JULIA FESTIVAL Band 95
zusehen.“ Aufgeregt zog sie Elissa an der Hand hinter sich her.
Cole ging in sein Büro. Ganz anders als Millie war er kein Freund von himmlischen Geschenken. Er setzte sich ans Telefon und rief bei der Spedition an. Man sagte ihm, dass der Spender anonym bleiben wollte, und Cole musste sich mit dieser Auskunft zufriedengeben. Nachdenklich sah er aus dem Fenster. Die Kinder rissen begeistert die Verpackungen auf. Basketbälle, Fußbälle, Baseballspiele, Hockeyschläger und Pucks, Tore und Federballspiele mit Netz kamen zum Vorschein.
Cole gesellte sich wieder zu den anderen. Millie bemerkte ihn als Erste. „Ist es nicht wunderbar?“, fragte sie begeistert. „Es sind zwar nicht gerade die praktischsten Dinge, aber die Kinder haben ihre helle Freude daran.“
„Hast du eine Ahnung, wer die Sachen bestellt hat?“
Millie dachte einen Augenblick nach. „Die Bayers geben um diese Jahreszeit häufig eine größere Spende.“
„Stimmt. Aber sie sprechen immer vorher mit mir ab, was gebraucht wird, und geben mir dann einen Scheck.“
„Und was ist mit Audrey Wilson?“
Cole schüttelte den Kopf. „Mit ihr habe ich vereinbart, dass sie die Kosten für die Malerarbeiten nächstes Frühjahr übernimmt.“
„Sind anonyme Schenkungen denn etwas so Besonderes?“, schaltete sich Elissa ein.
„In dieser Größenordnung schon“, erwiderte Cole. „Es ist ein Unterschied, ob man uns zwanzig Dollar in einem Briefumschlag zuschickt oder ob jemand einige Tausend verschenkt.“
„Los, Millie, lass uns spielen!“, rief Tiffany und öffnete eine große Kiste mit Baseballhandschuhen.
„Okay.“ Millie legte einen Arm um Elissas Schulter. „Ich bleibe als Schiedsrichter an der Startlinie. Wie wär’s, wenn du auch mitmachst, Elissa?“
Elissa blickte an ihrem weit geschnittenen Baumwollkleid hinunter. Ein Glück, dass sie wenigstens flache Schuhe trug.
„Ich war zwar noch nie Schiedsrichter“, sagte sie. „Aber ich will es gern versuchen.“
„Es ist ganz einfach,“, sagte Millie. „Du musst nur aufpassen, wer das Mal zuerst erreicht, der Ball oder der Läufer.“
Cole wollte einen weiteren Schiedsrichterposten übernehmen. Er begab sich in die Mitte des Spielfelds und richtete die improvisierten Male den Spielregeln entsprechend aus.
„Bist du wütend?“, fragte Elissa, die ihm gefolgt war.
„Wegen der Schenkung?“ Er schüttelte den Kopf. „Die Kinder sind glücklich. Ich hätte im Leben nicht daran gedacht, Sportgeräte auf unsere jährliche Wunschliste zu setzen. Aber es war eine geniale Idee.“
„Das freut mich.“
Alarmiert drehte Cole sich zu ihr um. „Warum? Du weißt nicht zufällig irgendetwas darüber, oder?“
Sie lächelte und hielt seinem Blick stand. „Na klar. Ich habe doch die ganzen Jahre in einem Krankenhaus gearbeitet, damit ich dann dem Waisenhaus eine größere Summe stiften kann.“
„Cole!“
Er drehte sich um, und Millie warf ihm den Ball zu, den er geschickt auffing.
„Ich erinnere mich, dass du in New York Softball gespielt hast“, sagte Elissa.
„Stimmt, manchmal habe ich am Wochenende mit ein paar Kollegen aus der Firma gespielt. Es waren aber nur Freundschaftsspiele. Während des Studiums war ich allerdings in der Collegemannschaft.“
„Ich habe mich nie besonders für Sport interessiert. Ich weiß nur, dass es im Krankenhaus eine Bowlinggruppe und eine Fußballmannschaft gab.“
„Warum bist du eigentlich nicht ans College zurückgekehrt?“ Cole beobachtete das rege Treiben am Spielfeldrand. In ihm regten sich Schuldgefühle. Schließlich hatte er seinen Abschluss gemacht, während Elissa darauf verzichtet hatte, ihre Ausbildung zu beenden. „Du hättest deine Ausbildung in New York sehr gut fortsetzen können. Es war allein deine Entscheidung, alles hinzuwerfen.“
„Warum verteidigst du dich, Cole, ich habe dir nie die Schuld daran gegeben. Ich weiß jetzt, dass ich einen Fehler gemacht habe, als ich alle guten Ratschläge in den Wind schlug. Aber damals wollten wir einfach nur zusammen sein. Und du hattest doch einen Job. Das Studium war mir zu dem Zeitpunkt nicht wichtig.“
Nur du warst wichtig, fügte sie in Gedanken hinzu.
Cole wusste, dass sie recht hatte. Außerdem hätte ihm der Gedanke, sie Tag für Tag am College zu wissen, nicht im Geringsten gefallen. Er hatte vom ersten Augenblick an Angst davor gehabt, dass sie ihn wegen eines anderen Mannes verlassen könnte – und dann hatte sie es schließlich seinetwegen getan.
„Ich
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