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Julia Festival Band 86

Julia Festival Band 86

Titel: Julia Festival Band 86 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Marton
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Torte zu springen?
    „Nicht so schwer, wie ohne Geld, Job und Wohnung dazustehen“, sagte sie leise und begann mit ihrer Verwandlung.

2. KAPITEL
    Nachdem Lucinda die weiße Jacke und Hose abgestreift und ordentlich zusammengefaltet hatte, atmete sie tief durch und zog den Tanga an.
    Er passte nicht! Schon begann sie zu hoffen. Doch im nächsten Moment erkannte sie, warum er zu klein war. Sie hatte noch ihren Baumwollslip an. Seufzend zog sie beide aus und den Tanga dann wieder an.
    Beruhigt stellte sie fest, dass er vorn das Nötigste bedeckte. Aber als sie sich von hinten betrachtete, erschrak sie über ihren Anblick. Man sah fast nur nackte Haut.
    „Miss Barry!“ Florenze klopfte erneut an die Tür. „Sie haben noch genau fünf Minuten Zeit.“
    Starr betrachtete sie sich im Spiegel und hätte beinah gelacht, als sie sich in dem weißen Baumwoll-BH und dem paillettenbesetzten Tanga sah. Es wäre jedoch kein amüsiertes Lachen gewesen, denn sie stand kurz vor einem hysterischen Anfall. Das hatte sie schon einmal erlebt, und zwar am Tag nach der Beerdigung ihres Vaters, als der Anwalt ihr und ihrer Mutter behutsam die Wahrheit eröffnet hatte.
    „Reiß dich zusammen, und mach es einfach“, forderte sie sich grimmig auf. Sie zog den BH aus und schmückte sich mit den glitzernden Mokkatassen.
    Erneut betrachtete sie sich im Spiegel und empfand sich so sexy wie eine Vogelscheuche. Wenn die Partygäste nur etwas auf sich hielten, würden sie sie einmal anblicken und dann bitten, wieder in der Torte zu verschwinden.
    Na und, dachte sie und runzelte die Stirn. Falls sie es überhaupt machte, wäre ihr Problem nicht, ob sie sexy aussah oder nicht, sondern wie sie aus der Torte springen sollte. Aber sie hatte in den letzten zwei Jahren gelernt, dass man vieles tun konnte, wenn man verzweifelt war – wie zum Beispiel als Serviererin zu arbeiten oder Hamburger zu braten oder auch sich einzugestehen, dass es nichts hieß, von dem Erzpuritaner Cot ton Mather abzustammen, wenn man die Tochter eines Vaters war, der ein völlig verschuldetes Haus hinterlassen hatte, eine zutiefst verletzte Ehefrau und eine enttäuschte Geliebte.
    Die Geliebte hatte inzwischen einen neuen Verehrer gefunden und die Ehefrau einen neuen Mann. Und sie, Lucinda, baute sich auch gerade ein neues Leben auf.
    Zumindest versuchte sie es. Deshalb war sie von Boston nach San Francisco gezogen, wo keiner den Namen Barry kannte. Wo niemand sich mit einem etwas süffisanten Lächeln nach ihrem Wohlergehen erkundigte und sich in Wirklichkeit freute, dass ihre einst recht einflussreiche Familie in der Gesellschaft nichts mehr zählte. Lucinda straffte sich. Sie hatten ein ziemlich oberflächliches Leben geführt. Sie waren ins Theater und in die Oper gegangen und hatten Wohltätigkeitsbälle und andere Veranstaltungen besucht, auf denen für Notleidende gesammelt wurde. Jetzt war auch sie bedürftig, aber sie würde selbst für sich sorgen, sobald sie das Zeugnis hatte.
    Doch ohne das Zeugnis würde sie den Job nicht erhalten.
    Wieder betrachtete Lucinda sich im Spiegel. Mit ihrem Aussehen würde sie sicher großen Anklang auf der Männerparty finden. Nacheinander zog sie die Nadeln aus ihrem Chignon, sodass ihr das glatte aschblonde Haar über die Schultern fiel.
    Schon besser, stellte sie fest und überlegte, was sie mit ihrer Brille tun sollte. Normalerweise trug sie Kontaktlinsen. Aber kurz bevor sie zum Kochkurs aufgebrochen war, hatte sie eine in ihrer Wohnung verloren und keine Zeit mehr gehabt, sie zu suchen. Seufzend nahm sie die Brille ab. Für ihren Auftritt brauchte sie nicht so gut zu sehen.
    „Sie müssen nur aus einer künstlichen Torte springen“, hatte Florenze zu ihr gesagt. „Sie werden sich nicht schmutzig machen.“
    Als würde es einen großen Unterschied machen, ob sie aus einem Imitat oder der echten Torte sprang, die sie selbst mit dekoriert hatte.
    „Ich soll mich quasi nackt einer Horde johlender Männer präsentieren?“, hatte sie entsetzt gefragt. Sie hatte einen kurzen Blick auf die Schachtel mit dem Kostüm geworfen und sie dann wieder weggeschoben.
    „Miss Barry, die Schauspielerin, die für den Auftritt engagiert wurde, ist erkrankt, und Sie müssen ihren Platz einnehmen. Das habe ich Ihnen schon dreimal erklärt.“
    „Und ich habe Ihnen gesagt, dass ich hier bin, um zu kochen, und nicht, um lauter degenerierte Männer zu unterhalten.“
    Florenze richtete sich zu seiner vollen Größe auf. „Ja, sie sind

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