JULIA FESTIVAL Band 95
ihr einen eindeutigen Stich versetzte.
Jarrett schüttelte den Kopf. „Ich hatte alles geplant. Sie war ein wenig älter, geschieden und schien ebenso wenig wie ich an einer emotionalen Verwicklung interessiert zu sein. Sie machte es mir leicht. In der Öffentlichkeit trat sie nie in Erscheinung. Es dauerte fast zwei Jahre.“
„Hat sie weiter für dich gearbeitet?“
Er nickte. „Sie war gut. Ich wollte sie nicht ersetzen. Eines Tages hatte ich genug von der Affäre und wollte eine richtige Beziehung mit Zukunft.“
Er zögerte. „Carlotta bedeutete mir etwas, aber ich habe sie nie geliebt. Manchmal reicht es nicht aus, sich an seine Regeln zu halten.“
„Sie hatte sich in dich verliebt?“
„Ich weiß nicht, was es war. Wenn das Liebe war, möchte ich sie nicht. Als ich Schluss zu machen versuchte, machte sie mir das Leben zur Hölle. Ich war gezwungen, sie zu entlassen. Ich wollte ihr Geld geben, aber sie wollte es nicht und begann, mich zu verfolgen.“
Er schob die Hände in die Taschen. „Ich musste vor Gericht eine Verfügung gegen sie erwirken. Ich zog zweimal um, aber jedes Mal fand sie mich. Sie versuchte, mir geschäftlich zu schaden. Als sie endlich begriff, dass es sinnlos war, brach sie in mein Haus ein und steckte es an. Sie kam in den Flammen um.“
Fallon starrte ihn an. Mit allem hatte sie gerechnet, mit so etwas nicht. „Wie schrecklich“, flüsterte sie.
„Das war es. Ich habe mir lange die Schuld daran gegeben.“
„Danach bist du hierher auf die Insel gezogen, nicht wahr? Dies ist deine Zuflucht. Hier kommt keiner an dich heran.“
„Genau. Das Hotel war gerade fertig, und die Bauarbeiter machten einfach hier weiter.“
„Fährst du manchmal in die Staaten zurück?“, fragte sie.
„Mehrmals im Jahr. Geschäftlich. Aber ich möchte nicht wieder dort leben.“
„In den Artikeln stand nicht viel darüber. Hast du die Geschichte absichtlich aus den Medien herausgehalten?“
„Ja. Carlotta hatte Familie. Mein Haus lag auf dem Land, also war es nicht so, als hätte sie die Fifth Avenue in Brand gesteckt. Einige Reporter musste ich bestechen.“
Die Frau hatte ihm das Leben zur Hölle gemacht, dennoch hatte er nach ihrem Tod dafür gesorgt, dass die Medien ihre Familie in Ruhe ließen. „Kein Wunder, dass sie dich geliebt hat“, flüsterte Fallon.
„Wie?“
„Nichts. Du warst sehr gut zu ihrer Familie.“
„Die hatte nichts Böses getan. Warum sollte sie leiden?“ Er wirkte verlegen. „Ich habe dir das nicht erzählt, um Mitleid zu erregen. Ich wollte nur erklären, warum ich dich nicht gerade mit offenen Armen aufgenommen habe.“
Sie sah ihn an, und zum ersten Mal erkannte sie das Leid hinter seiner starken Fassade.
„Ich bin dankbar, dass du es mir erzählt hast. Ich gebe dir mein Wort, dass ich es niemandem verraten werde. Nicht einmal meinen Schwestern. Ich bin froh, dass jetzt alles geklärt ist und wir Freunde sein können“, sagte sie.
„Sind wir Freunde?“
Die Frage überraschte sie. „Das hoffe ich.“
„Ich auch.“ Er schaute aus dem Fenster. „Was wirst du tun, wenn du wieder zu Hause bist?“
Darüber hatte sie sich noch keine Gedanken gemacht. Am liebsten würde sie hierbleiben, aber das ging nicht. „Eigentlich wollte ich reisen. Ich habe mich für ein Jahr beurlauben lassen. Vielleicht studiere ich weiter, oder ich mache mich selbstständig.“
„Ich weiß, dass deine Schwestern am dreißigsten Dezember zurückfliegen. Würdest du noch eine Woche bleiben? Ich brauche deinen Rat, was Anna Jane betrifft, außerdem bist du ein angenehmer Hausgast.“
Die Einladung klang fast beiläufig, aber ihre Handflächen wurden feucht. Er wollte wirklich, dass sie blieb? Sie zwang sich, nicht vor Freude aufzuspringen.
„Ich habe nichts Konkretes vor“, erwiderte sie. „Ich würde gern bleiben.“ Für immer, fügte sie im Stillen hinzu. „Das freut mich“, antwortete er nur.
„Sei vorsichtig, Jarrett“, sagte sie und versuchte, sich die Erleichterung nicht anmerken zu lassen. „Wenn du weiterhin so einladend bist, wirst du mich vielleicht nicht mehr los.“
„Wäre es so schlimm, wenn ich mich daran gewöhnen würde, dich hier im Haus zu haben?“, fragte er mit einem Augenzwinkern und lächelte. Bevor sie sich von ihrer Verblüffung erholen konnte, ging er hinaus.
12. KAPITEL
Auf Zehenspitzen schlich Fallon die Treppe hinunter. Es war spät, und sie hätte längst schlafen müssen, aber aus irgendeinem Grund war sie rastlos.
Weitere Kostenlose Bücher