Julia Festival Band 86
sich in seine Angelegenheiten eingemischt hatte? Wollte er vielleicht keine Frau in seinem Haus? Schließlich war er …
Er war umwerfend attraktiv und sexy, ein Bild von einem Mann. Lucinda schloss die Augen und überlegte einen Moment, ob jener Möchtegerncasanova vom gestrigen Abend wohl ähnlich beeindruckend gewesen war. Nein, nicht viele Männer sahen so blendend aus wie ihr neuer Boss.
Aber auch nicht viele Männer küssten so gut wie jener Partygast. Sie erinnerte sich noch immer lebhaft daran, genauso wie an die raue Stimme, als er „Schätzchen“, zu ihr gesagt hatte. Erst hatten sich seine Lippen hart angefühlt, waren dann jedoch immer weicher geworden. Und plötzlich war der anfänglich harmlose Kuss leidenschaftlich und gefährlich geworden. Bestimmt küssten nicht viele Männer so gut.
So gut?
Lucinda eilte zum Schrank und nahm ihre weiße Jacke und Hose heraus. Schnell wechselte sie die Kleidung und zog ihre bequemen weißen Schuhe an. Jetzt sah sie aus wie eine Köchin, und das würde ihr vielleicht helfen, auch wie eine Köchin zu denken.
Im Haus war es ganz still. Ihr Boss war offenbar schon weggegangen. Sie schaltete das Radio in der Küche ein und suchte nach einem geeigneten Sender. Endlich hatte sie eine Musik nach ihrem Geschmack gefunden – eine Arie aus La Bohème.
Was kann ich zubereiten, um Mr. Romano zu beeindrucken?, überlegte sie. Was konnte sie überhaupt kochen?
Sie hatte die Tüten vorhin nicht ganz ausgepackt. Ihr neuer Chef hatte nicht sehen sollen, dass sie sich Kochbücher mitgebracht hatte. Einen dicken Wälzer über Haute Cuisine, einen schmaleren Band mit dem verheißungsvollen Titel Mangia Italienisch und ein dünnes Exemplar für alle Fälle mit hoffentlich einfachen Rezepten, Kochen für Anfänger.
„Verdammt, wer stirbt denn hier?“
Lucinda schrie auf und wirbelte herum. Joe stand mit finsterer Miene auf der Türschwelle. „Verflixt, hören Sie auf …“ Entsetzt biss sie sich auf die Lippe und errötete. „Es tut mir leid, Mr. Romano. Joe. Ich dachte, Sie wären nicht da.“
„Ganz offenbar.“ Er schlenderte hinüber zum Radio und stellte es ab. „Entschuldigen Sie, ich hätte Sie warnen sollen. Das blöde Ding geht manchmal von allein an.“
„Ich habe es angemacht. Und es tut mir leid, wenn die Musik Sie gestört hat.“
„Das sollte Musik sein?“
„Das war eine Arie aus La Bohème.“
„Über Geschmack lässt sich nicht streiten.“
„Das stimmt. Aber ich achte in Zukunft darauf, meine Musik nicht anzustellen, wenn Sie zu Hause sind.“
„Hören Sie sie, wann Sie wollen, nur vielleicht etwas leiser.“
Lucinda nickte. „Gewiss, Sir.“
„Joe. Und ich wollte Sie nicht erschrecken.“
„Sie haben jedes Recht, mich zu erschrecken … ich meine, in Ihre Küche zu kommen. Nur hatten Sie gesagt, Sie würden weggehen.“
„Ich war joggen.“
„Und dann sind Sie zurückgekehrt und haben geduscht“, stellte sie fest, bevor sie sich auf die Zunge beißen konnte, und errötete erneut. „Ich … habe es bemerkt, weil Sie ein frisches T-Shirt tragen und eine andere Jeans und ihr Haar noch nass ist.“
Joe blickte sie an, als hätte sie den Verstand verloren. Und vielleicht hatte sie das auch.
„Ich sehe Sie dann heute Abend, Mr. … Joe“, fuhr sie heiter fort. „Um wie viel Uhr würden Sie gern essen?“
„So sieben, halb acht wäre fein.“ Er setzte sich auf einen Barhocker. „Eigentlich habe ich noch nicht gefrühstückt. Ich dachte …“
„Ja? Oh, Sie möchten, dass ich Ihnen etwas mache?“
„Wenn Sie nichts dagegen haben?“
„Natürlich nicht.“
Lucinda spürte, wie ihr Herz schneller schlug. Aber ein Frühstück zuzubereiten konnte so schwer nicht sein!
„Mal sehen, was wir haben.“ Sie öffnete den Kühlschrank. „Eier, Speck und Toastbrot. Wie wär’s …?“ Sie drehte sich zu ihm um. „Was ist?“
Starr blickte Joe auf ihre Füße. War sie in etwas getreten? Nein, ihre weißen Schuhe und der Boden waren makellos.
„Ihre Schuhe …“ Langsam sah er auf.
„Ja?“
„Sie … wirken sehr bequem“, stellte er stirnrunzelnd fest.
„Das sind sie auch“, erwiderte sie und versuchte, sich ihre Verwirrung nicht anmerken zu lassen. „Ich bin viel auf den Beinen, und die Küchenböden sind oft hart …“ Sie verstummte, als er den Blick wieder auf ihre Füße richtete. „Haben Sie ein Problem mit meinen Schuhen, Mr. Romano?“
Joe sah auf und lächelte, wie sie fand, irgendwie gezwungen. „Nein,
Weitere Kostenlose Bücher