abend um die gleiche Zeit.“
Sie nickte. „Natürlich.“
Dann verschwand sie in ihrer Wohnung, lehnte sich gegen die Tür und redete sich energisch ein, dass nur ein Dummkopf sich zu Boden gleiten lassen würde.
Im Aufzug nach unten führte Matthew ein ganz ähnliches Gespräch mit sich selber.
Das „Gilded Carousel“ galt als sehr elegant. „Piekfein“, hatte es in den Empfehlungen geheißen.
Sehe ich piekfein aus? fragte sich Susannah am darauf folgenden Abend vor dem Spiegel. Sie hatte sich ein wadenlanges, paillettenbesticktes Kleid von einer Fotosession ausgeborgt. Es war mitternachtsblau, hatte silberne Pailletten, lange Ärmel und einen runden Ausschnitt. Die passenden Schuhe hatte sie sich ebenfalls geliehen. In ihrer Garderobe gab es einfach nichts, was auch nur annähernd „piekfein“, gewesen wäre.
Ein Lächeln huschte über ihr Gesicht. Sie war sich nicht sicher, ob sie „piekfein“, aussah, was immer das auch bedeuten mochte, aber sie sah … hübsch aus.
Das war ein Wort, das sie auf ihre eigene Person nur sehr selten anwendete. Susannah fand ihr Aussehen ganz in Ordnung.
Sie jammerte nicht darüber, dass ihr Haar sich bei feuchtem Wetter zu sehr lockte, dass ihr Mund eine Spur zu groß war und sie zu Sommersprossen neigte. Dagegen war sie unendlich dankbar für ihre dichten schwarzen Wimpern, denn das erforderte weniger Make-up, wenn sie in Eile war.
An diesem Abend hatte sie sich allerdings Zeit genommen. Sie hatte sich ein ausgiebiges, duftendes Schaumbad gegönnt, hatte ihre Locken trockengebürstet, sodass sie seidig glänzten, und sich zarte Spitzendessous angezogen. Natürlich nur, weil das zu so einem Kleid einfach dazugehörte.
Und nun fand sie sich wirklich hübsch. Würde Matthew es bemerken? Im Grunde war es ihr natürlich egal. Aber zu einem richtigen romantischen Abend hätte auch gehört, dass der Mann der Frau Komplimente über ihr Aussehen machte, oder nicht?
Es läutete an der Tür. Susannah blickte auf die Uhr. Matthew war wieder zu früh. Sie ging, um zu öffnen. „Guten Abend“, sagte sie und verstummte.
Wenn er schon in Jeans und Lederjacke umwerfend ausgesehen hatte, wie sollte man ihn jetzt beschreiben? Er trug einen Smoking! Das letzte Mal, das sie mit einem Jungen in einem Smoking ausgegangen war, war auf dem Abschlussball der Highschool gewesen, und der liebe, gute Sam hatte in dem geliehenen Stück bei weitem nicht so gut ausgesehen.
Matthews Smoking war zweifellos maßgeschneidert, und Matthew sah … atemberaubend darin aus. Der Mann mit dem meisten Sex-Appeal weit und breit, dachte Susannah, und ihr Herz pochte aufgeregt.
„Hi.“ Matthew lächelte gewinnend. „Ich weiß, ich bin schon wieder zu früh. Keine Absicht, ich schwöre es.“ Aber natürlich war es Absicht gewesen. Er hatte gehofft, sie wieder in dem Bademantel zu überraschen oder vielleicht, wenn sie gerade aus der Dusche gekommen wäre … „Wunderschön“, sagte er leise. „Susie, Sie sind die schönste Frau, die ich je gesehen habe.“
„Das ist das Kleid“, wehrte Susannah errötend ab.
„Unsinn. Was nicht bedeutet, dass das Kleid nicht bezaubernd ist. Drehen Sie sich um, damit ich Sie von allen Seiten bewundern kann.“
Lachend folgte sie seiner Bitte. „Es hieß, das Restaurant sei piekfein.“
„Ich weiß.“ Er deutete lächelnd auf seinen Smoking. „Das ist auch der Grund für meine Verkleidung.“
„Kein Grund, sich zu entschuldigen. Sie sehen …“ Ihre Blicke trafen sich. „Sie sehen … sehr gut aus.“
„Danke.“ Er nahm den Seidenmantel, den sie sich von Claire ausgeborgt hatte, von der Garderobe und hängte ihn ihr über die Schultern. Dabei berührten seine Hände ihren Nacken, und Susannah jagte ein Schauer über den Rücken.
„Ist Ihnen kalt?“
Lächelnd griff Susannah nach ihrer kleinen silberfarbenen Abendtasche. „Nein, nein, es war nur …“
„Eine Gans, die über Ihr Grab gelaufen ist?“ Er lachte. „Meine Großmutter hat immer solche Sprüche drauf. Ihre nicht?“
„Meine Großmutter?“ Susannah dachte an ihre etepetete Großmutter aus New England, für die ein Mensch erst existiert hatte, wenn er seine Vorfahren bis zurück zur „Mayflower“ nachweisen konnte – ungeachtet der Tatsache, dass die Familie der Madisons lange,
Weitere Kostenlose Bücher