JULIA FESTIVAL Band 95
Die letzten Tage waren herrlich gewesen. Sie hatte viel Zeit mit ihren Schwestern und deren Männern verbracht. Es hatte lange Gespräche, Spiele am Pool, leckeres Essen und viel Spaß gegeben. Dass Jarrett und Anna Jane mitmachten, hatte alles nur noch schöner gemacht. Eigentlich müsste sie erschöpft sein, aber das war sie nicht. Ihr ging noch so viel durch den Kopf. Vielleicht würde ein kurzer Spaziergang am Meer ihr helfen, sich zu entspannen.
Als sie unten ankam, schaute sie automatisch zu Jarretts Arbeitszimmer hinüber. Die Tür war geschlossen, aber dahinter brannte noch Licht. Was tat er so spät in der Nacht?
Zaghaft klopfte sie. Sekunden später riss er die Tür auf.
„Was ist los?“, fragte sie. Sein Haar sah aus, als hätte er sich gerauft.
„Du bist wach“, sagte er leise. „Wie gut. Ich wollte dich schon holen.“
Panik stieg in ihr auf. „Stimmt mit Anna Jane etwas nicht?“
„Was?“ Jarrett ergriff ihren Arm und zog sie ins Zimmer. „Nein, der geht es gut.“ Er schüttelte den Kopf. „Verdammt, so schwierig habe ich es mir nicht vorgestellt.“
Ihr stockte der Atem. „Ist jemand krank?“, fragte sie entsetzt.
„Krank? Wovon redest du? Ich brauche Hilfe mit dem da.“
Er zeigte ins Zimmer. Der Schreibtisch war mit leeren Kartons übersät. Mitten im Raum stand ein leerer Kartentisch. Auf dem Boden lagen Geschenkpapierrollen, Bänder und unzählige Schleifen.
„Was tust du?“, fragte sie.
„Ich versuche, Geschenke zu verpacken. Das ist so ungefähr das Schwerste, was ich je tun musste. Wie schaffst du das? Da sind all diese Kartons unterschiedlichster Größe. Welches Band passt zu welchem Papier? Und was, zum Teufel, schreibt man auf diese dämlichen kleinen Karten?“
Er warf einen Bogen Geschenkanhänger in die Luft. „Zu viel Platz für den Namen, aber nicht annähernd genug, um etwas Vernünftiges draufzuschreiben. Außerdem, nach dem dritten oder vierten Geschenk fällt mir nichts Geistreiches mehr ein.“
Fallon musste sich beherrschen, um nicht zu lachen. Die Erleichterung ließ ihre Knie weich werden. „Willst du mir erzählen, du kannst einen Hotelkonzern retten, hast aber keine Ahnung, wie du ein paar Geschenke einwickeln sollst?“
Er funkelte sie an. „Ich bin nicht gerade in bester Laune, Fallon. Mach dich nicht über mich lustig.“
„Wie lange bist du schon dabei?“
„Seit zwei Stunden.“
Diesmal war ihr Lachen nicht zu unterdrücken. Es brachte ihr einen wütenden Blick ein.
„Darf ich dich daran erinnern, dass ich dein Gastgeber bin und du mir Höflichkeit schuldest?“
„Jarrett, du bist ein toller Kerl, und ich bin höflich. Aber Geschenke einzupacken ist so einfach. Ich kann nicht glauben, dass du so ungeschickt bist.“
Er zog die Brauen zusammen. „Ungeschickt?“
„Wie würdest du es denn nennen?“
Er überlegte. „Unerfahren.“
„Na gut. Brauchst du Hilfe?“
Er seufzte erleichtert. „Ja. Bitte.“
„Kein Problem. Ich bin eine ausgezeichnete Einpackerin.“ Sie sah sich um. „Als Erstes müssen wir Ordnung in dieses Chaos bringen.“
Sie ließ ihn alles einsammeln. Dann sortierte sie die Kartons nach Größe. Es gab einen riesigen, offenbar ein Computer für Anna Jane. Jarrett hatte dem Mädchen alles gekauft, wozu Fallon ihm geraten hatte. Außerdem waren da noch Geschenke für Leona und Frank sowie für Fallons Familie.
Sie strich über das in Leder gebundene Fotoalbum, das er für Elissa und Cole besorgt hatte. „Das hättest du nicht zu tun brauchen“, sagte sie und war froh, dass sie schon mehrere Geschenke für Jarrett bestellt hatte. „Du hast mich gerade daran erinnert, dass du unser Gastgeber bist. Allein, dass wir hier sein dürfen, ist Geschenk genug.“
Er zuckte mit den Schultern. „Ich möchte ihnen etwas schenken. Anna Jane ist sehr glücklich, dass ihr geblieben seid. Und ich auch.“
Seine Worte erfüllten sie mit Wärme, und um ihre plötzliche Verlegenheit zu tarnen, zeigte sie auf eine Rolle Papier. „Probier doch mal, ob das um den Computer passt“, schlug sie vor. „Wenn nicht, werden wir einige Bögen zusammenflicken müssen.“
Während er sich an die Arbeit machte, wickelte sie die kleineren Software-Pakete ein. „Anna Jane hat in den letzten Tagen viel gelacht.“
„Stimmt.“ Er rollte den Bogen aus und beschwerte ihn. „Du bist Lehrerin, nicht?“
„Fünfte Klasse.“
„Was soll ich mit Anna Jane tun?“
„Was möchtest du tun?“
Der Bogen passte genau um den
Weitere Kostenlose Bücher