JULIA FESTIVAL Band 95
daran?“
Elissa schüttelte den Kopf. „Nein, das ist es nicht“, erwiderte sie kläglich. „Ich wusste nie, was ich tun sollte, wie ich auf seine Leidenschaft reagieren sollte. Ich bin als Jungfrau in die Ehe gegangen, und weil mir das Küssen so gut gefiel, habe ich mir nie Gedanken über das gemacht, was danach kommen würde. Er hat immer auf eine Reaktion gewartet, aber ich konnte einfach nicht. Schließlich war meine Flucht die leichteste Lösung.“
„Und wie ist es jetzt?“
„Ich wünschte, es wäre anders.“ Elissa malte mit dem Finger verlegen Kreise auf die Tischdecke. „Gestern Abend hat er mich geküsst, und alles war fabelhaft, bis zu dem Augenblick, als er mehr wollte. Ich war wie erstarrt, und Cole war böse auf mich. Ich wollte ihm alles erklären, aber wie soll ich etwas erklären, das ich selbst nicht verstehe?“
„Elissa, glaube mir, es ist ganz einfach. Und ich verspreche dir, dir zu helfen. Aber zuerst musst du mir eine Frage beantworten. Möchtest du Cole wieder in deinem Bett haben?“
„Ja. Obwohl ich nicht weiß, was ich mit ihm anstellen soll, wenn er erst einmal dort ist.“
Millie lächelte. „Darüber reden wir später. Hast du jemals einen sexuellen Höhepunkt erlebt?“
Elissa hätte sich am liebsten unter dem Tisch verkrochen. „Nein“, flüsterte sie.
„Gut. Dann wissen wir zumindest, wo wir ansetzen können. Wenn wir wieder in Ojai sind, werden wir erst einmal ein paar Bücher über Sex ausleihen. Du wirst sehen, wenn du ein paar Informationen hast, kommt alles andere von ganz allein.“
„Das klingt vernünftig“, gab Elissa zu.
Millie sah sich vorsichtig um, um sicherzugehen, dass sie immer noch allein im Zimmer waren. „Bei den Männern hat die Sexualität einen anderen Stellenwert als bei uns Frauen. Während wir sehr wohl in der Lage sind, unser körperliches Verlangen für uns zu behalten, wenn wir es nur wollen, ist bei ihnen der Erregungszustand so deutlich sichtbar, dass sie keine Möglichkeit haben, ihren Zustand zu verheimlichen. Mit etwas Einfühlungsvermögen gelingt es uns Frauen jedoch, sie so zu akzeptieren, wie sie sind. Und genau diese Bestätigung brauchen sie so dringend.“
„Und wie soll ich Cole ein solches Gefühl vermitteln, wenn er schon wegläuft, wenn er mich bloß sieht?“
Millie zwinkerte ihr zu. „Das werden wir ab sofort ändern. Und deine erste Hausaufgabe ist es, ihn zu berühren, wann immer sich eine Möglichkeit dazu bietet.“
Elissa schüttelte den Kopf. „Nein, das kann ich nicht.“
„Es ist ganz einfach. Berühre seinen Arm, klopfe ihm auf die Schulter, den Rücken. Geh so dicht an ihm vorbei, dass du ihn mit deinem Körper streifst, und du wirst schon sehen, was geschieht. Du gewöhnst dich an seine Nähe, und er merkt, dass du seine Aufmerksamkeit erregen willst.“
Elissa nickte zustimmend. „Okay, ich werde es versuchen. Danke, Millie, dass du mir helfen willst.“
7. KAPITEL
Elissa machte es sich auf dem Sofa bequem und betrachtete das Buch auf ihrem Schoß voller Interesse. Millie hatte ihr Versprechen wahr gemacht und war mit ihr in der Bücherei gewesen. Dort hatte sie nicht eher Ruhe gegeben, bis Elissa mit einem Stapel Bücher ins Heim zurückkehrte.
Elissa war dieses Unterfangen zunächst äußerst peinlich gewesen, aber Millie bestand darauf, dass sie sich zunächst mit der Anatomie beider Geschlechter vertraut machte, bevor sie ihr weitere Tipps geben könnte. Erstaunt durchblätterte Elissa Seite um Seite jener Literatur, die größtenteils für Teenager geschrieben war. Die Fotos waren so eindeutig, dass für sie nur noch wenige Fragen offen blieben.
Schlagartig wurde Elissa bewusst, dass Unkenntnis sie davon abgehalten hatte, Cole ihre uneingeschränkte Liebe zu schenken. Sie hatte ihn aus Zuneigung geheiratet, hatte auch Gefallen an seinem Körper gefunden, doch seine ganz normalen männlichen Sehnsüchte hatte sie feige ignoriert. Das sollte von nun an anders werden. Für den Fall, dass es ein nächstes Mal zwischen ihnen geben sollte, würde sie gewappnet sein.
Seit sie aus dem Camp zurück waren, konnte sich Cole nicht mehr auf seine Arbeit konzentrieren. Unerledigte Akten stapelten sich auf seinem Schreibtisch. Er dachte ernstlich daran, sich öfter in sein Anwaltsbüro in Ojai zurückzuziehen, denn das war seine einzige Chance, wenn er Elissa nicht ständig um sich haben wollte. Doch verwarf er den Gedanken schnell, da er die Kinder nicht längere Zeit allein lassen
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