JULIA FESTIVAL Band 95
dass du jetzt erwachsen genug bist, mich zu verstehen. Aber ich habe mich geirrt.“
Elissa zuckte zusammen, als wenn er sie geschlagen hätte. „Das stimmt doch nicht.“
„Nein? Kannst du guten Gewissens sagen, dass es dir nicht jedes Mal unangenehm war, mit mir ins Bett zu gehen?“
„Du irrst, Cole. Ich war nur verwirrt. Es ging immer alles so schnell, ich hatte Angst, die Kontrolle zu verlieren.“
„Es ging dir also zu schnell? Du hattest fünf Jahre Zeit und behauptest, es ging zu schnell. Und was die Kontrolle angeht, so unterliegst du einem gewaltigen Irrtum. Es ist Sinn der Sache, die Kontrolle zu verlieren.“
Elissa hatte Tränen in den Augen. Sie wünschte sich nichts sehnlicher, als Cole zurückzugewinnen, und was passierte tatsächlich? Sie entfremdeten sich noch mehr voneinander.
Erschöpft sank sie auf das weiche Sofa und schlug die Hände vors Gesicht. Diese Hitze, die er in ihr entfacht hatte, war für sie etwas vollkommen Neues gewesen. Sie hatte unter seinen Händen geglüht, hätte sie gern überall gespürt. Und dann, von einer Sekunde auf die andere, war sie in Panik ausgebrochen. Wieso nur? Wo lag ihr Problem? Sie liebte ihn doch. Aber geliebt hatte sie ihn vor fünf Jahren ebenfalls, und es hatte nicht gereicht.
Elissa hob entschlossen den Kopf. „Du bist ein Dummkopf“, sagte sie zu sich selbst. Vor fünf Jahren war ihre Angst davor, mit ihm ins Bett zu gehen, größer gewesen als ihre Liebe. Heute würde die Liebe den Sieg davontragen. Einen Anfang hatte sie schließlich schon gemacht. Es musste ihr nur gelingen, die Leidenschaft, die sie vor wenigen Minuten noch empfunden hatte, noch mehr anzustacheln. Das war ihre einzige Chance, ihn wieder in ihr Bett zu locken. Und wenn sie ihn dort hatte, würde es ihr auch gelingen, den Weg zu seinem Herzen zu finden.
Samstagmorgen saßen Millie und Elissa in aller Seelenruhe am Frühstückstisch. Die Kinder hatten sich beeilt, um ihren letzten Tag im Camp noch in vollen Zügen genießen zu können, während Millie sich und Elissa noch eine Tasse Kaffee einschenkte.
„Die Kinder hatten eine herrliche Zeit hier im Camp“, sagte Millie und sah ihrer jungen Kollegin ins Gesicht. „Da ich die Einzige bin, die die edle Spenderin kennt, möchte ich mich bei dir bedanken, dass du ihnen das ermöglicht hast.“
„Ich habe es gern getan. Es macht mir Spaß, hin und wieder ein gutes Werk zu tun. Man könnte auch sagen, dass ich es aus reinem Egoismus tue.“
„Willst du Cole denn immer noch nichts von deinem Geldsegen erzählen?“
„Nein, auf keinen Fall. Ich hätte ihm schon vor unserer Hochzeit davon erzählen sollen. Er würde nicht verkraften können, dass ich schon damals ein Geheimnis vor ihm hatte. Vielleicht würde er mich sogar in seiner Wut rauswerfen.“
Nach den Vorkommnissen des gestrigen Abends wäre es tatsächlich kein Wunder.
Millie griff nach Elissas Hand. „Es geht mich zwar eigentlich nichts an, und du brauchst mir auch nicht zu antworten, wenn dir meine Fragen unangenehm sind, aber gibt es zwischen euch denn gar keine Hoffnung auf eine Versöhnung?“
„Ich wollte, es gäbe eine“, entgegnete Elissa unglücklich. „Aber ich glaube es nicht. Ich war Cole nie eine gute Ehefrau, und daran hat sich auch nichts geändert.“ Elissa starrte abwesend in ihre Kaffeetasse. „Ich liebe ihn immer noch, aber das ist nicht genug. Ich bin für ihn eine einzige große Enttäuschung.“
„Enttäuschung? Wie meinst du das?“, fragte Millie verblüfft.
„Ich …“ Elissa errötete bis unter die Haarspitzen. Außer Millie gab es keinen Menschen auf der Welt, mit dem sie ein solches Gespräch hätte führen können. Also war sie entschlossen, diese Chance zu nutzen. Vielleicht konnte ihr ihre neue Freundin ein paar Ratschläge geben, die ihr weiterhalfen.
„Gibt es einen anderen Mann?“, fragte Millie ruhig.
Elissa starrte sie fassungslos an. „Natürlich nicht. Es hat nie einen anderen gegeben. Mein Problem ist ganz anderer Natur. Ich habe keine Ahnung, was ich anstellen muss, meinem Mann im Bett zu gefallen.“
Millie reagierte genau so, wie Elissa es von ihr erwartet hatte. Sie nahm seelenruhig einen Schluck Kaffee.
„Wie meinst du das?“, fragte sie schließlich. „Cole ist ein leidenschaftlicher Mann. Ich habe ein paarmal beobachtet, wie er dich ansieht. Nur so kam ich überhaupt dazu, dich zu fragen, ob es vielleicht zu einer Versöhnung kommt. Ich bin sicher, dass er dich begehrt. Zweifelst du
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