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Julia Festival Band 86

Julia Festival Band 86

Titel: Julia Festival Band 86 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Marton
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habe schon dafür gespendet. Aber wenn Sie einen Rat wollen, Miss …“
    „Lucinda, Lucinda Barry. Aber …“
    „Dann denken Sie in Zukunft daran“, redete er einfach weiter, „dass die Leute Ihnen mehr geben werden, wenn Sie nicht so früh bei ihnen klingeln.“
    „Ich komme nicht wegen einer Spende, Mr. Romano … Ich heiße Lucinda Barry und …“
    Jetzt begriff er. Erstaunt blickte er sie an. „Bari?“, wiederholte er und rollte das „R“, wie seine Großmutter.
    Lucinda schüttelte den Kopf. „Barry. B-A-R-R-Y.“
    Er zog die Brauen hoch. „Sagten Sie, Ihr Vorname sei Lucinda?“
    „Ja. Ist das ein Problem?“
    „Keineswegs. Meine Großmutter hat mir nur erzählt, er sei ‚Luciana‘, und ich wundere mich, dass sie ihn falsch verstanden hat.“
    Sie rang sich ein Lächeln ab. „Ein solcher Irrtum passiert leicht, wenn man schon etwas älter ist und nicht so gut Englisch spricht.“
    „Aber sie spricht …“ Ob „Luciana“, oder „Lucinda“, war doch egal. Die Frau war da. „Sie sind also die … Köchin“, fuhr er fort und beglückwünschte sich insgeheim dazu, nicht das gesagt zu haben, was er gedacht hatte: Sie sind also die lesbische Köchin.
    „Ich …“ Du bist Köchin, rief Lucinda sich ins Gedächtnis. Das Zeugnis in ihrer Tasche war der Beweis. Auch wenn Florenze es ihr gestern erst auf massiven Druck der anderen Kursteilnehmer hin ausgehändigt hatte. Das Geld hatte er ihr natürlich nicht gegeben. „Ja, die bin ich, Mr. Romano“, erwiderte sie und straffte sich. „Ich bin Ihr Geburtstagsgeschenk.“
    Joe zuckte zusammen und blickte sich schnell um, ob irgendwelche Nachbarn in Sicht- oder Hörweite waren. Welcher Mann wollte schon dieses streng wirkende Wesen mit dem nervenden Bostoner Akzent als Geburtstagsgeschenk erhalten?
    In puncto Aussehen hatte Nonna wirklich nicht untertrieben. Lucinda glich mit ihrer strengen Frisur, der Metallbrille, der weiten Bluse und dem schlichten Rock einer wenn auch energischen Vogelscheuche.
    „Wunderbar.“ Eilig zog Joe sie ins Haus.
    Lucinda hielt den Atem an, als könnte sie dadurch verhindern, dass sich ihre Körper berührten. Und so ein starker, muskulöser Mann ist homosexuell, dachte sie unwillkürlich und versuchte vergebens, die Einkaufstüten gerade zu halten. Eine neigte sich etwas zur Seite, und im nächsten Moment fielen schon einzelne Teile heraus. Joe und sie bückten sich fast gleichzeitig.
    „Es tut mir leid. Ich bin normalerweise nicht so …“
    „Tollpatschig?“
    Die Art und Weise, wie er das sagte, ließ sie aufsehen. Ihre Nasen waren nur Zentimeter voneinander entfernt, und sein Blick flößte ihr Unbehagen ein.
    „Ja. Es ist nur …“ Sie runzelte die Stirn. Fast kam es ihr vor, als würden sie einander kennen. „Sind … wir uns schon einmal begegnet, Mr. Romano?“
    „Ich wollte Sie gerade dasselbe fragen.“
    „Ich … glaube nicht.“
    „Nein.“ Joe räusperte sich. „Ich bin mir sicher.“
    Natürlich nicht. Kein Mann würde eine so graue Maus vergessen. Joe begann, die Sachen vom Boden aufzuheben – erst ein kleines Sieb, dann ein seltsames Ding, das etwas von einer Zange und einem …
    Sie duftet nach Gardenien oder Rosen.
    Wieder trafen sich ihre Blicke, und er sah, wie sie errötete. Sie hat hohe, aristokratische Wangenknochen, schoss es ihm durch den Kopf. Er runzelte die Stirn, richtete sich auf und hielt ihr das zangenähnliche Ding hin. „Was, in aller Welt, ist das?“, fragte er schroff.
    Lucinda richtete sich ebenfalls auf und befeuchtete ihre Lippen.
    Ich verliere den Verstand, dachte er, als er das Bedürfnis verspürte, mit dem Daumen die Konturen ihres ausdrucksstarken Munds nachzuziehen.
    „Das … ist eine Knoblauchpresse.“ Sie nahm sie an sich, wobei sich ihre Finger berührten, und er hörte, wie sie tief durchatmete. „Damit presst man Knoblauch.“
    „Damit presst man Knoblauch“, wiederholte er und fragte sich, was hier vor sich ging. Als sich ihre Hände eben flüchtig berührt hatten, hatte er das Gefühl gehabt, einen elektrischen Schlag zu bekommen. Und sie hatte wohl ähnlich empfunden. Denn als er sie angeblickt hatte, hatte er geglaubt, durch die getönten Brillengläser ein kurzes Funkeln in ihren Augen bemerkt zu haben.
    Ein Gedanke schoss ihm durch den Kopf. Ein verrückter Gedanke, den weiterzuverfolgen es absolut nicht lohnte.
    „… die Küche?“
    „Entschuldigung, was haben Sie gesagt?“
    „Ich habe nach der Küche gefragt“, erklärte Lucinda.

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