Julia Festival Band 86
„Das heißt … wenn ich eingestellt bin.“
„Eingestellt?“ Joe lächelte matt. „Meine Großmutter hat Sie eingestellt, nicht ich.“
„Ja, sicher, Mr. Romano. Aber möglicherweise … wollen Sie mich nicht.“
„Warum, Miss Barry? Welcher halbwegs normale Mann würde Sie nicht wollen?“
Joe sah, wie sie errötete, und runzelte die Stirn. Warum zog er sie auf? Er war heute wirklich schlecht gelaunt. Aber dafür konnte sie doch nichts. Es war nicht ihre Schuld, dass seine Großmutter sie ihm zum Geburtstag „geschenkt“, und er sich gestern wie ein Trottel benommen hatte.
„Es gibt welche, die das nicht tun.“
„Wie dumm von denen, da Sie eine so gute Köchin sind.“
„Das … ist sehr nett von Ihnen. Aber ich … bin noch neu in …“
„Keine Sorge, Miss Barry. Ich bin nicht anspruchsvoll.“ Lächelnd legte er ihr den Arm um die Schultern. „Sie werden es schon merken.“
„Bestimmt, Mr. Romano.“ Lucinda machte einen Schritt zur Seite und lächelte ihn höflich an. „Vielleicht sollten wir später über Ihre Lieblingsspeisen sprechen, damit ich weiß, was Ihnen schmeckt.“
„Meine Großmutter hat mir erzählt, dass Sie hervorragend italienisch kochen und es in Florenz gelernt haben.“
In Florenz? Sie ließ die Knoblauchpresse fallen. Offenbar hatte seine Großmutter nicht nur ihren Namen falsch verstanden. Doch dies war nicht der richtige Zeitpunkt, ihn darauf hinzuweisen. „Ich kann auch französische Gerichte kochen oder spanische oder typisch amerikanische.“
Lucinda bückte sich fast im gleichen Moment nach der Knoblauchpresse wie er. Unwillkürlich fiel sein Blick auf ihre bequemen Schuhe.
Sie sind nicht weiß. Schnell verdrängte Joe den verrückten Gedanken und richtete sich so unvermittelt wieder auf, dass sie fast mit den Köpfen zusammengestoßen wären. „Die Knoblauchpresse scheint ein ziemlich eigenwilliges Ding zu sein“, sagte er mit einem gequälten Lächeln. „In den Tüten haben Sie wohl noch weitere Arbeitsgeräte?“
„Ja.“
„Und wo ist Ihr Gepäck?“
„Das steht draußen.“
„Richtig. Ich schlage vor, wir bringen die Tüten erst in die Küche, und dann hole ich Ihre restlichen Sachen.“ Er nahm ihr eine Tüte ab.
„Das ist nicht nötig, Mr. Romano.“ Lucinda wollte sie ergreifen, doch er hielt sie weiter fest. „Ehrlich, Mr. Romano, ich schaffe das allein. Gehen Sie nur, und ziehen Sie sich etwas an.“
Große Güte, hatte sie das wirklich gesagt? Seinem Gesichtsausdruck nach zu schließen, musste sie es getan haben. Aber es war allein seine Schuld. Denn auch wenn er keine Frauen mochte, machte er sie nervös, wenn er halb nackt vor ihr stand oder den Arm um sie legte. Und dann war da noch dieses seltsame Gefühl, dass sie sich schon einmal begegnet waren.
„Ich … hatte nicht die Absicht“, begann Lucinda, und Joe lachte.
„Doch, Miss Barry, die hatten Sie. Bitte entschuldigen Sie, ich hatte vergessen, dass ich nur mit einem Handtuch bekleidet bin.“
„Ja, Sir. Aber … Es tut mir ehrlich leid, Sir. Ich wollte nur …“
„Wir werden eine Weile unter einem Dach leben, Miss Barry. Wie wär’s mit etwas weniger Förmlichkeit? Ich heiße Joe und Sie … Lucy?“
„Lucinda.“
Das passt, dachte er und streckte ihr die Hand entgegen. Sie blickte erst darauf, als hätte sie noch nie eine Männerhand gesehen, und nahm sie dann, als würde sie ein heißes Eisen anfassen.
Wieder hatte er das Gefühl, einen elektrischen Schlag zu bekommen. Ihr erging es offenbar ähnlich, denn sie zog die Hand schnell zurück.
„Einer von uns ist nicht geerdet“, sagte er lächelnd.
„Ja, scheint so.“
Er beobachtete, wie sie ihre Lippen befeuchtete, und verspürte sofort wieder ein Prickeln. Verlor er wirklich den Verstand? „Ich ziehe mir etwas an“, erklärte er schroff. „Sie sehen sich die Küche an, und dann holen wir Ihr Gepäck, und ich zeige Ihnen Ihr Zimmer.“
„Gut.“ Lucinda lächelte ihn an. „Wo ist die Küche?“
„Ach ja. Den Flur entlang und dann rechts.“
„Vielen Dank, Mr. Romano.“
„Joe.“
„Joe. Also dann räume ich mal die Sachen ein.“ Sie nahm ihm die Tüte ab, lächelte ihn noch einmal höflich an und wandte sich in die angegebene Richtung.
4. KAPITEL
Flüchtig sah sich Lucinda in Joes beeindruckender Küche um und stellte die Tüten auf die Granitplatte des langen Frühstückstresens. Dann setzte sie sich auf einen der sechs Barhocker und stützte den Kopf in die Hände.
Wie hatte sie
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