JULIA FESTIVAL Band 95
schätzen.“ Schade, dass er ihr nicht ähnlich positive Gefühle entgegenbrachte.
„Und wie geht’s deiner Mutter.“
„Auch gut. Allerdings haben wir nicht mehr viel Kontakt zu ihr. Sie hat uns nie verziehen, dass wir mit der Fernsehserie aufgehört haben.“
Cole hörte kaum noch zu. Er starrte Elissa fasziniert an und deutete schließlich auf ihre Halskette. „Die hat für dich bestimmt einen enormen emotionalen Wert“, sagte er.
„Nein, nicht unbedingt.“ Sie nestelte an der Kette herum. „Ich habe sie mir dieses Jahr zum Geburtstag geschenkt.“
„Ich verstehe.“
Sein argwöhnischer Ton ließ sie aufhorchen. Warum störte ihn der Gedanke, dass ihr die Kette jemand geschenkt haben könnte? Befürchtete er, dass es einen anderen Mann gab? Wusste er denn nicht, dass es in ihrem Leben keinen anderen außer ihm gegeben hatte?
Einen Augenblick schwiegen sie beide, dann ergriff Elissa wieder das Wort. „Ich sehe morgen früh nach Tiffany.“
„Gute Idee. Ich möchte, dass sie morgen nicht zur Schule geht. Sie sollte erst einen Termin bei dem Kinderpsychologen bekommen.“
Sie starrten sich an, bis Elissa sich räusperte und als Erste den Blick senkte. Am besten wäre es, sich zu entschuldigen und ins Bett zu gehen. Aber sie wollte auf keinen Fall gehen, bevor er sie dazu aufforderte. Sie spürte immer noch die Anziehungskraft, die von ihm ausging.
Ohne es zu wollen, suchte sie wieder seinen Blick. Sie bemerkte ein Flackern in seinen dunklen Augen und legte wie hypnotisiert die Hände auf den Tisch vor sich und beugte sich zu ihm vor.
Elissa wurde es heiß. Obwohl eigentlich Cole immer der Leidenschaftliche in ihrer Beziehung gewesen war, regte sich jetzt starkes Verlangen in ihr.
„Cole“, flüsterte sie und wünschte, er würde …
Was? Sie in die Arme nehmen? Sie küssen? Ja. Sie wünschte, er würde sie jetzt küssen.
Angespannt erwiderte er ihren Blick. Sie erkannte, dass auch er sich nach ihr sehnte. Aber bevor sie irgendeiner Regung nachgeben konnte, war sie auch schon vorüber. Zweifel kamen auf. Sie wusste nicht, wie sie reagieren sollte, wusste nicht, wie sie es schaffen sollte, diesen Mann glücklich zu machen. Vielleicht hatte sie das Aufflackern in seinen Augen auch falsch gedeutet.
Elissa setzte sich aufrecht hin und zerriss so das Band, das sie geknüpft hatten.
Im Handumdrehen verwandelte sich Coles leidenschaftliches Verlangen in Ärger. Mit seinen dunklen Augen sah er sie beinahe hasserfüllt an. Elissa wich automatisch zurück.
„Keine Angst“, stieß er zwischen den Zähnen hervor. „Ich habe nicht Absicht, meine Zeit zu verplempern. Schließlich kenne ich ja deine Einstellung zu diesem Thema.“
Mit diesen Worten verließ er die Küche.
Gegenwart und Vergangenheit, Schmerz und Tränen, ein Augenblick der Gemeinsamkeit, nur ein Augenblick. Elissas Kopf war voll davon. Innerhalb weniger Sekunden hatte sie ihren eigenen Mann erregt und ihn anschließend dazu gebracht, sie zu hassen.
Und warum? Weil sie Angst hatte. Wenn sie doch nur den Mut aufbrächte, mit ihm über ihre Probleme zu reden!
5. KAPITEL
„Hier“, sagte Millie und reichte Elissa eine riesige Schürze. „Wir müssen einen Geburtstagskuchen für Greg backen. Und ich veranstalte immer ein ziemliches Chaos, wenn ich in der Küche herumhantiere.“
„Vielleicht solltest du dich vorher besser umziehen“, erwiderte Elissa mit einem Blick auf Millies teures Designerkleid.
„Ich habe leider nichts anderes“, meinte Millie bedauernd. „Jeff ist der ideale Ehemann, aber er legt großen Wert darauf, dass ich immer gut angezogen bin.“ Millie seufzte theatralisch. „Also füge ich mich in mein Schicksal.“
„Eine wahrhaft noble Geste von dir“, Elissa schmunzelte, während sie die Schürzenbänder verknotete. „Wie groß soll der Kuchen denn werden? Ein normaler Kuchen reicht für acht bis zehn Personen, hier sind siebenundfünfzig Kinder … vielleicht sollten wir Mindy bitten, es für uns auszurechnen.“
„Wir backen nur einen normalen Kuchen für Gregs kleine Privatfeier. Dazu lädt er nur seine engsten Freunde ein. Hol schon mal die Backform aus dem Schrank dort drüben.“
Eine Viertelstunde später war der Teig so weit fertig, dass Millie ihn in die Kuchenform umfüllen konnte. Nachdem das erledigt war, ließen sie Spülwasser für die Rührschüssel einlaufen. Elissa weichte das schmutzige Geschirr ein und blickte dabei aus dem Fenster in den Garten. Dort spielte Cole mit einer
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