Julia Festival Band 86
einer … Person zusammen, die dachte, sie könnte mich für eine feste Beziehung gewinnen, wenn sie mir die Freuden des häuslichen Lebens näher bringen würde.“ Vergiss nicht, auch sie verabredet sich mit Frauen. Der Gedanke hatte etwas Bedrückendes an sich. „Zum Einzug hat mir Toni dann alle möglichen Küchenhelfer geschenkt.“
Lucinda nickte. „Ihre Küche ist auch wirklich bestens ausgestattet.“
„Mag sein. Aber seit ich auf der Suche nach einem Löffel diese Schublade aufgezogen habe, frage ich mich, wozu diese Dinger da sind.“
„Warum fragen Sie nicht einfach Toni?“
„Oh, Toni gehört der Vergangenheit an“, antwortete Joe langsam und blickte seine neue Köchin an. „Tragen Sie die Sonnenbrille immer im Haus?“
„Oh … Nein. Das ist keine Sonnenbrille. Die Gläser sind nur leicht getönt. Normalerweise trage ich Kontaktlinsen. Aber ich habe gestern eine verloren. Heute Morgen habe ich sie zwar wiedergefunden, dann allerdings keine Zeit mehr gehabt, sie ordnungsgemäß zu reinigen.“
Joe nickte, als würde er ihr aufmerksam zuhören, war mit seinen Gedanken jedoch ganz woanders. Was hatte sie für schönes Haar. Er sah die Strähne, die sich aus der strengen Frisur gelöst hatte und ihr etwas ins Gesicht hing, und musste paradoxerweise an die Blondine vom Vorabend denken. Ob sich Lucindas Haar auch so seidig anfühlte? Entsetzt stellte er fest, wie gern er es herausgefunden hätte.
„Wozu werden diese seltsamen Dinger gebraucht?“, fragte er, während er schnell zwei Schritte zurücktrat.
„Raten Sie mal.“
„Das habe ich schon und mich dafür entschieden, dass es sich um irgendwelche mittelalterlichen Folterwerkzeuge handeln muss.“ Joe lachte, lehnte sich gegen einen Schrank und spielte mit dem gewundenen Metallteil. „Aber Toni hatte nichts für SM übrig.“
„S…“ Lucinda schluckte. So viel wollte sie über seine sexuellen Neigungen überhaupt nicht wissen. „Ich finde SM grundsätzlich okay. Wenn zwei Erwachsene sich einig sind …“
Ihre Blicke trafen sich, und sie errötete. „Das ist ein Knethaken.“ Plötzlich war ihr der Fachbegriff wieder eingefallen. Sie nahm ihm das blitzende Ding ab, legte es zurück in die Schublade und schob diese energisch zu. „Das Privatleben eines Menschen ist allein seine Sache, ist mein Motto, Mr. Romano. Ich hoffe, Sie verstehen das.“
Auch er wurde jetzt rot. „Natürlich“, erwiderte er steif. „Ich würde mich nie zum Richter über irgendjemanden aufschwingen, Lucy.“
„Lucinda. Und nun würde ich gern mein Zimmer sehen, wenn Sie nichts dagegen haben.“
„Selbstverständlich. Wenn Sie mir bitte folgen würden.“
In Gedanken versunken, saß Lucinda auf ihrem Bett. Sie hatte ihre Schuhe und ihre Kleidung in den Wandschrank geräumt und sich auch in dem angrenzenden kleinen Bad eingerichtet.
„Ich hoffe, die Räumlichkeiten gefallen Ihnen“, hatte ihr neuer Boss gesagt.
Natürlich hatte sie ihm versichert, dass es der Fall wäre – auch wenn es nicht der Wahrheit entsprach. Denn ihr Zimmer lag unmittelbar neben seinem, und wahrscheinlich befanden sich die Kopfenden der Betten sogar an der gleichen Wand.
Wie sie aus Erfahrung wusste, wohnten die Hausangestellten normalerweise auf einer anderen Etage als die Familie, für die sie arbeiteten. So war es bei ihr zu Hause und auch bei ihren Freundinnen gewesen.
Aber was soll’s, dachte sie. Es war doch egal, wenn Joe und sie auf dem Flur miteinander zusammenstießen oder er gleich nebenan schlief. Sie würde die Bilder rigoros ausblenden, die sich ihr mit Macht aufdrängten.
Es wären noch schlimmere Bilder, wenn er normal veranlagt wäre und ich ihn mir in seinem Zimmer mit einer Frau vorstellen würde, ging es ihr durch den Kopf.
Lucinda runzelte die Stirn. „Sei nicht albern“, sagte sie leise und stand auf. Es wurde Zeit, dass sie in die Küche ging, den Kühlschrank inspizierte und sich überlegte, was sie heute Abend kochen würde. Denn wie sie von Mr. Romano erfragt hatte, würde er zwar noch einmal das Haus verlassen, aber zum Essen da sein.
Zögernd blieb sie an der Tür stehen. Sollte sie ihre weiße Kochkleidung anziehen? Vorhin hatte er von weniger Förmlichkeit gesprochen. Das beherzigte sie besser, damit sie ihn nicht gegen sich einnahm. Wenngleich er sich ihr gegenüber recht freundlich verhalten hatte, so hatte sie doch das Gefühl, dass er über ihre Gegenwart nicht unbedingt erfreut war.
Verübelte er seiner Großmutter, dass sie
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